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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0234

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220 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

frölich. Denn es ist war, wie Augustinus saget:
Non potest dici iteratum, quod ita nescitur esse
factum. Wir müssen von dem sacrament, als von
gottes wort gewis sein. Hie sollen sich auch die
priester hüten, das sie nicht cum conditione: si tu
non es baptisatus, teufen, denn es ist ein unleid-
lich missbrauch gewest, damit ungewis wird, beide
die erste und die ander taufe, und heisst nicht
mehr denn also : Ist die erste taufe recht, so ist
diese unrecht. Sol diese recht sein und gelten,
welche ists denn? Ich weis nicht. Wir lassens
geschehen, das gott uns und denen die also ge-
tauft sein, solchen missbrauch zu gut halte. Aber
nu die warheit so helle am tage ist, wollen wirs
machen nach Christus befel, wie gesagt, damit
unser glaube könne bestehen.
Von der nottaufe aus herzog Heinrichs agenda.
[Folgt Herzog Heinrich’s-Agende Bd. I, S. 267,
Spalte 1, Z. 3 — Spalte 2, Z. 8 „und genugsam
getauft“. Mansfeld fährt darauf fort: und nicht
sol anderweit in der kirchen oder sonst getauft
werden.]
Nachmals aber schreibet Luth. tom. 8, fol. 5013
erstes Drucks: Wenn solch kind am leben bleibt,
sollen sie es in die kirche tragen, das der pfarr-
herr die leute frage, ob sie auch gewis sein, das
das kind [folgt wieder Herzog Heinrich’s-Agende
Bd. I, S. 267, Spalte 2, Z. 13 — S. 268, Spalte 1,
Z. 37].
D. Luth. rath, wie es mit den kindlin der taufe
halben zu halten, die nicht völlig von mutter-
leibe geboren sind, tom. 8, fol. 50a ersten drucks.
Wenn sichs zutregt mit einer frauen, die in
kindes nöten gehet, das die frucht nicht genzlich
mag von ir kommen, sondern allein ein arm,
oder ander glied erfur kömpt, so sol man die-
selbe glied nicht teufen, in meinung als ob da-
durch das ganze kindlein getauft sei. Viel weniger
sol man ein kind, so noch in mutterleibe stecket,
und von ir nicht komen mag, teufen. Also, das
man wolte uber der mutter leib wasser giessen etc.
Denn das solches unrecht und göttlicher schrift
ungemess ist, erscheinet klerlich aus den worten
Jesu Christi, Johan. 3, da er von der taufe also
spricht: Es sei denn das der mensche anderweit
geborn werde etc. Darumb sol nu ein kind ge-
tauft, und also anderweit geborn werden, so ist
von nöten, das es vor ein mal geborn, und auf
die welt kommen sei, welchs nicht geschiehet, so
nur ein einiges glied aus der mutter herfür kömpt.
So sollen nu wir (die dabei sind) allwege
die regel Christi halten: Es sei denn, das der
mensch anderweit geboren werde etc. und nieder-
knien, unser gebet im glauben sprechen, und
unsern herrn gott bitten, das er wolle solch kind-

lein seines leidens und sterbens theilhaftig lassen
werden, und also nicht zweifeln, er werde es nach
seiner göttlichen gnade und barmherzigkeit wol
wissen zu machen.
Darumb dieweil das kindlein, durch unser
ernstlich gebete, zu Christo gebracht, und solch
gebete im glauben gesprochen ist, so ist es bei
gott gewiss und erhöret, was wir bitten, und er
es gerne annimpt, wie er selbst Marci am zehenden
capitel spricht: Lasset die kindlein zu mir komen,
und weret inen nicht, denn solcher ist das himmel-
reich. So sollen wir es dafur halten, das das
kindlein, ob es wol die rechte taufe nicht erlanget,
darumb nicht verloren ist.
D. Luthers rath von der tauf der fündelkinder.
Ibidem b.
Wenn man irgend ein kind auf der gassen
oder sonst an einem ort findet, und nicht weis
wem es zu gehörig, ob es getauft sei oder nicht,
wenn es schon getauft were, doch dieweil kein
offentlich Zeugnis verhanden, sol mans noch ein
mal in der kirchen lassen teufen. Und mag
solche taufe fur keine widertaufe geachtet werden,
denn die widerteufer fechten allein an die offent-
liche kindertaufe etc. Ists aber sache, das ein
weib mit der geburt so gar unversehens ubereilet
würde, und das kind so schwach were, das es ver-
scheiden möchte, ehe sie jemand darzu könne
rufen, in diesem fall mag sie das kind allein
teufen, stirbt es als denn, so ist es wol gestorben,
und hat die rechte taufe entpfangen, welches die
mutter in keinen zweifel stellen sol.
So aber das kind am leben bleibt, sol die
mutter von solcher irer taufe keinem menschen
nichts vermelden, sondern sol schweigen, und
nachmals das kind nach christlicher ordnung und
gebrauch zur offentlichen tauf bringen, und diese
andere taufe sol und kan fur keine widertauf
gerechnet werden. Wie auch oben von den fündel-
kindern gesagt ist. Denn sie allein darumb ge-
schicht , das der mutter, als einer einigen person,
sonderlich umb solcher wichtigen sach, daran die
seelenseligkeit gelegen, gar nicht gegleubet mag
werden. Darumb der offentlichen taufe hoch von
nöten.
D. Luthers rath, wie fromme gottselige frauen zu
trösten, welchen es in kindes nöten unrichtig ge-
gangen. Tom. 8, fol. 51L
Zuletzt, weil uns auch oft fur kömpt, und
umb trost ersucht werden von etlichen frommen
eltern, sonderlich von den frauen, so vorhin in
kindsnöten, on iren willen, ja wider iren willen,
und mit grossem leide ires herzen, haben leiden
müssen, das inen missrathen und unrichtig mit
der geburt gangen ist, also, das die frucht in der
 
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