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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0236

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222 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

Darumb sollen wir mit christen leuten anders
und tröstlicher reden, denn mit den heiden, oder
(das gleich viel ist) mit ruchlosen leuten, auch in
den fellen, da wir seine heimliche gericht nicht
wissen, denn er spricht und leuget nicht: Alle
ding sind müglich denen, die da gleuben, ob sie
es schon nicht alles also gebetet, gedacht, oder
gewündscht haben, wie sie es wol gerne gesehen
hetten, wie jetzt gnug gesagt ist. Darumb solt
man solche felle gott heimstellen und uns trösten,
das er unser unaussprechlich seufzen gewislich er-
höret, und alles besser gemacht habe, weder wirs
haben mögen nennen. Summa, sihe du allermeist
darauf, das du ein rechter christen seiest, und also
im rechten glauben zu gott beten, und herzlich
seufzen lernest, es sei in diesen oder andern nöten,
als denn lass dir nicht leide sein und sorge nichts,
weder für dein kind, noch für dich selbs, und
wisse, das dein gebet angenem ist, und gott alles
viel besser machen wird, weder du begreifen oder
begeren kanst. Ruf mich an (spricht er) psalm 50
in der not, so wil ich dir helfen, das du mich
loben und mir danken solt.
Darumb sol man solche kindlein, bei und
uber welchen solch seufzen, wündschen, beten von
den christen oder gleubigen geschicht, nicht also
dahin verdammen, gleich den andern, dabei kein
glauben, gebet, noch seufzen von christlichen und
gleubigen leuten geschicht. Denn er wil sein ver-
heissen und unser gebet oder seufzen darauf ge-
gründet, unveracht und unverworfen, sondern hoch
und theuer gehalten haben.
So hab ich auch droben gesagt, gepredigt,
und sonst gnugsam geschrieben , wie durch eines
andern oder frembden glauben und seufzen gott
viel thut, da noch kein eigen glaube ist, aber
flugs durch andere furbit gegeben wird, wie im
evangelio Christus der widwen son zu Rain, durch
seiner mutter seufzen, on seinen eigen glauben
vom tode erweckt, und des cananeischen weibs
töchterlin vom teufel los macht, durch der mutter
glauben on der tochter eigen glauben, also auch
des königischen son Johan. 4 und den gicht-
brüchtigen, und viel mehr, davon hie nicht lenger
zu reden ist.
IIII.
Das einsegen büchlein.
Was man aus gottes wort uber die weiber zu
lesen und beten pfleget, wenn sie die kinder nach
den sechswochen in die kirche bringen.
Ir lieben weiber (oder da nur eine person
sol eingesegnet werden, liebes weib) weil euch der
liebe gott genediglich geholfen und zur geburt
einen frölichen anblick gegeben, dem (oder den)
kindlein die heilige taufe und uber das auch

euch einen frölichen kirchgang bescheret hat, so
seid ir ime dafür zu danken schuldig und zu
bitten, das er euch ferner sampt dem (oder den)
kindlein an leib und seele sterken, in allem
guten führen und leiten und für allem argen
bewaren wolle. Demnach so betet mit mir also:
[Folgt das Vaterunser.]
Der 127. psalm [folgt der Psalm].
Der 128. psalm [folgt der Psalm].
Lasst uns beten.
O allmechtiger barmherziger gott, der du
diesem weibe, in ihrer grossen angst (diesen
weibern, in ihren grossen engsten) und kindes
nöten gehulfen, und darzu fröliche frucht (früchte)
bescheret, mit der taufe und heiligen geist be-
gnadet hast, wir loben dich und danken dir
ewiglich und bitten dich durch Jesum Christum
deinen lieben son, du woltest dich uber dis (diese)
kindlein erbarmen, das (die) auch behüten für
allem ubel, sterken, mit deinem geist pflegen und
warten, damit es (sie) in rechtem glauben erzogen,
und böstendiglich dir allzeit gehorsam zu sein,
dich lobe, ehre und preise, (loben, ehren und
preisen), mit allen auserwehlten, hier und dort
ewiglich, amen.
Und du (ir) kindlein, der herr gesegne dich,
auf allen deinen (euch, auf allen euren) wegen,
von nu an bis in ewigkeit, ✝ . Amen.
V.
Wie es mit den kindern solle gehalten
werden, welchen ire mütter vor dem
kirchgang ab gehen.
Wenn eine sechswochnerin stürbe, ehe sie aus
den wochen keme, und das kindlein durch die
wehemutter oder ein ander gottfürchtig weib in
die kirchen bracht würde, mag man von ersten
das heilige vater unser uber dem kindlein beten
und darauf mit solchem nachfolgenden gebet fort-
faren.
O allmechtiger barmherziger gott, nach dem
du dieses kindleins leibliche mutter in irem auf-
erlegtem beruf zu deinen gnaden genommen,
welches wir jetzt nach deinem willen dir lassen
befohlen sein, so loben wir und danken dir doch,
das du diesem kindlein nicht allein zur leiblichen
geburt, sondern auch zur geistlichen widergeburt
der heiligen taufe gnediglich verholfen hast, und
bitten dich durch Jesum Christum deinen lieben
son, du wollest dich uber dieses kindlein erbarmen,
das auch behüten für allem ubel, sterken, mit
deinem geist seiner pflegen und warten, damit es
im rechten glauben erzogen und bestendiglich dir
alzeit gehorsam zu sein, dich lobe, ehre und preise
mit allen auserwelten, hie und dort ewiglich, amen.
 
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