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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0240

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226 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

Und zum manne sprach gott:
Dieweil du hast gehorchet der stimme deines
weibes und gessen von dem baum, davon ich dir
gebot, und sprach: Du solt nicht davon essen,
verflucht sei der acker umb deinet willen, mit
kummer solt du dich darauf nehren dein leben-
lang, dorn und disteln sol er dir tragen, und solt
das kraut auf dem fehle essen, im schweis deines
angesichts solt du dein brot essen, bis das du
wider zur erden werdest, darvon du genommen
bist, denn du bist erde, und solt wider zur erde
werden.
Zum vierden, so ist das euer trost, das ir
wisset und gleubet, wie euer stand für gott am
geneme und gesegnet ist.
Denn also stehet geschrieben:
Gott schuf den menschen im selbs zum bilde,
ja zum bilde gottes schufe er in, er schuf sie ein
menlein und freulein, und gott segenet sie und
sprach zu inen: Seid fruchtbar und mehret euch,
und erfüllet die erde und machet sie euch unter-
than und herrschet uber fisch im meer und uber
vogel unter dem himmel und uber alles thier, das
auf erden kreucht, und gott sahe, alles was er
gemacht hatte, und sihe da, es war alles sehr gut.
Drümb spricht auch Salomon: Wer eine ehe-
frau findet, der findet was gutes und schepfet
segen vom herrn.
Hier recke die hende uber sie, und bete also:
Herr gott, der du man und weib geschaffen
und zum ehestand verordnet hast, darzu mit früchten
des leibes gesegenet, und das sacrament deines
lieben sons Jesu Christi und der kirchen seiner
braut darinnen bezeichnet, wir bitten deine grund-
lose güte, du wollest solch dein geschepf, ordnung
und segen, nicht lassen verrücken noch verderben,
sondern gnediglich in uns bewaren, durch Jesum
Christum unsern herrn, amen.
Der herr segne euch und behüte euch.
Der herr erleuchte sein angesicht uber euch,
und sei euch gnedig.
Der herr erhebe sein angesichte auf euch,
und gebe euch friede. ✝ Amen.
IX.
Erinnerung der heimlichen verlöbnis
halben.
Weil die heimlichen verlöbnisse, so hinder
eltern und vormünden (auch derer personen so
billich zu rathe gezogen werden solten) furwissen
und willen zwischen jungen leuten geschehen,
nach d. Luthers erinnerunge an inen selbs un-
recht und hochstrafbar sein, sollen die pfarherren,
so ofte sie darzu gelegenheit haben, ire pfarkinder
vleissig dafür warnen und die eltern, vormünden,

und wer es sunst zu thun hat, ernstlich vermanen,
das sie darinnen fürsichtig und vleissig sein
wollen und ire kinder und mägdlein mit allen
treuen von heimlichen verlöbnissen abhalten, auch
mit nichten gestatten, das sie sich ires gefallens
mit einander einlassen und verbinden.
Wie den auch gleicher gestalt herwiderumb
die pfarherren, eltern, und furmünden darzu ver-
manen sollen, da in gott kinder oder mägdlein
gegeben, die alters halben und sonst zum ehe-
stande tüchtig sein, und die mittel und gelegen-
heit fürfallen, das sie zu ehren begeret und aus-
gestattet werden können, das sie die selben auch
nicht uber gebüre aus lauterem eigen sin, oder
eigen nutz, oder aus anderm unzimlichen ursachen,
daran hindern und auf halten. Denn solches ist
auch unrecht, und gibt oft zu vielen und grossen
unrath ursache.
Da sich aber hierüber solche felle zutragen,
das sich junge persone mit einander heimlich ver-
lobet hetten, sollen sie die pfarherren für sich
fodern, mit allem vleisse erkunden, wie sie zu
solchem verlöbnis komen, wie fern, und welcher
gestalt sie sich verlobet haben. Und da sie die
verbündnis etwas wichtig, auch ursachen derselben
und andere einfelle befinden, sollen sie es nicht
bei sich behalten, noch den entscheit unbedechtig
auf sich one rath fürnemen, sondern alles treulich
mit allen umbstenden aufzeichnen, dem consistorio
und superintendenten fürbringen und darauf der-
selbigen rath und bedenken hören.
X.
Von den zugelassenen und verbotenen
gradibus im ehestande.
Es treget sich oft viel fragens und mancher-
lei unrichtigkeit zu uber den ehe verlöbnissen,
das sich die personen zusammen verheirathen
wollen, welche naher verwandnis halben, nach
göttlichem und ordentlichen rechten, nicht zusammen
in ehestand gelassen werden können, so wissen
auch oftmals die pfarherren selbst nicht, wie weit
sie die ehe erleuben, oder nicht erleuben sollen,
wie denn auch ire pfarkinder derohalben mit
inen zank anfahen, wenn sie inen nicht erleuben
wollen, sich ires gefallens mit nahen freunden zu-
verehelichen, meinen das es ir getrieb sei, das sie
gehindert werden. Damit nu solchem unrath be-
gegnet, und pfarherren und pfarleute bericht
haben, wie sie sich beiderseits halten mögen, das
sie nicht wider göttliche und ordentliche rechte
handeln, haben wir dis verzeichnis der gemeinen
regeln von den zugelassenen und verbotenen gra-
dibus, wie sie in den benachbarten und andern
chur und fürstenthumben der evangelischen kirchen
breuchlich, aufs kürzte hierein bringen und setzen
 
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