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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0254

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240 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

Nachfolgende tage werden nur halb gefeiret.
Der tag S. Andreae.
Der tag des apostels S. Thomae.
Der tag der bekerung S. Pauli.
Der tag des apostels Matthiae.
Der grüne donnerstag.
Der charfreitag.
Der tag Philippi Jacobi.
Der tag Petri und Pauli.
S. Jacobus tag.
S. Laurentii tag.
Der tag Bartholomei.
Der tag Matthei.
Der tag Simonis und Judae.
Was aber die haltung und verlegung der itzt er-
zelten apostel tage anlangt, ist für bequem angesehen
wurden, das man damit folgende ordnung halte.
Felt ein apostel tag auf einen sontag, so mag er
gehalten werden wie er gefellet, doch das man in
den stedten in den kirchen, da man des sontags
zwei oder drei mal predigt, auf derselbigen pre-
digt eine, das sontags evangelium auch auslege.
Felt ein apostel tag auf einen montag, dienstag,
mitwoch, donnerstag, oder freitag, kan man in auf
den tag, darauf er gefellet in den stedten, wie es
gebreuchlich ist, halten, da es aber breuchlich ist,
denselben auf den nechstfolgenden tag, darinne
man sonst wochen predigten helt, zuverlegen, da
mag es bei solcher gewonheit bleiben.
Felt aber ein aposteltag auf einen sonnabend,
sol er auf den nechstfolgenden sontag verleget
und gehalten werden.
Nach dem aber in der ernte zeit die tage
Petri Pauli und Jacobi gefallen, und die leute in
solcher zeit an der arbeit nicht gerne verhindert
werden, so können dieselbigen evangelia ob-
getachter tage, auf den dörfern, ein jedes auf
nehest volgenden sontag verleget werden. In
stedten aber kan man sie halten auf den tag,
darauf sie gefallen oder komen, wo sie auf einen
sonnabent kemen, auch auf die nehesten sontag
transferirt werden.
Von den hochzeiten auf die heuptfeste.
Weil es auf die heuptfest sehr unbequem ist,
das in den selbigen wirtschaften gehalten werden,
so sollen hinfurt dieselben auf solche feste genz-
lich ein gestellet sein, und auf weinachten acht
tage zuvor, und für dem sontage nach trium regum,
desgleichen in ostern, für dem sontage quasi-
modogeniti, auch in pfingsten, für dem sontage
trinitatis keine hochzeit gestattet werden, welchs
man den leuten also verkündigen, und ansagen
sol. Denn es leider dahin komen, das die hoch-
zeitleute auf solche feste, beide sich selbst, und
andere, am predigt hören und kirchen gehen ver-
hindern.

XIX.
Von der kirchen disciplin vom ban und
offentlicher busse.
Weil neben der reinen lere auch christliche
disciplin gehen und sein soll, und allen recht-
schaffenen treuen predigern uber derselben nichts
wenigers, als uber der lere selbst zuhalten und
die leute darzu mit ernste zuvermanen, und auch
davon rechten und gründlichen bericht aus gottes
wort zuthun gebüret, so haben wir uns solchs zu
gemüte gezogen und anno 1562 in einem christ-
lichen synodo, welcher mit gnedigem rath und
zuthun der wolgebornen und edlen, aller graven
und herren zu Mansfelt, als unserer ordentlichen
lieben obrigkeit, gehalten wurden ist, verglichen
der gestalt, nemlich das wir mit göttlicher hülfe
und beistand bei derselben christlichen disciplin,
so aus gottes wort in dieser graf und herschaft
kirchen nu viel jar hero ublich gewesen, auf-
gerichtet, erhalten, und auf uns bracht ist, mit
treuen vleisse ohne ansehen der personen zu bleiben
und zuverharren bedacht sein.
Nach dem aber von etlichen weltkindern, und
fleischlichen menschen aus derselben kirchen dis-
ciplin und strafe am meisten der christliche ban
und offentliche busse andern zu gefallen, dieselben
in irem ergerlichen mutwillen zu sterken, an-
gefochten, sind wir dadurch verursachet worden,
uns selbst zu sterken und andern, so es begeren
zum besten, davon nachfolgende gründliche er-
klerung und bericht zuthun.
Zum ersten, so viel den christlichen ban (das
ist die offendliche absonderung von der christlichen
gemeine und ubergebung dem satan, der unbuss-
fertigen, und beharrlichen sünder) anlangt, so ist
derselbe gegründet im worte des herrn Christi,
Matth, am 18., da er also befihlet: Höret er dich
nicht, so sage es der gemeine, höret er die ge-
meine nicht, so halt in als ein heiden und zölner.
Warlich ich sage euch, was ir auf erden binden
werdet, das sol auch im himmel gebunden sein.
Hie wird dreierlei angezeigt, zum ersten, das
man die offentlichen und mutwilligen sünder, die
keine vermanunge hören wollen, der kirche an-
sagen und iren ungehorsam und verachtung er-
zelen soll. Zum andern, sol man sie als denn
hernach für heiden und zölner halten, als die von
der kirchen und andern christen abgeschnidten
und abgesondert sein, mit welchen man, nach der
lere S. Pauli, nicht essen und gar nichts zu
schaffen haben soll. Zum dritten, sol man inen
die sünde fur behalten und binden, so wil gott
solch binden auch im himmel kreftig sein lassen.
Mit was process und form aber die offentliche
absonderung derer, die man von der christlichen
gemeine durch den bann ausschliessen wil,
 
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