Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0276

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
262 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.
bestätigt wurde, vgl. Lünig, Deutsches Reichsarchiv, pars spec., I, S. 502, und pars spec.
cont. II, Fortsetzung II, S. 894) versprochen, dass in Zukunft von den Äbtissinnen weder
päpstliche Bestätigung nachgesucht, noch eine andere Religion als die evangelische im Stifte
geduldet werden solle; gleichzeitig wurde in diesem Grundrecesse die Erhaltung des bisherigen
Stiftsconsistoriums und die Bestellung der Pfarrer der Äbtissin zugestanden, wogegen diese
versprach, sich nach der Kirchen-Ordnung der Kurfürsten von Sachsen zu richten. Damit
gewannen die sächsischen Kirchen-Ordnungen Eingang in das Stiftsgebiet.
Von 1575 —1584 regierte als Nachfolgerin Anna’s II. von Stolberg: Elisabeth von
Regenstein, von 1584—1601 Anna III. von Stolberg. Die „Pauerdings“ von 1566 enthalten
rein polizeiliche Anordnungen. Vgl. Lorenz, a. a. O. S. 13 ff.
Zur Geschichte des Gotteskastens oder grossen Kastens, der auf Verlangen der Schutz-
herrn aus einem Theile der von der Äbtissin Anna II., Gräfin zu Stolberg, eingezogenen Kloster-
güter begründet worden war, vgl. Volgt 3, 219, 256. (S. 256 Anm. giebt Volgt einen
Ausblick auf die weitere Geschichte des 1791 noch in der alten Form functionirenden Gottes-
kastens.) Über die Bestellung der Kirchendiener herrschten anfänglich allerlei Wirrnisse. Der
Erbvoigt, die Äbtissin, der Magistrat und die Gemeinde rangen um das Besetzungsrecht. Das
Ergebniss war dieses, dass der Magistrat nach Vorstellung des Bewerbers bei der Gemeinde
und nicht erfolgtem Widerspruche der letzteren die Zustimmung der Äbtissin zur Ernennung
einholte und dann im eigenen Namen die Ernennung vollzog, wobei allerdings der erholten Ge-
nehmigung der Äbtissin in der Berufungsurkunde ausdrücklich Erwähnung geschah. Man vgl.
das Einladungsschreiben zum Abhalten einer Probepredigt vom 9. September 1565 und die ver-
schiedenen Bestallungsbriefe bei Volgt, a. a. O. 3, 263 ff.

44. Kirchen-Ordnung für Quedlinburg. Vom Sonnabend nach Exaltationis crucis (18. September) 1540.
[Aus Dresden, H.St. A., Loc. 10 594, Registr. der Klöster, Bl. 350 ff., verglichen mit Magdeburg, St.A., A. 59,
A. 1022. Bl. 325 ff.]

Auf sonderlichen gnedigen befehls des durch-
lauchten hochgebornen fursten und hern, hern Hein-
rich herzogen zu Sachsen, landgraven in Doringen
und marggraven zu Meissen, unsers g. h. haben
sein f. g. verordente visitatores, wir Wolfgangus
Fues, Wolfgangus Stein magistri und superatten-
dentes zu Kemnitz und Weissenfels, Georg Gold-
acker zu Weberstedt, Fridrich von Hopfgarten zur
Hainick, und Fridrich vom Hain zu Alden Gut-
tern, uf freitag nach exaltationis crucis des
40. jars zu Quedelinburg wie es aldo mit pre-
digen gottlichs worts, reichung der hochwirdigen
sacrament und besoldung der kirchen und schul-
diener zu ewigen zeiten sol gehalten werden,
folgender gestalt geordent, und befehlen hiermit
einem erbarn rat zu Quedlinburg, dieser unser
ordenung stracks nachzugehen und diesem alle-
wege folge thuen, daruber fon unserm g. f. und
h. gnedigen schutz und schirm gewarten.
Erstlich sollen allerlei unchristliche und erger-
liche missbreuch (und bevorn die privat messen),
so unter dem wider christischen und verfluchten
babstumb im predigt ampt reichung der hoch-
wirdigen sacrament und andere gottes dinste und
ceremonien eingefuret, in pfarren, clostern und
kirchen rein abgeschaft sein, als do ist unter
andern vornemlich der breute und sechswochnerin

einleiten, sprengen, salz und wasser weihen fur
das wetter leuten, und dergleichen. Darzu soll
ein rat alle altar und guter, so nicht von noten,
kerzen, fahnen und ander hindernus aus allen
kirchen ufs forderlichste reumen lassen und ab-
brechen und an derselbigen stat stule machen,
darin die leut stehen und gottes wort dester bas
horen mogen.
Zum andern, sol die heilsame lahr des gnaden-
reichens evangelions allenthalben inhalts der con-
fession, so chur und fursten auch andere stende
romischer kais. maiestät. zu Augspurg uberantwortet
und ausgehen lassen, rein, lauter gepredigt, und
die hochwirdige sacrament nach christlicher ein-
satzung und ordenung gehandelt und gebraucht, auch
alle andere gottes dinst und ceremonien demselben
gemess sol gehalten und gebraucht, auch alle
widerwertige lehr hinfurder alhier zu Quedlingburg,
wie auch in s. f. g. ganzem lande und furstenthumb
[fehlt etwa: fern] gehalten werden, wo aber etliche
sich falsche unchristliche lehr zu predigen und zu
halten unterstunden, sol man dieselbigen davon
abzustehen vermanen, und wo sie solchs nicht
thuen werden, durch unsern g. h. gestraft werden.
Zum dritten, sol den dienern der kirchen und
schulen ernstlich befohlen sein, das sie ires ampts
treulich warten, sich ergerlichs und unerbarlichs
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften