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Die Grafschaft Henneberg.
herrn nicht zubewegen sein wollten, auch vor sich
ansehenliche ursachen hetten, als das der gesell
oder magd minderjerig, ungeübt, unerfarn und
dergleichen, sollen die eltern nicht weiter ge-
drungen werden, und sol in solchen fellen den
eltern frei stehen, zu bewilligen, oder nit zu-
bewilligen ; do aber die dochter oder son eins
völligen alters, oder der vater und mutter sonsten
vermerkt, als ob sie der heirath guter oder eins
andern genis verschonen wolten, als denn wollen
wir an stat derselbigen bewilligen, auf die heirats
güter, als ob die eltern selbst darein bewilligt
hetten, verholfen. Und sollen hiermit und in
kraft dieser unser satzung alle und jede ver-
ordenung, so dieser stracks zugegen, und hiebevor
durch uns in unser herrschaft der ehe halben
eroffnet worden, genzlich aufgehaben sein. Des
alles zu rechter urkund ist dis mandat mit unserm
furgedruckten secret besiegelt, und geben zu
Schleusingen am sontag Judica, anno domini,
tausend fünfhundert, und im fünfundvierzigsten
jare.
46. Mandat des Grafen Georg Ernst. Vom 1. März 1545.
[Aus Henneberg. Gem.-Archiv.]
Wir Georg Ernst von gots gnaden, grave
und herr zu Hennenberg.
Dieweil der menschen leben uf erden nichts
anders, dann ein pilgramschaft und sterblich, und
also zum himelischen und ewigem mehr, dann zum
zurgenklichen von gott geordent ist, und aber das
inwendig mensch allein durch das wort gottes
zum ewigen leben erbauen und erhalten wird, so
hat meniglichen zuerachten und zu gemüth zu
füren, wie schedlich, ergerlich, verderblich es sei,
an verkündigung, anhören und besuchung der pre-
dig, lere des heiligen evangelii und andern christ-
lichen ubungen seumlich und hinlessig zu sein,
das es auch zu einer sondern verachtung der ge-
mein gottes reicht, davon ein ider hie und dort
zu seiner zeit gar schwere rechenschaft geben
muss. Dieweil aber itzo in diesen gnadenreichen
letzten zeiten gott der almechtige (dem lob ehre
und preis sei in ewigkeit) durch sein göttliche
gnade und barmherzigkeit uns erschienen und an
tag komen ist, der satanischen grossen untreg-
lichen wider gottes wort menschlichen burden und
satzungen des gewissens entlediget und in die
christliche freiheit gesetzt, ja was hett mancher
mensch für gut und gelt geben, das er hett können
in seinem gewissen seiner sünden halber friede
haben und gleichwol weder wort, trost noch rath
hat können bekomen, mit gelt allein seinen ver-
meinten dinsten und guten werken erkeufen noch
erlangen, welche reichthümer, wolthaten und schetz
wir alle zu diesen unsern zeiten umbsonst und
allein und anders durch nichts dann durch den
glauben an Jesum Christum haben und erlangen
mögen. Demnach erinnern und vermanen wir alle
und jede unsere herschaft verwandte underthan
und inwoner gnediglich mit ganzem ernst, das sie
wöllen zu herzen und zu gemüth füren, wie vil
gross und hoch an der predigt göttlichs worts und
des heiligen evangelii gelegen, das uns christen
das ewig leben dodurch verheissen und geschenkt
ist, uns geburen wil, mit christlicher ernstlicher
emsigkeit und fleis darinnen zu uben. Darumb so
wölle ein ider sich selbst warnemen und ermanen,
sollichs nit allein nicht verachten, sondern mit be-
suchung des wort gottes zuhören also erzeigen
und erhalten, das er für christlich recht mitgelide
des leibs Christi und der gemein gottes alhie er-
funden und erkennet werde und sich selbst nicht
verkürzen und am ewigen leben verhindern. Des
wöllen wir uns bei meniglichen gnediglichen zu
geschehen verlassen und versehen und sollichem
desto stattlicher zu geleben und nachzukomen, so
gebiten und bevehlen wir, obgenanter graf Georg
Ernst ernstlichen, das sich meniglichen, alt und
jung, mans oder weibs person, an den sontagen, fest
oder feiertagen vor und unter dem lesen der
epistel, evangelion auch messhalten und den pre-
digen zu morgens uf den pletzen umb die kirchen
in oder ausserhalb der statt, uf dem markt und
gassen, auch in heusern, ohne nötige gescheft,
auch alles stehens, spacirens, unnutzen geschwetz
und fabilirens, zerens, zechens, spilens, ganz und
gar sollen enthalten, auch kein wein hier noch
speis die wirth sollen verkeufen noch geben, es
weren denn frembde wegefertige leut, die sollen
an irer notturft hirinnen unverhindert sein. Were
oder welche sollichs uberfuren, sie weren jung
oder alt, die sollen durch die land und statt-
knecht, auch andere darzu verordnet werden sollen,
zu verhaft eingezogen und eingelegt werden, und
aus verhaft nicht ausgelassen, dann ein ider hab
funfzehen gnacken alsbalden unnachlessig erlegt
und bezalt zu straf, so oft und vil er in uber-
dretung befunden alwegen gebüst werden. Ermelte
buss sollen zwei theil in gemeinen kasten gefallen,
armen leuten umb gottes willen gegeben und der
dritt theil nemlich fünf gnacken den land und
stattknechten gevolgt werden. Ferner gebieten wir
und wöllen ernstlich gehabt haben, das alle in-
woner in der statt und im ampt ihre hunde und
koeder, wann man den gottesdinst in der kirchen
mit messe halten, predigen und anderm pflegt zu
halten, in iren heusern sollen anlegen und verwaren,
Die Grafschaft Henneberg.
herrn nicht zubewegen sein wollten, auch vor sich
ansehenliche ursachen hetten, als das der gesell
oder magd minderjerig, ungeübt, unerfarn und
dergleichen, sollen die eltern nicht weiter ge-
drungen werden, und sol in solchen fellen den
eltern frei stehen, zu bewilligen, oder nit zu-
bewilligen ; do aber die dochter oder son eins
völligen alters, oder der vater und mutter sonsten
vermerkt, als ob sie der heirath guter oder eins
andern genis verschonen wolten, als denn wollen
wir an stat derselbigen bewilligen, auf die heirats
güter, als ob die eltern selbst darein bewilligt
hetten, verholfen. Und sollen hiermit und in
kraft dieser unser satzung alle und jede ver-
ordenung, so dieser stracks zugegen, und hiebevor
durch uns in unser herrschaft der ehe halben
eroffnet worden, genzlich aufgehaben sein. Des
alles zu rechter urkund ist dis mandat mit unserm
furgedruckten secret besiegelt, und geben zu
Schleusingen am sontag Judica, anno domini,
tausend fünfhundert, und im fünfundvierzigsten
jare.
46. Mandat des Grafen Georg Ernst. Vom 1. März 1545.
[Aus Henneberg. Gem.-Archiv.]
Wir Georg Ernst von gots gnaden, grave
und herr zu Hennenberg.
Dieweil der menschen leben uf erden nichts
anders, dann ein pilgramschaft und sterblich, und
also zum himelischen und ewigem mehr, dann zum
zurgenklichen von gott geordent ist, und aber das
inwendig mensch allein durch das wort gottes
zum ewigen leben erbauen und erhalten wird, so
hat meniglichen zuerachten und zu gemüth zu
füren, wie schedlich, ergerlich, verderblich es sei,
an verkündigung, anhören und besuchung der pre-
dig, lere des heiligen evangelii und andern christ-
lichen ubungen seumlich und hinlessig zu sein,
das es auch zu einer sondern verachtung der ge-
mein gottes reicht, davon ein ider hie und dort
zu seiner zeit gar schwere rechenschaft geben
muss. Dieweil aber itzo in diesen gnadenreichen
letzten zeiten gott der almechtige (dem lob ehre
und preis sei in ewigkeit) durch sein göttliche
gnade und barmherzigkeit uns erschienen und an
tag komen ist, der satanischen grossen untreg-
lichen wider gottes wort menschlichen burden und
satzungen des gewissens entlediget und in die
christliche freiheit gesetzt, ja was hett mancher
mensch für gut und gelt geben, das er hett können
in seinem gewissen seiner sünden halber friede
haben und gleichwol weder wort, trost noch rath
hat können bekomen, mit gelt allein seinen ver-
meinten dinsten und guten werken erkeufen noch
erlangen, welche reichthümer, wolthaten und schetz
wir alle zu diesen unsern zeiten umbsonst und
allein und anders durch nichts dann durch den
glauben an Jesum Christum haben und erlangen
mögen. Demnach erinnern und vermanen wir alle
und jede unsere herschaft verwandte underthan
und inwoner gnediglich mit ganzem ernst, das sie
wöllen zu herzen und zu gemüth füren, wie vil
gross und hoch an der predigt göttlichs worts und
des heiligen evangelii gelegen, das uns christen
das ewig leben dodurch verheissen und geschenkt
ist, uns geburen wil, mit christlicher ernstlicher
emsigkeit und fleis darinnen zu uben. Darumb so
wölle ein ider sich selbst warnemen und ermanen,
sollichs nit allein nicht verachten, sondern mit be-
suchung des wort gottes zuhören also erzeigen
und erhalten, das er für christlich recht mitgelide
des leibs Christi und der gemein gottes alhie er-
funden und erkennet werde und sich selbst nicht
verkürzen und am ewigen leben verhindern. Des
wöllen wir uns bei meniglichen gnediglichen zu
geschehen verlassen und versehen und sollichem
desto stattlicher zu geleben und nachzukomen, so
gebiten und bevehlen wir, obgenanter graf Georg
Ernst ernstlichen, das sich meniglichen, alt und
jung, mans oder weibs person, an den sontagen, fest
oder feiertagen vor und unter dem lesen der
epistel, evangelion auch messhalten und den pre-
digen zu morgens uf den pletzen umb die kirchen
in oder ausserhalb der statt, uf dem markt und
gassen, auch in heusern, ohne nötige gescheft,
auch alles stehens, spacirens, unnutzen geschwetz
und fabilirens, zerens, zechens, spilens, ganz und
gar sollen enthalten, auch kein wein hier noch
speis die wirth sollen verkeufen noch geben, es
weren denn frembde wegefertige leut, die sollen
an irer notturft hirinnen unverhindert sein. Were
oder welche sollichs uberfuren, sie weren jung
oder alt, die sollen durch die land und statt-
knecht, auch andere darzu verordnet werden sollen,
zu verhaft eingezogen und eingelegt werden, und
aus verhaft nicht ausgelassen, dann ein ider hab
funfzehen gnacken alsbalden unnachlessig erlegt
und bezalt zu straf, so oft und vil er in uber-
dretung befunden alwegen gebüst werden. Ermelte
buss sollen zwei theil in gemeinen kasten gefallen,
armen leuten umb gottes willen gegeben und der
dritt theil nemlich fünf gnacken den land und
stattknechten gevolgt werden. Ferner gebieten wir
und wöllen ernstlich gehabt haben, das alle in-
woner in der statt und im ampt ihre hunde und
koeder, wann man den gottesdinst in der kirchen
mit messe halten, predigen und anderm pflegt zu
halten, in iren heusern sollen anlegen und verwaren,