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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0299

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47. Mandat Georg Ernst’s zu Henneberg, Vom 13. Mai 1574.

285

das keiner in die kirchen laufe noch gehe, also
unrugig mit bellen und keifen, als bisher ge-
schehen, zusammen fallen, darüber die verordente
knecht und diner sollen mit fleis achtung tragen,
ob sie hunde in der kirchen wurden sehen und
finden, mit gutem fleis darnach fragen, wes die-
selbigen seind. Derselbigen hunde hern und frauen
solle umb uberdretung dis gebots sechs gnacken,
auch unnachlessig zu straf zu bezalen, so vil mals
sich sollichs auch zutragen wird, sich verwirklich
gemacht haben, drei gnacken armen leuten in ge-
meinen kasten gefallen, und die andern drei
gnacken den knechten bezalt werden, und sollen
die knecht, wo sie die personen, den die hund
sind, nicht können bekommen, macht haben und
ernstlich inen eingebunden sein, in derselbigen
heuser zu gehen, pfand zu nemen, die gultiger
dann ermelte buss sind. Dornach solle sich menig-
lichen haben und wissen zu richten und vor
schaden zu hüten, und wöllen hirmit bei ernstlicher
strafe allen unsern amptleuten, richtern, burger-
meistern , schultheissen etc. haben eingebunden

und bevohlen, söllichen unsern bevel und gebot,
für sich selbst ernstlichen zuvolstrecken, auch uf
die knecht achtung zu haben, dem ohn mittel ge-
leben und nachkomen, allerseits bei vermeidung
unser ungnediger strafe zu entfliehen.
Geben unter unserm zu end ufgedrucktem
secret, geschehen am montag nach dem sontag
Reminiscere anno 1545.
[Das Anschreiben lautet:
Von gots gnaden Georg Ernst, grave
und herr zu Hennenberg.
Unsern gruss zuvor. Lieber getreuer, wir
haben alhie ein mandat anschlagen und verkünden
lassen. Des schicken wir dir hiemit auch eins zu,
wöllest solchs bei dir zu Meiningen, auch ver-
künden, anschlagen und darob halten lassen, domit
in unsern steten gleichheit durchaus gehalten
werde. An dem thustu unsern bevel, datum
Schleusingen sonnabents nach Letare anno 1545.
Dem vesten unserm amptman zu Massfelt und
Meiningen, rath und lieben getreuen
Wolfen Mulichen.]

47. Mandat Georg Ernst’s zu Henneberg. Vom 13. Mai 1574.
[Aus Gotha, Haus- und Staatsarchiv, KK. XX, Nr. 4.]

Von gottes gnaden Georg Ernst, grave
und herr zu Hennenberg, etc.
Unsern gruss zuvor, wirdiger lieber getreuer.
Nach deme wir uns, als ein christlicher fürst, alles
dasjenige, so zu erhaltung reiner lehr (in aller
massen wie sie bishero in unserer herrschaft
durch gottes gnad von vielen jaren hero getrieben)
und dann auch zu christlicher zucht dinstlich, in
unserer uns von gott befohlenen fürstlichen graf-
schaft getreulich zuverfügen und ins werk zu richten
schuldig erkennen, und wir dann nicht unzeitig
betrachtet, das der satan als ein feind alles guten,
zu diesen letzten zeiten je lenger je mehr sich
beides in der lehre (da es ime der allmechtig ver-
henget) zerrüttung und verfelschung, und dann im
leben und wandel allerhand ergernüss anzurichten
bemühet und befleissiget, als haben wir, solchem
ubel so viel an uns und auch möglich, zuvor
kommen, mit zeitigem guten rath und nachlang
gehabtem fleissigem bedenken dahin geschlossen,
an stad des hiervor gebreuchlich gewesenen ehe-
gerichts, einen kirchenrath von christlichen und
wol qualificirten kirchen dienern und auch poli-
tischen personen anzurichten, darmit alle die-
jenige kirchen sachen, welche hiervor durch ein
einige person verrichtet, jetzt von gedachtem
kirchenrath beratschlaget und in allen fürfallenden

sachen, was zur ehre des allmechtigen und besse-
rung der kirchen dinlich, fürgenommen werde, dar
zu wir dann wochentlich einen tag oder zwen,
nach deme es die notturft erfordern wirdet, ver-
ordnet, an welchen alles, was für den kirchenrath
gebracht werden solle, vorrichtet werden möge.
Wie wir auch uber das, alle und jede kirchen
unserer fürstlichen grafschaft Hennenberg, jerlich
zu zweien malen visitiren zu lassen, und was in
lehr oder leben vor mangel befunden, durch mehr-
gedachten kirchenrath vorbessern zu lassen ent-
schlossen. Welches alles dahin gemeinet, damit
so viel desto bestendiger die reine christliche lehr,
so bishero in unserer herrschaft durch sondere
gnade gottes rein erhalten worden, also vort-
gepflanzet und uf unsere nachkommen gebracht,
auch allerhand ergernus abgeschafft werden möge.
Ist demnach unser gnediger befehl, ihr wollet
fürderlich, und wie es die gelegenheit am besten
geben kan, sölch unser christlich fürnemen in
eurn predigten den zuhörern vermelden und er-
kleren mit fieissiger ermanung, gott den herrn
eiferig anzurufen, das sein allmacht zu solchem
unserm christlichem vorhaben seinen göttlichen
segen und gedeien geben wölle. Daran thut ihr
unsere gnedige meinung, und sind euch mit gnaden
geneigt, etc.
Datum Masfeld den 13. mai, anno domini, 1574.
 
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