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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 303

solcher ist das himelreich. Warlich, warlich, ich
sage euch , wer das reich gottes nicht empfehet,
als ein kindlein, der wird nit hinein komen. Und
er herzet sie , und leget die hende auf sie, und
segnet sie.
Nach dieser vermanung und verlesenem evan-
gelio sol die amme, so das kindlein bisdaher noch
bei sich neben dem gevattern behalten, ihme dem
gevattern dasselbige auf die arme geben, und
wann solches geschehen, als denn der diener des
worts also sagen:
Lieben freund in Christo, wir hören in diesem
evangelio, wie freundlich sich der herr Christus
der armen kindlein annimpt, als deme derselbigen
jammer und not, darinnen sie ihrer angebornen
sünd halben stecken, bekant, der sie auch aus
unendlicher liebe von der sünde und des teufels
gewalt mit seinem blut erlöset und aus gnaden
zu erben des ewigen lebens aufnemen wil. Dem-
nach lasset uns auf solche seine gnedige ver-
heissung fur dieses kindlein gott den allmechtigen
demütiglich und von herzen anrufen, und sprechen:
O allmechtiger ewiger gott, vater unsers herrn
Jesu Christi, ich rufe dich an, uber diesen N.
deinen diener (deine dienerin), so deiner taufe
gabe bittet und deine ewige gnade durch die
geistliche widergeburt begeret. Nim ihn (oder sie)
auf herr, und wie du gesagt hast, bittet, so werdet
ihr nemen, suchet, so werdet ir finden, klopfet
an, so wird euch eufgethan, so reiche nu das
gute dem (oder der), so da bittet, und öffene die
thür dem (oder der), so da anklopfet, das er
(oder sie) den ewigen segen dieses himlischen
bades erlange und das verheissen reich deiner
gabe empfahe, durch Christum unsern herren,
amen.
Oder aber:
O allmechtiger ewiger gott, der du hast durch
die sindflut nach deinem gestrengen gericht die
ungleubige welt verdampt und den gleubigen
Nohe selb acht nach deiner grossen barmherzig-
keit erhalten und den verstockten Pharao mit
allen den seinen im roten meer erseufet, und
dein volk Israel trocken durchhin geführet und
das bad deiner heiligen taufe zukünftig bezeichnet
und durch die taufe deines lieben kindes, unsers
herrn Jesu Christi, den jordan und alle wasser
zur seligen sindflut und reichlichen abwaschung
der sünden geheiliget und eingesetzt hast, wir
bitten dich durch dieselbe deine grundlose güte
und barmherzigkeit, du wollest diesen (oder diese)
N. gnediglich ansehen und mit rechtem glauben
im geist beseligen und sterken, das durch diese
heilsame sindflut an ihm (oder ihr) ersaufe und
untergehe, alles was im (oder ihr) von Adam an-
geborn ist, und er (oder sie) selbst darzu gethan

hat, das er (oder sie) aus der zal der ungleubigen
gesondert, in der heiligen archa der christenheit
trocken und sicher behalten, deinem namen all-
zeit brünstig im geist und frölich in hoffnung zu
dienen, auf das er (oder sie) mit allen gleubigen
deiner verheissung, ewiges leben zu erlangen,
wirdig werde, durch Jesum Christum unsern herren,
amen.
Sprechet auch hierauf, von grund euers herzens,
mit andacht das heilige vater unser.
Nach gesprochenem gebet des vater unsers,
sol der pfarrherr den gevattern also anreden:
Lieber freund in Christo, nach dem ihr von
wegen dieses N. begeret, das er (oder sie) ge-
tauft und durch die taufe ein kind gottes, auch
in die heilige gemeine seines volks eingeleibet
werden möge, und euch aus christlicher liebe
dessen so weit annemet, das ir ihn (oder sie) in
dieser offentlichen christlichen handlung vertreten
wolt, als werdet ihr mir auf meine frage ant-
worten, damit jederman wissend werde, worauf
solche taufe gesche.
N. Widersagstu dem teufel, und allen seinen
werken, und allem seinem wesen?
Antwort: Ja, ich widersage.
Gleubstu an gott den vater, allmechtigen,
schöpfer himels und der erden?
Antwort: Ja, ich gleube.
Gleubstu an Jesum Christum, seinen einigen
son, unsern herrn, der empfangen ist vom heiligen
geist, geborn aus Maria der jungfrauen, gelitten
unter Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben, und
begraben, nidergefaren zur hellen, am dritten tage
wider auferstanden von den todten, aufgefaren gen
himel, sitzend zur rechten gottes, des allmechtigen
vaters, von dannen er komen wird, zu richten
die lebendigen und die todten?
Antwort: Ja, ich gleube.
Gleubestu an den heiligen geist, eine heilige
christliche kirche, gemeinschaft der heiligen, ver-
gebung der sünden, auferstehung des fleisches,
und nach diesem leben ein ewiges leben ?
Antwort: Ja, ich gleube.
N. Wiltu getauft sein ?
Antwort: Ja, ich wil.
Dann neme der minister oder pfarrherr das
kindlein aufgewickelt blos in seine hand, und
spreche mit klarer, lauter, und deutlicher stimme:
N. Ich teufe dich, aus befehl unsers herrn
Jesu Christi, im namen des vaters, und des sons,
und des heiligen geistes.
 
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