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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0322

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308

Die Grafschaft Henneberg.

Forma des gemeinen gebets.
Geliebten im herrn Christo, weil wir im namen
unsers herren Christi jetzt alhie versamlet sind,
göttlichen befehl und gebot haben, wir sollen beten,
darzu verheissung, was wir im namen Jesu Christi
bitten, das es unser gnediger vater im himel uns
gern geben wolle.
So last uns nu erstlich bedenken die not
der ganzen christenheit und bitten, das uns gott
sein wort rein und lauter erhalten wolle wider
alle rotten und ketzereien und seine arme christen-
heit gnediglich behüten widers furnemen des
teufels und der tyrannen.
Darnach last uns auch bitten fur das zeitliche
leben, das uns gott mit gnedigem fried und
seligem wetter begnaden, fur theurung und pesti-
lenz behüten und sonderlich dem Türken und allen
feinden seines worts und kirchen wehren wolle,
umb seines heiligen namens willen.
Bittet auch fur die obrigkeit der ganzen
christenheit, das gott ire herzen durch sein wort
und geist erleuchten wolle, auf das gottes wort
und ehre durch sie gefördert und nicht gehindert,
und wir desto mehr frieds bei irem regiment
haben mögen.
In sonderheit aber bittet fur unsern lands-
fürsten zu Henneberg, unter welches schutz und
schirm uns der liebe gott gesetzt hat, und seiner
f. g. gemahl, auch ihrer bederseits f. g. blutsver-
wandten und sonsten angehörige, das sie gott
semptlich in seiner furcht, bei langwiriger guter
gesundheit erhalten und an leib und seel be-
gnaden, auch alle seiner f. g. räte und amptleute
regieren wolle, auf das gottes ehre und alle er-
barkeit gefördert, allem ergernus gewehret, und
die gemeine gottes wol und friedlich regieret werde.
Darnach bittet fur alle fürsten und stende,
so bishero gottes wort bekennet haben, das sie
gott in solchem erkentnis gnedig erhalten und
andere mehr herzu bringen wolle, widerumb aber
die es mutwillig verfolgt haben und noch nicht
ablassen, in ihrem bösen furnemen hindern und
seine kirche gnediglich wider sie schützen wolle.
Sonderlich auch, weil hin und wider in andern
landen viel armer christen umb des worts willen
verfolgt, verjagt, gefenglich eingezogen, elendiglich
gemartert und erwürgt werden, sind wir schuldig
fur sie zu bitten, das gott durch seinen heiligen
geist ire herzen trösten und sterken, in bekentnis
rechter lehr und glaubens sie fest erhalten, und
inen an leib und seel seliglich helfen wolle.
Bittet auch fur alle betrübte, angefochtene,
kranke, dürftige und notleidende christen, unsere
arme brüder und schwestern, hie und in der

ganzen welt, fur alle schwangere, sechswöchnerin
und seugende, das sie gott mit gnaden erledigen,
entbinden und erhalten wolle.
Letztlich bittet auch fur die arme leute, so
noch unter dem babstumb in irrtumb und bösem
gewissen ligen und die selige erkentnis des worts
nicht haben, wie wir, das sie gott zu solchem
licht seiner gnaden auch füren und sie mit uns
durch rechten glauben an Christum wolle ewig
selig machen.
In sonderheit wird ein gemeine vorbitte von
euch begeret, fur N.
Solch alles zu erwerben, betet mit andacht
das heilige vater unser.
Nach solcher vermanung und dem gesprochenen
vater unser, sol der prediger nachfolgenden segen
uber das volk sprechen:
Die gnade unsers herren Jesu Christi, die
liebe gottes und die gemeinschaft des heiligen
geistes sei mit euch allen, amen.
Wann denn die predigt also vollendet, und
communicanten verhanden, sol der cantor das
(Verlei uns frieden gnediglich) oder dergleichen
gesetzlein, singen und unter dessen der kirchen-
diener, so das amt der communion helt, fur den
altar treten, folgende ermanung von dem nacht-
mal mit gegen dem volk gekertem angesicht ver-
stendlich und wol vernemlich verlesen.
Lieben freund in Christo, weil wir alhie im
namen des herrn versamlet sind, das gnadenreiche
abendmal unsers herrn Jesu Christi zu begehen
und zu empfahen, so vermane ich euch, das ihr
mit rechtem ernst und glauben des testaments
Christi wol warnemet und allermeist die wort
(Nemet hin, esset, das ist mein leib, trinket, das
ist mein blut) darinnen uns Christus seinen war-
haftigen leib zu einer speise und sein eigen blut
zu einem trank verordnet, darmit vergebung der
sünden schenket und reichet, im herzen wol be-
denket, auch mit glauben fest fasset und dem-
nach demütig und andechtig dem herrn Christo
der grundlosen liebe, die er uns bewiesen hat, da
er durch sein blutvergiesen und sterben von
gottes zorn, sünd, tod und helle uns erlöset hat,
danket und darauf das brod und wein, das ist,
seinen leib und blut, zu gewiser versicherung,
pfand und zeugnus empfahet, auf das also Christus
in euch, und ihr in Christo ewiglich leben möget.
Demnach wollen wir in seinem namen und aus
seinem befehl durch seine eigene wort das testa-
ment also handeln und gebrauchen.
Und darauf sol der kirchendiener das vater
unser lesen, und wenn dasselbige geschehen,
ferner die wort von der einsetzung des nachtmals
 
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