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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0323

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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 309

so bald nacheinander, uber brod und wein, wie
volget, und dasselbige alles wol vernemlich und
deutlich, sprechen:
Unser herr Jesus Christus, in der nacht, da
er verraten ward, nam er das brod, danket und
brachs und gabs seinen jüngern, und sprach:
Nemet hin und esset, das ist mein leib, der fur
euch gegeben wird , solches thut, zu meinem ge-
dechtnus.
Desselben gleichen nam er auch den kelch,
nach dem abendmal, danket, und gab ihn den,
und sprach: Trinket alle daraus, das ist der kelch
des neuen testaments, in meinem blut, das fur
euch vergossen wird, zur vergebung der sünden,
solches thut, so oft ihrs trinket, zu meinem ge-
dechtnus.
Und soll der kirchendiener, der das ampt
helt, wenn er die wort saget (Das ist mein leib)
alzeit die paten mit den partikeln in der hand,
desgleichen wenn er spricht (Das ist mein blut)
den kelch haben und halten.
Do das beschehen, und die wort der ein-
setzung also gesprochen, sol ein jeglicher com-
municant nach seinem stand, person und alter, in
dem sich dann ein jeder selbsten der gebür zu
erweisen wissen wird, mit andacht aus seinem
stuel oder sonst bequemen ort herbei komen
und ordentlich nacheinander herzu treten, erstlich
den leib und folgends umb den altar gehend
auch das blut empfahen und nach solcher em-
pfahung oder niessung wider in seinen stuel oder
an einen andern ort treten und gott fur die
empfangene wolthat von herzen danken.
Und wenn der kirchendiener den leib reichet,
sol er dabei sagen:
Nim hin und iss, das ist der leib Jesu Christi,
der fur dich gegeben ist.
Und bei der darreichung des bluts:
Nim hin und trink, das ist das blut Jesu
Christi, das fur deine sünde vergossen ist.
Unter der communion sol man singen : Jesus
Christus unser heiland, item, Gott sei gelobet,
oder, Esaia dem propheten das geschach, oder
was sonsten von geistlichen gesengen sein mag,
so dieser action gemess und bequem und die
notdurft nach anzal der communicanten erfordert.
Wann aber der communicanten so wenig,
das auch obgemelter gesenge einer zu lang were,
so sol darmit, so bald die communion geendet,
auch aufgehört werden, und der kirchendiener
mit nachfolgender collect und gebet singend be-
schliessen.

Las uns beten:
Wir danken dir herr Jesu Christ, das du uns
mit deinem leib und blut so reichlich und veter-
lich gespeiset und getrenket hast, und bitten dich
demütiglich, du wollest uns solches gedeien lassen
zu einem starken glauben gegen dir und zu
brünstiger liebe unter uns allen, der du mit dem
vater und heiligen geist lebest und regierest von
ewigkeit zu ewigkeit, amen.
Und spreche der diener ferner:
Der herr segne euch und behüte euch, der
herr erleuchte sein angesicht uber euch und sei
euch gnedig, der herr erhebe sein angesicht auf
euch und gebe euch frieden, amen.
Oder:
Der friede des herren sei mit euch allen, amen.
Do aber keine communicanten verhanden, sol
one einiges orgel schlagen oder figuriren, so balden
der kirchendiener vom predigstuel abgehet, der
cantor einen deutschen psalm oder sonsten reinen
christlichen gesang, nach gelegenheit der zeit, an-
fahen, mit dem ganzen chor und der gemeine
singen, und also darmit nach gesungener collecten
und darauf erfolgtem amen, das ampt beschlossen
werden.
Es sollen auch zu jeder gelegenheit die pre-
diger ire zuhörer in den predigten vermanen, das
hochwirdige abendmal unsers herrn Jesu Christi,
das ist, seinen waren leib und sein wares blut,
aus rechtem glauben, zu sterkung desselben und
besserung ires sündlichen lebens oft zu gebrauchen,
dargegen auch mit vleis und ernst erinnern, das
sie ja nicht in gefastem neid oder bösem eigen-
willigen vorsatz und beharrlichem sündlichem
leben hierzu gehen, und also daran inen selbst
das gericht essen und trinken. Und eben aus
diesem grunde sol kein pfarrherr einem frembden
pfarrkinde, ausserhalb der not, dieweil er dessen
gelegenheit nicht wissen, und sich sonsten allerlei
unrichtigkeit daraus begeben kan, das nachtmal
des herrn reichen.
Und sollen die pfarrherrn in stedten und
dörfern das hochwirdige sacrament auch selbest
oft empfahen, und in stedten, da diaconi sind
und umbgewechselt werden kan, wie andere, umb
den altar gehen, und also iren pfarrkindern auch
disfalls ein christlich gut exempel geben und
sonsten mit aller ehrerbietung und reverenz solch
hochwirdige sacrament handeln und austeilen.
Letztlich sollen sich alle und jede pfarrherrn
darnach achten, das mit leuten in die kirchen,
der predigt und communion, auch allen andern
ceremonien es dahin gerichtet werde, damit all-
wegen im sommer ohngefehrlich ein viertel stund
vor neun uhren, und im winter vor zehen uhren,
es allerdings aus und zu ende gebracht sei.
 
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