Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0326

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
312

Die Grafschaft Henneberg.

Es sol auch nu hinfurter auf den freitag die
predigt, so bishero umb acht uhr gehalten worden,
aus beweglichen ursachen anticipiret und zur zeit
und stunde des frügebets oder früpredigt vol-
komenlich verrichtet, jedoch dargegen die verlesung
des capitels unterlassen, und sonsten mit dem leuten
und singen, wie bei den frügebeten, gehalten
werden, also und dergestalt, das solche freitags
predigt mit singen, predigen, und gemeinem ge-
bet in einer stund aus sei und lenger nicht ver-
zogen werde, auf das und darmit die arbeitsame
leute und taglöhner an irer arbeit und taglohn, so
wol auch andere, ein jeder an seinem beruf, un-
verhindert bleiben mögen.
Zu den frügebeten aber sol man erstlich ein
zimlich lang zeichen mit einer glocken allein leuten,
und von lichtmess an bis auf den 13. aprilis
ohngefehrlich die kirchendiener mit singen, lesen,
und gemeinem gebet es also anstellen, das es in
einer halben stund, und mit dem angehenden tage,
damit gleichwol der arme arbeitsame man an seinem
taglohn, arbeit und narung dadurch unverhindert
bleibe, sich ende.
Von solchem an bis auf Laurenti, sol man ein
viertel stund nach drei uhren zu leuten anfahen,
also und dermassen, das es nach dem leuten mit
allem ein viertel stund vor vieren ohngefehrlich
aus sei.
Von dannen bis uf Galli, sol es eben, wie
von lichtmess an gemeldet, nach dem leuten mit
anfang des gesangs, lesens und betens, gehalten
werden, das es mit angehendem tage auch ein
ende habe.
Von Galli an bis auf lichtmess, als zur
winterzeit, sol widerumb jedes mal kurz vor sechs
uhren geleutet, und dann, wie oft berüret, in
einer halben stunde das frügebet in allem geendet
werden.
Und sollen solche frügebet folgender gestalt
gehalten werden: Nach dem leuten sol der schul-
meister oder kirchner mit den schülern einen
christlichen gesang, deutsch, von der zeit, oder
sonst nach gewonheit, singen.
Do aber der gesang etwas lang, sol man in
bis zum letzten schlussgesetze, welches gemeinglich
ein gebet oder danksagung, zum anfang singen,
hernach der prediger ein capitel aus der biblien,
halb oder ganz, nach gelegenheit des capitels, mit
einer kurzen summarischen erklerung, lesen, und
dann nachfolgend gemein gebet oder dessen in-
halts drauf thun, und letztlich mit dem ubrigen
gesetze, als obgedacht, beschlossen, auch hiervor
angemeldte zeit jedesmals observiret und gehalten
werden.

Form des gemeinen gebets.
Lieben christen, weil wir versamlet, dem all-
mechtigen treuen gott fur alle seine wolthat, an
leib und seel uns erzeiget, zu danken, auch wegen
aller christen not und anligen ihn zu bitten und
anzurufen, als wollen wir unserm lieben herrn
gott, das er uns neben der gnedigen und seligen
bescherung seines waren und heiligen worts und
teglicher unterhaltung und narung unsers leibs
und lebens diese vergangene nacht sampt allen
den unsern so gnediglich behütet hat, von herzen
danksagen und bitten, das er uns auch hinfort
bei seinem göttlichen wort, der predigt des heiligen
evangelii, beneben dem rechten gebrauch der
heiligen sacramenten, als der seelen speise, auch
in rechtschaffenem glauben und warer liebe gegen
sich und den menschen bis an unser ende gnedig-
lich erhalten, auch diesen tag und fortbas, leib,
leben, gut, ehre, man, weib, vater, mutter, kinder
und gesinde, zu förderst aber unsere gnedige liebe
obrigkeit und befehlhabere, den hausstand, und
ein jeglichs, in seinem beruf, schuldigem gehorsam
und arbeit gnediglichen bewaren, segnen und er-
halten wolle, solches von gott dem vater aller
gnaden und barmherzigkeit zu erlangen, wollen
wir ein gleubiges vater unser beten.
Von den festen.
Uber die sontag sollen zu betrachtung der
wolthaten Jesu Christi, unsers geliebten herrn und
heilands, nachfolgende festtage feierlich gehalten,
und darauf die gewönlichen evangelia mit den
ceremonien, wie an den sontagen geordnet, ge-
handelt werden.
Erstlich die vier heupt fest, mit zweien pre-
digten, vor und nach mittage, als:
Der erst und ander christag.
Der erst und ander ostertag.
Auffartstag.
Erst und ander pfingstag.
Desgleichen auch Circumcisionis.
Trium regum.
Purificationis oder lichtmess.
Zum andern die gewöhnliche andere festa, als:
Aller aposteltage.
Item : Pauli bekehrung.
Annunciationis.
Donnerstag und freitag in
der palmwochen.
Johannis Baptistae.
Visitationis.
Mariae Magdalenae.
Michaelis, von den engeln.
Diese alle sollen erstlich auf den sontag zu-
vor verkündiget, darnach wenn und wie sie gefallen,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften