Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0329

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 315

Nach solchem sol das ampt, wie zuvor bei
dem heuptpredigts tag geordnet, seinen fortgang
haben und nach desselben endschaft folgender
process mit der copulation und einsegnung der
neuen eheleute gehalten werden.
Erstlich sol widerumb und sonderlich auf der
orgel geschlagen, figuriret oder gesungen, und in
mitler weile das klingelsecklein umbgetragen,
auch mit dem orgeln oder singen es dermassen
angestellet werden, das solches so lange continuiret,
bis man damit herumber komen.
Nach diesem sollen breutgam und braut fin-
den altar und kirchendiener nebeneinander treten,
und der kirchendiener also sprechen;
Geliebten in Christo, gegenwertige zwo per-
sonen wollen sich miteinander in den stand der
heiligen ehe begeben. Damit sie nun dasselbige
nicht one verstand göttliches worts, wie die un-
gleubigen, anfahen mögen, so sollen sie zum ersten
aus der heiligen schrift vernemen, wie der ehe-
liche stand von gott eingesetzt worden.
Also stehet im buch der schöpfung am andern
capitel geschrieben:
Es ist nicht gut, das der mensch allein sei,
ich wil ihm ein gehülfen machen, die umb ihn
sei. Da lies gott der herr einen tiefen schlaf
fallen auf den menschen und er entschlief, und
nam seiner riben eine und schloss die stet zu
mit fleisch. Und gott der herr hauet ein weib
aus der ribe, die er von dem menschen nam,
und brachte sie zu ihm. De sprach der mensch:
Das ist doch bein von meinen beinen, und fleisch
von meinem fleische, man wird sie mennin heissen,
darumb das sie vom manne genomen ist. Darumb
wird ein mann sein vater und mutter lassen, und
an seinem weibe hangen, und sie werden sein zwei
ein fleisch.
Zum andern, so höret, wie ihr einander ver-
pflichtet und verbunden sein und euch gegen ein-
ander halten sollet, und solches aus dem heiligen
apostel Paulo zun Ephesern am fünften capitel.
Zum breutigam: Ir menner liebet eure weiber,
gleich wie Christus geliebet hat die gemeine, und hat
sich selbst fur sie gegeben, auf das er sie heiliget,
und hat sie gereiniget durch das wasserbad im
wort, auf das er sie im selbst darstellet eine ge-
meine , die herrlich sei, die nicht habe einen
flecken oder runzel, oder des etwas, sondern das
sie heilig sei und unstreflich. Also sollen auch
die menner ihre weiber lieben, als ihre eigene
leibe, wer sein weib liebet, der liebet sich selbst,
denn niemand hat jemals sein eigen fleisch ge-
hasset, sondern er nehret es und pfleget sein,
gleich wie auch der herr die gemeine.

Zur braut: Die weiber seien unterthan ihren
mennern, als dem herrn, denn der man ist des weibes
heupt, gleich wie auch Christus das heupt ist der
gemeine und er ist seines leibs heiland. Aber
wie nu die gemeine Christo ist unterthan, also
auch die weiber ihren mennern in allen dingen.
Zum dritten, so höret auch vom creuz, so
gott auf diesen stand gelegt hat. Genesis am
3. capitel.
Zum breutigam : Gott sprach zu Adam : Dieweil
du hast gehorcht der stimm deines weibes und gessen
von dem baum, davon ich dir gebot, und sprach, du
solt nicht davon essen, verflucht sei der acker
umb deinet willen, mit kummer soltu dich darauf
nehren dein lebenlang, dorn und disteln sol er
dir tragen, und solt das kraut auf dem felde essen,
im schweiss deines angesichts soltu dein brod essen,
bis das du wider zu erden werdest, davon du ge-
nomen bist, denn du bist erden und solt zu erden
werden.
Zur braut: So sprach gott zum weibe: Ich
wil dir viel schmerzen schaffen, wenn du schwanger
wirst, du solt deine kinder mit schmerzen geberen,
und dein will sol deinem manne unterworfen sein,
und er sol dein herr sein.
Zum vierden und letzten, so höret hiergegen
den trost und segen gottes, dessen ihr euch in
eurem creuz zu trösten. Also spricht gott, Genes. 1 :
Gott schuf den menschen ihm selbst zum
bilde, zum bilde gottes schuf er in und schuf sie
ein mennlein und freulein und gott segnet sie
und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret
euch und füllet die erden und machet sie euch
unterthan und herrschet uber die fische im meer
und uber vogel unter dem himmel und uber alles
thier, das auf erden kreucht. Und gott sahe an
alles was er gemacht hatte, und sihe da, es war
sehr gut. So spricht auch Salomon Proverb. 18 :
Wer ein ehefrau findet, der findet was guts,
und kan guter ding sein im herrn.
Item, der königliche prophet David sagt,
psalm 128.
Wol dem, der den herrn fürchtet und auf
seinen wegen gehet. Du wirst dich nehren deiner
hand arbeit, wol dir, du hast es gut. Dein weib
wird sein wie ein fruchtbarer weinstock umb dein
haus herum, deine kinder wie die ölzweige umb
deinen tisch her. Sihe, also wird gesegnet der
mann, der den herrn fürchtet. Der herr wird
dich segnen aus Zion, das du sehest das glück
der stadt Jerusalem dein lebenlang, und sehest
deine kindes kinder. Friede uber Israel.
Nach solchem allem sol er breutgam und
braut also anreden :

40 *
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften