Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0347

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
55. Groldlauter. Kirchen-Ordnung. 1566.

333

einen deutschen psalmen, als Ach gott vom
himel etc., Wo gott der herr etc., Durch Adams
fall etc.
Darnach lese ich wider ein capitel aus dem
neuen testament aus den evangelisten, ex actis
apostolorum, aus den epistel Pauli, Petri,
Johannis etc. nach dem es die ordnung gibt.
Darauf singt das volk den glauben deutsch.
Nach solchem gehe ich auf die canzel, ver-
mane das volk zum gebet und hebe an zu singen
Nu bitten wir den heiligen geist.
Darauf verlese ich das sontags evangelium, daraus
ich erstlich die summam des evangelii anzeige,
darnach in welche stück des catechismi gehoret.
3. Neme ich aufs allermeist zwei oder drei stück
und artikel darauf und in einem jedlichen stück
ein lehr, trost und vermanung, die trage ich in-
sonderheit dem volk aufs einfeltigst deutlichs mit
sprüchen der heiligen schrift ercleret und nach
dem pfündlin, das mir gott verlihen hat, vor und
im beschlus widerhole ich die stück alle mit ein-
ander aufs kürzest, das also die predigt etwan
drei virtel stund weret. Darnach vermane ich das
volk, weiter ihr gebet zu thun zu gott dem vater
aller gnaden und barmherzigkeit fur die not der
ganzen christenheit, für das geistlich, weltlich und
hausregiment. Nach gethanem gebet zu gott be-
fehle ich das volk in den schutz und schirm des
allmechtigen gottes.
Nach der predigt singt das volk Verleihe uns
friede gnediglich , darauf thue ich von stund an
die vermanung an diejenigen, so das heilig hoch-
wirdig sacrament empfahen wollen (derer beicht
ich den abent zuvor angehöret) und sing dann
das vater unser und die wort des nachtmals wie
in der agend Viti Diterichs stehet, alsbald singt
man Jesus Christus unser heiland etc. oder Gott
sei gelobet oder Ich danke dem hern von ganzem
herzen, nach dem viel oder wenig communicanten
vorhanden seind, nach dem singe oder lese ich
die gewonlichen collecten und lass das volk mit
dem segen wider zu haus gehen.
Wo aber keine communicanten vorhanden, so
unterlassen wir das kürie und Allein gott in der
höhe sei ehr und singen sonst an stad desselben
ein deutschen psalmen. Mit dem lesen und anderm
wirds gehalten wie vor stehet, nach der predigt
singt man Verleihe uns friede, oder Es wolle uns
gott gnedig sein und beschliesse mit einer collecten.
Auf die sontagen zu mittage.
Erstlich singet man das Veni sancte deutsch
in der kurzen melotei.
Darnach die zehen gebot oder das vater unser
oder Christus unser herr zum Jordan kam oder
Erbarme dich mein o herre gott oder Herr gott
dich loben wir, nachdem ich ein stück des cat-

echismi handele. Forder lese ich nun ein capitel
aus den propheten, ex psalmis oder aus den
sprüchen Salomonis etc. Nach verlesenem capitel
singt man Gott der vater wone uns bei oder sonst
ein geistlich lied. Darauf erzele ich die stück
des heiligen catechismi aufs einfeltigst und neme
denselbigen stück eines für mich und erclere es
etwas weitläuftiger und nach der predigt singt man
das magnificat deutsch und beschliesse mit einer
collecten. Nach solchem examinire ich die kinder-
lein im catechismo. Also pfleg ich es auch zu
halten auf die hohe fest, wie oben stehet, one
allein die lieder von einem idlichen fest werden
gesungen an statt der vorigen und auf weinachten
feiern wir drei tage, auf ostern und pfingsten nur
zwen wie in der agend stehet.
Am werkeltage.
Auf den freitage halt ichs also. Erstlich singt
man das Veni sancte kurz, darauf sing ich die
litanei furm altar vor und antwort das volk darauf,
volgends die collecten und darauf lese ich ein
capitel aus dem neuen testament. Darnach singt
man das Wir gleuben all an einen gott und thue
dann ein predigt aus den epistel Pauli etc. etc.
Nach der predigt singt man Verleihe uns friede etc.,
Es wolle uns got gnedig sein und dann die
collecten.
Weil aber im sommer sonderlich in der heu-
und schneid-ernd das gemein volk auf dem felde
zu arbeiten pflegt und in die kirchen nicht kommen
kann, so unterlasse ich die wochenpredigt von
S. Johannistage an bis auf S. Bartholomei, es sei
denn das ungestüm wetter ist und das volk auf
dem feld nicht sein kan, so fare ich mit der pre-
digt fort.
Mit dem teufen halt ichs wie in der agend
stehet, desgleich mit heimsuchung der kranken.
Auf wirtschaften.
Wenn wirtschaften bei uns auf den montag
sind, so pfleg man erstlich zu singen das Veni
sancte in kurzer melodei und halt darauf Ein
feste burg und darnach den glauben, unterdes
gehen die leut zum opfer. Demnach thue ich ein
hochzeitpredigt auf der canzel. Nach der predigt
singt man: Wol dem der in gottes furchten stehet
und werden beide eheleut, so zuvor dreimal öffent-
lich nacheinander ausgerufen, zusamen gegeben
und eingeleitet nach der ordnung wie in der
agend stehet. Zum beschluss singt man wider das
sechste gebot: Dein ehe soltu bewaren rein, und
Das helfe uns der herr Jesus Christ, und beschliss
ichs mit einer collecten.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften