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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0358

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Die Grafschaft Henneberg.

predigt alle mal das stück des catechismi, das in
der predigt gehandelt worden und die kinder auf-
sagen sollen, nach dieser recitation verhore ich
die kinder in den aufgegebenen fragstücken, die
fasten uber handele ich die gnadenreichen historien
von dem leiden und sterben unsers hern und hei-
lands Jesu Christi, zwen knaben recitirn nach der
predigt die fragstück vom leiden und sterben Jesu
Christi (wie auch sonst in hohen festen desselben
festes fragstück) durch unsern hern superinten-
denten aufs allerfeinst und kürzest gestellet, be-
schlies widerumb mit einem gesang als dem
deutschen magnificat oder einem andern mit der
collecten, mit dem versikel und antwort drauf:
Der name des herren sei gebenedeiet. — Auf den
dinstag predige ich im spital und habe auch den
catechismum. für, dan weil her Johan Hoch auf
die sontag den text des evangelions handelt, achte
ich den armen leuten die sechs hauptstück christ-
licher ler zu hören und zu lernen hoch von noten
sein, pflegen aber gar nichts weder vor oder
nach der predigt zu singen, dan es an leuten
mangelt.
Wan sie aber das hochwirdige sacrament
empfangen, neme ich den schulmeister mit den
knaben mit hinauf und halte es allerding, wie

oben gemelt, wan ich zu Obermasfeld communi-
canten habe.
Auf den freitag hab ich gepredigt die sontags
episteln historien von der sindflut, das vater unser,
die evangelia, so auf die feiertag als Pauli con-
versionis, Mariae Magdalenae, Michaelis und andere,
bei uns abgeschafft, geleget, und bin willens aus
verleihung götlicher gnaden, nach ostern die für-
nemsten heuptartikel christlicher lere, als von got,
der schöpfung, vom freien willen des menschen,
von der sünde etc. auf die freitag furzunemen,
wan nur das volk vleissig zur predigt und kirchen
sich hielte. Aber bei meniglichen leider ein ser
grosser unvleis und verachtung des edelen teuren
worts, auch grosse liederliche verseumnis und nach-
lessigkeit der eltern, ihre kinder zur kirchen und
schuel zu halten und zihen, vermerket und ge-
spueret wird. Der treue got aber, der vater aller
gnaden und barmherzigkeit und gott alles trostes
wölle sich unser allesampt erbarmen, uns unsere
sünde aus gnaden vergeben, bei seinem wort,
welchs ein wort der gnaden, der versönung, des
trostes und lebens ist, wider alle pforten der
hellen, gnediglichen erhalten. Amen.
Nicolaus Heyden
pfarher zu Obermasfeld.

Queienfeld.
Pfarrer Oswald Wissmann überreichte 1566 eine Gottesdienst-Ordnung (Henneberg.
Gem. Archiv). (Nr. 64.)

64. Gottesdienst-Ordnung. 1566.

Kirche ordenung Oswaldi Wismans, wie
ers helt in der kirchen zu Queienfelt.
Ich Oswaldus bleibe bei der kirchen ordenung
des erwirdigen hern Viti Diterichs, wie mir die in
der ersten visitation fur 20 jaren uberantwortet
ist worden, und gedenk auch darbei zu bleiben
bis so lang mir ein andere und bessere wirt fur-
gestellet.
Sontag und andere festa halt ich es also.
Frue zu rechter tag zeit lass ich leuten zur
predigt, do lass ich singen ein psalm oder ein
geistlichen gesang, wie dieselbigen stehen im ge-
sangbüchlein des erwirdigen hern d. Martini Lutheri
seligen. Darnach lese ich ein capitel (halb) aus
dem neuen testament (juxta ordinem usque ad
finem testamenti). Darauf lass ich wieder ein
schönen psalmen singen, wen der auch aus ist,
lese ich das ander theil des vorigen capitels,

darauf singen wir den glauben, darnach trete ich
auf und predige das evangelium von der dominica
oder feste. Nach der predigt, wen communicanten
do sein, singen wir: Jesus Christus unser
heiland etc. Darauf singe ich oder lese das vater
unser. Darnach verba consecrationis. Darnach
communicir ich die leut und das volk singt das :
Jesus Christus vollend aus und: Gott sei gelobet
und gebenedeiet etc. Darauf beschlies ich mit
der collecten und benediction. Wan aber keine
communicanten do sein, beschliessen wir mit dem
gesang: Erhalt uns herr etc.
Nach essens uf die sontag und andere festa
halten wir den catechismum des Viti Diterichs
und lese alweg ein sermon oder stück daraus.
Darnach wen schüler do sind, lass ich sie den
catechismum recitirn und aufsagen. Singen erst-
lichen im anfang die zehen gepot, so lang man
leret von den zehen gepoten und darnach von den
dreien heubtartikel des glaubens, so lang man auch
 
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