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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0367

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70. Sulzfeld und Klein-Bardorf. Kirchen-Ordnung. 1566.

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Und nach der predigt singt man das: Erhalt uns
herr oder: Es wolt uns gott gnedig sein und be-
schleust der pfarher mit einer collecten.
Nach mittag am sontag zur vesper wird
es also gehalten.
Erstlich singet der schulmeistern mit den
schülern ein psalm aus dem deutschen psalterio
Davidis wie es die ordnung gibt und darauf den
gewönlichen hymnum deutsch (do man ihn anders
rechtschaffen haben kan), darauf recitiren zwen
knaben vor der gemein ein stück aus dem cat-
echismo Lutheri mit der auslegung. Nach solchem
fehet der schulmeister an das deutsch Te deum
laudamus oder: Gott der vater wone uns bei etc.
Darauf handelt der pfarherr den catechismum,
recitirt den kindern und dem ganzen volk von
wort zu wort die heubtstück unser christlichen
lehr, den morgen und abent segen, das benedicite
und gratias, fodert auch und fragt solche stück von
dem jungen gesind, nachmals gibt er ihnen wider-
umb auf ein gebot, einen artikel, eine bitt etc.,
wie es nu die ordnung bringt mit einer kurzen
auslegung aus des Martini catechismi gezogen.
Nach dem catechismo singt der schulmeister das
deutsch magnificat mit dem versikel: Christum
unsern heiland ewiger gott Mariae sohn preisen
wir in ewigkeit. Darauf lieset der pfarher die
collecten mit dem versikel: Danket dem herren,
den er ist freundlich etc. und beschleust die vesper
mit dem benedicamus domino etc.
Von hohen festen weinachten, ostern,
himelfart, pfingsten.
Auf die hohe fest wird der actus vor der
predigt gehalten, wie am gemeinem sontag, allein
zu weinachten an stat des introitus singt der
chor: Ein kind geboren zu Bethlehem, auf ostern
und himmelfart aber: Also heilig ist der tag etc.
dreimal und an stat des psalmen zwischen den
capiteln werden die gewönlich lieder von festen
gesungen.
Zur vesper fehet der schulmeister mit den
knaben an zu singen das kyrie deutsch, darauf
ein psalm aus dem psalterio Davidis, item den
gewonlichen hymnum deutsch, darauf recitiren
die knaben die fragstück eines iden fest
wie sie von dem ehrwirdigen herrn m. Fischero
unsern superintendenten gestellt sein. Nach der
predigt beschleust man mit einem gewonlichen lied
desselbig fests sampt einer collecten.
Von andern feiertagen.
Auf gemeine feirtag, wen comunicanten vor-
handen sein, wird der actus vor und nach der
predigt gehalten, wie am gemeinen sontag. So
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

aber kein comunicanten vorhanden, wird es ge-
halten wie sonst am freitag. Nach der predigt
beschleust man mit dem lied: Erhalt uns herr etc.
oder: Es wölle uns gott gnedig sein sampt einer
collecten.
Auf die freitag in der wochen wird es
also gehalten.
Anfenglich singen die knaben die deutsch
litaniam. Darauf lieset der pfarher die collecten
mit dem versikel: O herr handel nicht mit uns
und unsern sünden etc. und so bald lieset der
pfarher ein capitel aus dem alten testament mit
den summariis Viti Dieterichs.
Auf solch capitel fehet der schulmeister das:
Wir gleuben etc. an und folgt drauf die predigt.
Nach der predigt singt man das agnus dei
deutsch, wilchs sich anfehet: O lamb gottes un-
schuldig etc. Darauf lieset der pfarher die col-
lecten mit dem versikel: Christus ist umb unser
missethat willen verwundet etc.
Auf die sonabent zur vesper.
Die vesper fehet der schulmeister an mit einem
deutschen psalmen aus dem psalterio Davidis, wie
es die ordnung gibt. Darauf folgt der gewonlich
deutsch hymnus. Darnach lieset der pfarher ein
capitel aus dem alten testament mit den summariis
Viti Dieterichs und wird die vesper beschlossen
mit dem: Erhalt uns herr etc. und collecten etc.
Darauf höret der pfarher beicht.
Von der tauf.
Die tauf wird allerding vom pfarherr ver-
richtet nach der form, wie die in der agenda Viti
Dieterichs gestellet ist.
Von eheleuten wie die eingeleitet werden.
Erstlich so sie zu kirchen kommen, singt man
ein deutsch psalm, Ein feste burg etc. Darauf
den glauben: Wir gleuben alle etc. Nach diesem
lieset der pfarher ein capitel mit der summarien
oder thut ein kurz vermanung, und werden dar-
nach die beide person, so willens sein zu greifen
zum ehelich stand, nach der form, wie die in der
agenda Viti Dieterichs verfasset ist, eingeleitt,
allein im anfang redet der pfarher die mansperson
also an: N. ich frag dich, ob du wöllest N. zu
einem ehelich gemale haben, sie lieben und ehren,
in allem creuz mit ihr gedult tragen und dich in
keiner noth noch widerwertigkeid von ihr scheiden,
es scheide euch den der tod, so sprich hie offent-
lich Ja. Darnach zum weibsbild spricht er: Ich
frag dich gleichfals ob du wöllest N. zu einem
ehelichen gemale haben, ihn lieben und gehorsam
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