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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0425

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83. Mandat des Erzbischofs Sigismunds, betr. die Kirchendisciplin. Vom 30. Mai 1562.

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noch die alten missbreuche und abgötterei wären etc.
Dieser articul soll noch zur zeit eingestellet
werden.
Da auch vorfiele, dass etliche punkte der noth-
durft nach nicht bewogen, und die visitatores be-

nach dasselbig was unchristlich abrogirn und rein und
gar abschaffen und verordnen, das die personen so im
closter bleiben und unterhalten werden müssen, mit der
seelsorge so viel als andere pfarrleute christlich und
wol versehen werden. Und da jemand in seinem irr-
thumb und abgöttischen wesen halsstarrig befunden und
sich zu einer rechten lehre und gottes dienst nicht be-
geben wolt, soll mit demselbigen gleichwol das ver-
schafft werden, das sie ihre mess halten, oder ander
abgotterei nicht treiben, noch jemals wiederumb auf-
richten, auch sich lesterung wider die christliche lehre
und reformation enthalten müssen. Dem pfarrher, dem
88. Mandat des Erzbischofs Sigismunds, betr.
[Aus dem Magdeburger St.A. III, 57 abgedruckt von
Mengering und des von mir verglichenen
Wir Sigismund von gottes gnaden,
erzbischof zu Magdenburg, primas in Germanien,
administrator des stifts Halberstadt, marggrafe zu
Brandenburg, zu Stetin, Pommern, der Cassuben
und Wenden, und in Schlesien zu Crossen herzog,
burggrafe zu Neuenburg, und furst zu Rugen,
hiermit bekenen, dass wir von unseren verordenten
visitatorn berichtet worden, dass unsere under-
thanen, hin und wieder, in eine rohe, wuste, wilde,
ungezogen leben also geraten, dass die liebe, beide
gegen gott und dem nechsten, bei vielen genzlich
erloschen, auch on alle gottesfurcht, sonderlich in
dorfschaften, wie die wilden thiere, ir leben mit
offentlichen sunden, ohne scheu zubringen, und wo
deme nicht vorkommen, endlich ein heidenschaft
und untergang gottesworts und sacrament, auch
unablesliche strafe erfolgen muste.
Derwegen wir unsers erzbischoflichen und
furstlichen ampts und dass solchs, wo wirs also
hingehn liessen, uf unserm gewissen bleiben wurde,
uns erinert und auf vorgehenden rath, nachvolgende
ordnunge, die hin und wieder, in flecken und
dorfern, beides unsers erz- und stifte, Magdeburg
und Halberstadt, offentlich angeschlagen werden
solle, geschlossen, wollen auch dieselbige ernstlich,
stark und on einige nachlassen, gehalten haben,
nemlich:
1. Vom amt der seelsorger.
Dass zum ersten die pfarherr ires
ampts der seelsorge treulich warnemen, und
fleissig anhalten, mit reiner lere des gottlichen
worts, auch die sunden mit ernste strafen, das
volk zum christlichen gebete, zu gottesfurcht, zu
busse und besserunge ernstlichen vermanen, weil
die zeit itzt so gar schrecklich, und gott die strafe

finden würden, dass gleichwol daran gottes ehre
und der menschen seelen seligkeit gelegen, sollen
sie die visitatores in deme christliche ordnung zu
machen, und billiche beschaffung zu thun, ge-
mächtiget sein.
solche seelsorge bevohlen wird, soll sein unterhaltung
aus des closters guter haben.
Es sollen auch hinfurter gar keine personen in
die closter gekleidet, noch eingesegnet werden.
Beschlus: Es wird auch für notwendig geachtet,
das in die instruktion und zu ende derselben clauseln
mit einverleubt werden, da etwan furfiele, das etzliche
punkt der notturft nicht bewegen (wie oben, bis zum
Schluss).
Hierauf folgt dann noch in M.: Item da der ampt-
leute in der instruktion gedacht, das die vom adel und
andere, so jedes orts ire eigene gerichte haben, mit ge-
meinet und eingezogen werden. —
die Kirchendisciplin. Vom 30. Mai 1562.
Arndt, a. a. O. Die Abweichungen des Druckes von
Druckes (vgl. oben S. 404) stehen in Anmerkungen.]
uber unser sunde heufet, wie vor augen, dass ein
jeder christenmensche sich selbst prufe, und gott
nicht mit sunden zu grösserm und ewigem zorne
uber sein leib und seele reize und verursache.
2. Von muthwilligem versäumen des
gottes-dienstes.
Demnach das volk sich zum wort
gottes, das zu hören und zu lernen, vleissig
halten und nicht verachten sol, und weil vermerkt
wird, dass viel menschen so gar rohe und gottlos
sein, dass sie oft des feiertags umb irer arbeit,
ja umb unnutzer gescheft willen, die predigten
ganz vorechtlich verseumen, damit dann gottes
zorn uber die lande verursacht wird, so sol den
altermennern, richtern und bauermeistern, in flecken
und dorfern aufzumerken bevohlen sein, welcher
des sontags oder fests aus der kirchen bleibt, der
solle der gemeine funf groschen busse verfallen
sein, so oft er des sontags oder auf ein feste die
predigt verseumen wird, und da diejenigen, den
das aufsehen bevohlen, hierinne seumig sein werden,
sollen sie bemelte busse, dem ampte oder gerichts-
halter jedes orts selbs geben, wurde aber jemands
ein ehehaft furfallen, dadurch er des sontags oder
festes zur kirchen zukommen vorhindert, der solle
mit seinem nachbar einem zum pfarrher kommen
und zuvor seine not anzeigen, der solle hernach
mit der busse verschonet werden. Es sollen auch
alle diejenigen, welche, wen man des sontags oder
fests in der kirchen angefangen, draussen stehen
bleiben oder hinaus laufen, ehe die predigt aus
ist, auf dem kirchhofe oder sonst gewesch halten,
die halbe busse, nemlich drittehalben groschen
vorfallen sein, welche die gemeine einnemen, und
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