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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0441

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86. Kirchen-Ordnung der Stadt Burg. Vom 3. Juni 1542.

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artikel am Sonntag nach Joannis Baptistae, d. i. am 28. Juni 1584 einen ausführlichen Bericht.
Derselbe steht in einer im Jahre 1665 gefertigten Abschrift in Magdeburg, St.A. 2, Nr. 921,
Bl. 2 ff. Er giebt fast nur Auskunft über die Einkommensverhältnisse. Bemerkenswerth ist,
dass der Rath sich darüber beschwert, dass der Superintendent Joachim Simonis sich ohne Vor-
wissen des Rathes vom Rathe zu Haldensleben habe als Prediger bestellen lassen. Ebendaselbst
Bl. 45 finden wir eine Schul-Ordnung, welche auf der Visitation von 1583 überreicht wurde.

[Aus dem Rathsbuch der Stadt Burg mitgetheilt von
Ordo atque ritus evangelicus.
Ein ordenunge, der sich ein ersamer rath zu
Borch mit ihren predicanten, den wirdigen und
wolgelarten hern Mathes Schroder und hern Johan
Friederichs uber das predigtamt und was dor zu
von den schulmeister und kirchendienern observirt
und gehalten sal werden, vorgelichen am sönn-
abent vigilia sanctissime trinitatis anno d. 1542.
Erstlich alle sonnabende und in vigiliis der
hohen feste auch anderer evangelischer viertage
sal in beiden pfarkirchen von dem pfarrer oder
seinem diacon vesper gehalten werden, dor zu sal
der schulmeister mit der helft der schuler zu unser
lieben frauen und sein baccalaureus mit der anderen
helfte zu sanct Nicolaus sampt dem kirchendiener
in einer jeden pfarkirchen schuldig und verpflicht
sein, die vesper zu singen nach dem befel des
predicanten. Und so es vor not und biqueme
eracht und angesehen und sonderlich in den vigilien
der hohen feste, so sal nach der vesper auch ge-
prediget werden von dem diacon oder von dem
pfarrer selbst.
Zum anderen, das auch alle sontage und fest-
tage des morgendes um fünfen oder halbeweges
sechsen, wenn geleut wurden, auch eine metten
in beiden pfarkirchen gesungen werden von den
personen wie vorbemeldt. Und nach der metten
sal der diacon oder capellan predigen, so einer
vorhanden.
Und zur hohepredigt und zum testament
unseres herrn Jesu Christi sal um acht schlege in
jeder pfarrkirche mit der grossen glocke geleut
werden. Dar nach sal das ampt des testaments
mit dem officio und gesange de tempore eherlichen
angefangen, der sermon des evangelii vom pfarrer
getan und das testament volendet werden. Das
es dor mit geleichformig gehalten wie das in
anderen evangelischen stetten und pflecken ge-
schihet.
Zum dritten so sal auch alle sontage und
festtage nach mittage zu einem schlage im closter
geleut werden. Dor silbest sollen der schulmeister
mit den seinen und beide custodes aus den pfar-
kirchen zu erscheinen schuldig sein, nach dem
geheiss oder befel der predicanten eine vesper zu

Vom 3. Juni 1542.
in: Magdeburger Geschichtsblätter 9, 70.]
singen. Und die predicanten und ihre diacon
sollen ordenen und vorfügen, das alle wege und
unnachlässig zur selbigen zeit alda im closter ge-
prediget, und das sal unter ihnen alternis vicibus
gehalten werden und nach dem sermon oder pre-
digt sal man mit dem magnificat und da pacem
concludiren.
Zum virden alle dinstage und alle dönnestage
in der woche sal im kloster geprediget werden,
des sommers von sechsen bis umme siben, und im
winter von sieben bis umme achten. Der predicant
zu sanct Nicolaus sal predigen des dinstags und
der predicant zu unser lieben frauen des dönnstages
vel vicissim juxta placitum eorum.
Zum fünften. So aber vor gut eracht und
angesehen würde, das 1 quadragesimali des frei-
tages auch ein sermon geschen solle, weil alse
dan der fischmarkt nicht am freitage sonder des
sonnabents gehalten wird, das wil ein rath zu er-
fordern sich vorbehalten haben, und das dan beide
diacon einer nach dem andern (alternatim) zur
abentzeit umme seigers vieren alse man salve zu
singen in übunge war, eine predigt und under-
richtunge oder vermanunge hetten, die mit gut
und dienstlich wer, vor dem jungen volke.
Zum sechsten. So haben auch die predicanten
einen ersamen rathe uf ihr beger und bitte zusage
gethan, gut zuversicht bei der schulen zu haben,
in der woche einmal, zwei oder drei, nach ihrer
gelegenheit die schule zu visitiren, und mit ein-
zurathen, das die jugent nicht verseumet, sonder
gehandelt und gelesen werde vom schulmeister
und seinen gesellen, das vor solche junge knaben
alse hier sein, nutze und dienstlich und das alle
wege von den schulern in den kirchen auch under
dem sermon zucht, ehr, ehrbarlich gehorsam und
reverenz gehalten werde.
So sollen der schulmeister, seine gesellen und
kirchendiener nach aller billigkeit den predicanten
gehorsam sein, sonderlich in dem, das da anlanget
kirchendienst und schulregiment, und seint dar ob
vom ersamen rathe an sie remittirt und gewiesen.
Zum siebenden und letzten sal diese ordenunge
von den predicanten mit fleisse observirt und bei
den dienern der schulen und kirchen erfordert
werden. Das die ehr gottes des almechtigen dor
54*

86. Kirchen-Ordnung der Stadt Burg.
Kretschmann
 
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