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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0442

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Das Erzbisthum Magdeburg.

mit gesucht und einigkeit, liebe und friede bei
den leuten gehalten werde. Und das auch alle
werkeltage von dem kirchendiener oder custer in
jeder pfarkirche, des morgents umb 5 schlege oder
kurz dornach metten geleutet und des abends umb
2 slege vesper geleutet werde, dor nach das volk
sich zu richten habe, alles getreulich und sonder
gefer.
Nu volget die belonunge der predicanten und
der custer, das ihnen uf ein jar gelobet von einem
ostern bis zum andern.
Nemlich jeder predicant, der pfarrer ist, sal
haben 40 gulden an gelde, 2 wispel roggen,
2 wispel malz, 2 feiste schwein, einen frischen
gras ochsen, einen engelschen rok, frihe furunge,
frie wonunge und grases uf 8 oder 10 heupt
kavihes. Dar gegen sollen sie mit ihren capellan
und kustern alle dienstbarkeit den leuten gratis
und umbsonst thun, alse kintdeufen, sacrament
reichen, begrauen, brauttrauen und auch keinen
vierzeitenpfennig vom volke fordern noch haben.
Her Johan Roden, der diacon oder capellan
zu Sanct Niclaus kirchen, sal haben 24 gulden an
gelde, 1 wispel roggen, 1 wispel gerste, vier gulden
zu einem rinde und schweine, und ein sechziger
holz sampt friher wonunge.
Jeder custer sal uf jedes viertel jars haben
3 gulden und 3 sceppel roggen, item 2 gulden
vom seiger stellen und 2 gulden von der pulsatur

der grossen glocken von den vorstendern zu be-
kommen, was die pulsatur anlanget, und der rath
wil das andere geben. Doch aus gute sal jeder
custer des jars noch 3 scheppel gersten vom rath
bekommen und über das sollen sie nicht mehr zu
fordern haben.
Item wie man die todten sal beleuten lassen.
Wer der kirchen ein schock geben wil, der
sal der beiden grossen glocken mächtig sein.
Wer aber wil geben ein halb schock, der mag
leuten lassen die apostelglocke mit einer miss-
glocken.
Wer aber arm ist und nicht hat zu geben,
der sal 2 glocken von den kleinen zu leuten
mächtig sein. — Und es sei einer arm oder reich,
so sol er doch nicht mehr dan zwei pulse leuten
lassen, den ersten puls sofort, wan der mensche
verscheiden, den andern puls über dem begrebnis,
wen der corper wird zur erden bestettiget.
Des alles sich ein ersamer rath mit der ganzen
gemein eindrechtiglich vereiniget und entschlossen,
quod ego Johannes Parey notarius publ. sub manu
mea propria protestor. In fidem J. P.
Zu dieser selbigen zeit ist das vordeck oder
krone in unser lieben frauen kirche über dem
predigerstule dem almechtigen gotte und seinem
seligmachenden worte zu ehren zugericht und ge-
bauet worden.

Hadmersleben.
Auf der Visitation von 1563 wurde eine Gottesdienst-Ordnung überreicht (vgl. oben
S. 402). Dieselbe hat Danneil, a. a. O. Heft 1 S. 36 aus dem St.A. zu Magdeburg ab-
gedruckt. Ich wiederhole den Abdruck. (Nr. 87.)
87. Gottesdienst-Ordnung. 1563.

Bericht des rathes.
Erstlich was die kirchenbestellunge bei uns
belangt, halten wir es also: sonnabents secunda
hora wirt vesper gesungen. Vor das erst singen
zwene knaben die lateinischen antiphen super
psalmos, dornach wird der hymnus gesungen, den
singt ein knabe die sontagliche epistel lateinisch
und intonirn darnach die antiphena super magni-
ficat, denn singt der pfarher die collecten und be-
schlissen die knaben mit dem benedicamus und
letzlich sitzt der pfarher beicht.
Sontags frue wirt septima hora geleutet,
dornach hebt man an zur mess den introitum,
kyrie, gloria in excelsis, sequenz de tempore, singt
der pfarher ordentlich die collecten, episteln und
evangelia, den singt man das deutsche credo, deinde

concionator ascendit sugestum. Finita contione
singt man wieder ein psalmen, den hebt der pfar-
her die prefation oder das vater unser an, darnach
die verba Christi im abendmal, reicht darnach also
die sacrament nach einsetzunge und bevelich des
hern Christi, deinde canit benedictionem und singen
letzlich die knaben, got sei gelobet und gebenedeiet.
Nach essens leut man umb zwolf uhr und singen
2 knaben die lateinische antiphen super psalmos,
darnach das deutsche quicunque mit der antiphen,
auch zu zeiten den hymnum, so handelt darnach
der pfarher den catechismum, demnach singt man
das deutsche magnificat mit der antiphen (Christum
unsern heiland), darnach das deutsche (nunc di-
mittis), den beschleust der pfarher mit der collecten
und die knaben mit dem benedicamus.
Dinstags frue media sexta singt man das
 
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