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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0463

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92. Ordenung der gemeinen kesten, in der löblichen stadt Maydeburg aufgerichtet. 1524.

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werde. So soll der ersame rat von in fordern ir
jaren tarmin und daraus lassen verzaichen alle
ire clenodia rente und einkomen und was in irem
vorrat keller, kochen und auf den sullern, und das
darinne ein gut bequeme ordnung muge gemacht
werden, wurzu man das mit der zeit gebrauchen sall.
Zum achten gleicherweis soll man handeln
mit den neuen clostern. Welche ein recht gut ge-
wissen machen, darinne zu bleiben, mit vordamnus
der selen, mogen sie balde heraus gahn, den
andern aber soll man ein monat lang das evan-
gelium predigen. Darnach mogen sie sich bedenken
und einen freien ker geben daraus zu gehen oder
darinne zu bleiben. Die darinne bleiben, soll man
zimlich besorgen ir leben lang, sunst sall man in
allen dingen mit ine handeln, als in den vorigen
artikeln mit den monchen verzeichent ist, mit
disem anhange, das sie furtmehr kein schwester,
auch die vorgeschriben monch keine bruder auf-
nemen sollen und vorfuren mit argelist und die
bosen manchfeldigen secten in der christlichen
kirchen mugen zutrennet werden.
Zum neunden ist verordent ein gemeiner
kasten, darinne fallen sollen die uber bleibenden
vorgeschrieben guter der geistlickeit und der stif-
tungen, selmessen, der jar gedechtnussen, der spende,
der bruderschaften, item die testament und almusen
der christgleubigen menschen. Auch sollen vor-
ordent werden in allen pfarren fromme menner,
burgermeister, rathleute als in der wurdigen stat
Nurmberg und in andern enden mehr verordent
seint, solch almusen von christlichen leuten den
armen cristen aus bruderlicher liebe zu gut und
das lohn von got nemen.
Zum zehenden soll man aus disen kasten zim-
lichen und erlichen zum ersten die pfarhern und
ire capellan und ire prediger, so ferne sie das
evangelium recht predigen und mit gutem leben
und exempeln beweisen und das volk nicht ergern.
Ist aber imands unter ine, der das nicht thun
wolde, so sol man pfarner erwelen, die dasselb
gerne thun. Ist aber auch imands unter ine, den
92. Ordenung der gemeinen kesten, dem dürftigen
aufgerichtet
[Nach dem Drucke von Hans
Ein erbare ratb der keiserlichen stadt Mayde-
burg hat aus hohem bedenken und durch vleissige
anregen in heiliger schrift vorständiger personen
sampt den gemeinen bürger sich voreiniget, das
das armut und kranke nothdorftige volk möchte
erquicket und erhalten werden, demselbigen als
unseren nehsten hülf und trost vorzuschiben und
zu leisten, ist derhalben in S. Joannes kirchen
ein kasten gesatzt und zu S. Augustin auch einer,
dar ein man vorsamlen soll, was durch mildeI
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

die gnade der keuschheit nicht gegeben were, moge
frei ein ehelich weibe nemen. Denen sollen sie
allen iren pfarkindern das heilige sacrament umb
gots willen geben und raichen und alles was in
noth ist, also begraben, breute sechs wochen ein-
leiten etc. Auch sollen daraus versorgt werden
schulmeistern, custer und ander diner der kirchen,
item die armen, spitaln und ire diner, haus arme
leute, auch arme hantwerksleute, witwen und weisen
und einheimische betler, die des raths zaichen
tragen sollen. Aber alle die andern frembden
betler abweisen, es sei dan das man imand aus
christlicher lieb etwas mitteiln wolte, welchs alles
gescheen solt durch die erwelten darzu gekorn
und vorstende des kastens, welchs in bequemer
zeit dem rath und gemein oder irn geschickten
denen gute rechenschaft thun.
Alle dise artikel haben wir erwelten vor die
ganze gemein mit rath gnug aller unser prediger
bedacht, gehandelt und aufgeschriben und alle mit
der ganzen gemein gesint sein leib und leben
daruber zu lassen, so es noth und die ere gots
wurde fordern, wan solche artikel sein gleichmessig
und gegrundet in der heiligen schrift. Auch ver-
meldet es keys. mandats, welches gebend das
evangelium recht zu predigen und darnach zu
leben und sein anzaigen die liebe gots und des
negsten.
Darumb bittet die ganz gemein ganz demütig-
lich und vleissiglich den erbarn weisen rat diser
stat, zu solchen dingen die ere gots und seins
gotlichen worts und seligkeit der sein und liebe
und notturft des negsten belangende wolle be-
helflichsein, das dise artikel aufs allererst auf-
gerichtet wurden und in ir wesen gestalt neben
uns mochtet gehanthabt werden. Das will ein
ganze gemein umb den ersamen rath in schuldiger
gehorsamer untertenigkeit widerumb erkennen.
Uber dise angezaigte artikel haben die ge-
meinde dem rat der alten stat Magdeburg noch
etzlich ander artikel in welchen sie begern sollen
alle Innungen abezuthun.
armut zu gute, in der löblichen stadt Maydeburg
t. 1524.
Knappe. Magdeburg 1524.]
hende frömer leute gegeben wird, zu disen zweien
kasten sein 10 schlüssel verordnet, also das ein
erbar rath einen hab, di kirchveter auch einen,
und itzlicher von den acht personen aus den pur-
gern und der gemeinheit sal auch einen haben.
Item auf das förmlich und recht hir pei ge-
handelt mag werden, so hat ein erbar rath under
sich erwelet 4 personen, dorunder ein purgermeister
ist, dise 4 personen wollen di ganze stadt durch-
gehen unde sich vleissiglich bekunden, wu hausarme
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