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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0499

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105. Kirchen-Ordnung der Stadt Ermsleben. 1564.

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stück aus dem catechismus Lutheri mit der aus-
legung. Zuvor hat der diaconus die epistolas
dominicales gepredigt.
Nach der predigt das magnificat, das Deo
dicamus, oder ein deudscher psalm sint der be-
schluss.
Zur wochenpredigt hat der pfarr bevor ein
psalm des freitags explicirt. Der pfarr erklert
die festa über all tage umb 3 uf den abend den
catechismum Lutheri den zuhörern. Nach lätare
aber erklärt er täglich ein stücklein aus der passion
Christi. Die betmesse halten wir zwischen ostern

und pfingsten und sonsten des jahres etliche male,
auf die apostolien festa predigen wir das evan-
gelium de festo.
Die personen, so sich vereidigen wollen, werden
drei sontage aufgeboten, am dritten sontage publice
copulirt. Ein brautpredigt geschiet den montag.
Nach solcher giebt man braut und bräutigam den
segen. Nach der geburt werden die kindlein um
12 oder 2 hora zur taufe gebracht, alsdann ge-
tauft. Die begrebnus geschiet 9 mane oder
2 vesperi.

Ermsleben.
Die Stadt Ermsleben hatte sich schon 1535 einen evangelischen Prediger in der Person
des Johann Senger erwählt. Selbstständig hatte sie den Gottesdienst geregelt und konnte bei
Gelegenheit der Visitation von 1564 eine förmliche Gottesdienst-Ordnung überreichen. Dieselbe
gelangt hier aus Magdeburg, St.A., Repert. 13, 848a, frühere Bezeichnung: Cop. 600, Kirchen-
Visitationssachen im Erzstift Halberstadt, zum Abdruck. (Nr. 105.) Vgl. auch Nebe, a. a. O. S. 250.
Die lateinische Schul-Ordnung steht ebenda Bl. 210ff. und in Magdeburg, St.A. II, 848.
Eine weitere Schul-Ordnung für Ermsleben förderte die Visitation des Jahres 1589 zu Tage.
Vgl. Magdeburg, St.A., 13, Nr. 855. Vgl. oben.

105. Kirchen-Ordnung der Stadt Ermsleben. 1564.
[Aus Magdeburg, St.A., Cop. 600, Kirchen-Visitationssachen im Erzstift Halberstadt. 1564.]

Euch erwürdigen, achtbarn und hochgelehrten,
grossgünstigen lieben prälaten und hern. Auf eur
christliche visitation gebe ich aufs underthenigste
meinen claren bericht, wie die götlichen embter
hier mit uns zu Ermsleben in unser pfarkirchen
celebrirt und die sacramenta administrirt werden.
Alle sonnabende und andere festabende wird
von unsern kirchendienern und schülern aufs er-
lichste vesper gesungen und unter dieser vesper-
zeit sitze ich beicht und warte auf das volk. Des-
gleichen auf den morgen metten; alsdan gehe ich
frue in das filial Sinsleben und thue die erste
fruepredigt.
Darnach umb 7 uhr wird in unser pfarkirchen
auch gelaut und hebe an officium de sancta trini-
tate oder sonst nach gelegenheit der festtage die
officia. Wan das gloria in excelsis, collecta,
epistel und evangelium gelesen, alsdan gehe ich
auf die kanzel und predige das heilige wort gottes
mit ganzem vleis, soviel gott gnade dazu verleihet,
vermahne, leite und führe die leute zum erkentnis
irer sünde und bussfertigem leben und den lieben
Christum, unsern heiland und seligmacher und
sein heiligs evangelium zum troste und selig-
machung aller betrübten selen und gewissen, das
ist nach bevehlich unsers lieben hern Jesu Christi

„gehet aus verkündiget buesse und vergebung der
sünde in meinem namen“, desgleichen der liebe
heilige Johannes in der wüsten auch gethan, und
halte mich gründlichen der heiligen christlichen
augspurgischen confession. Darnach beschlies ich
mit gebet und thue das vor alle stende, potentaten,
prädicanten und sonderlich vor unsern gnädigen
hern, seine angewaltigen und seiner gnaden beide
bistumb oder stiften und aller nottorft der ganzen
christenheit und sonderlich, das got seine heiligen
kirchen wolt vor den Moscovitern, Türken und
allen bösen feinden gnediglichen behüten und ihr
ruhe, friede und einigkeit verleihen.
Nach der predigt versamlen sich die communi-
canten fein ordentlich vor dem altar, knien an-
dechtig nieder, dan bete ich ihnen erstlich für,
so beten sie mir heimlich nach, darnach thue ich
die consecration, balde gehn sie mit grosser an-
dacht und gebührlicher reverentia zum heiligen
hochwürdigen sacrament. Wan sie das sumirt und
entpfangen haben, müssen sie vor dem altar bleiben
und dem lieben gott vleissig danksagen, erstlich
vor die vergebung der sünde und alle wohlthaten
und dem lieben Christo Jesu vor sein heiliges
bitter leiden der ewigen erlösung und dem heiligen
geiste vor seine erleuchtung und heiligung und
 
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