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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0556

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542

Das Fürstenthum Anhalt.

dunge hette1), dan es ist beschwerlich armen leuten,
die nimants haben, zu bestellen und bringt auch
ein geseufe, so man die greber umb sunst nicht
haben mag, wie davon geredt wirt.
Puerpera.
Es solt auch nicht unbequem sein, obwol
durch Christum unsern hern und heiland g. das
gesez von der reinigunge Mosi im buch der prister
die sechswocherin betreffen erfüllet wer2), das es
geordnet (wan ein weib wolt zur kirchen gehen)
mit des hern pfarrers wissen geschee, und weils
nicht oft kümpt, das dem hern pfarner sein gebür
gefallen mocht, es weren dan sogar arme person,
dens billich nachgelassen würde, dieweil nichts
anders ime an die stat zum einkommen vorordnet.
Man soll aber hirinne der christlichen freiheit
gebrauchen und nit den eingang so notig machen,
davon die gewissen beschwert, sundern aus demut
und dem almechtigen got umb sein wolthat zu
danken, wie dan purificacionis davon alwege sal
gepredigt werden.
Nupciae3).
Wan auch ein hochzeitlicher tag ist unorde-
nunge aber zu vorhüten, sal ein gewisse stunde
sunderlich fru vorordnet werden, dornach sich
braut und breutgam auch die geladene geste wissen
zu richten, und wer gar fein, das zwischen neun
und zehen solch puls gethan würde, damit die in
der hochzeit mit der kuchen und speise sich
wüsten eigentlich zu richten und der breutgam
sich auch zur kirchen mocht finden.
Das auch dem hern schulmeister4) und cantori
würde, auch kirchner und wer sunst die von alters
zu fodern het, wo darnach geschickt, willig ein
suppe gereicht und geben werde.
Confessio.
Die beicht sol auch ire stunden haben nach
der vesper bis umb vier oder fünf. Da sollen die
communicanten sich finden, wos müglich ist, iren
glauben und sünden zubekennen, sich auch eusser-
lich rüsten und zimlich schmücken, auch nüchtern
sein, damit ein unterscheit gemacht zwischen des
hern abentmal und dem teglichen essen. Fru am
heiligen tage wil sichs beichten sparen, übel
schicken, dan es nimand mag warten. So machts
auch den hern pfarrer nach seiner predigt vor-
drossen und unleidlich, auch beschwerlich, dan
predigt macht einen müde, und viel singen und
reden ist schwer arbeit, sunderlich dem koppe.
Communicacio infirmorum et visitacio
domestica.
Die kranken5) sollen vleissig besucht werden
und getrostet6), dan krank man arm man. Sie
1) fossarii. 2) Die quesserei der weiber zu messigen.
3) Terna proclamatio retineatur et diligens in-
quisicio impedimentorum habenda. Psalmus canendus:
Beati omnes qui timent deum. 4) Scholasticus. Cantor.
Custos. Offer. 5)Infirmi. 6) Oraciones ad communionem.

haben vil bekommernis und sorgen, konnen nicht
essen noch schlafen, doch einer mehr dan der ander.
Es hat auch Christus und seine libe jünger gethan.
Wo aber imands wil beichten und daheime
das sacrament entpfaen1), das ers nicht am suntage
nach abent oder nach mittage vorzihe, dan vor-
zug ist schedlich, dan die stunden seint nicht be-
quem, so kan mans an heiligen tagen ubel warten,
am ersten, wan die krankheit gespürt, solt die
geistlich arznei vorgehen, wie auch die canones
zeigen, und nicht damit so langsam vorzogen, bis
schir die sele wil ausfaren, wie dan ein alter
brauch lengst gewesen.
Sacerdotes sint jeiuni semper et temperati,
ne sacramenta inhonorentur.
Reinlich lichte nackparn in communione adsint.

Foesta in anno Christi et Marie aliorum-
que sanctorum.
Festa im jar sollen frei gehalden werden,
zum exempel des glaubens zu uben, damit das
junge und grobe volk gemussiget mügen zur pre-
diget kommen, singen und beten und dem barm-
herzigem got unserm liben vater im himmel danken
von des jargedechtnis wegen, betrachten und be-
denken, was got uns zu gute gethan, mit flehen,
er wolle uns sein ein gnediger got durch seinen
liben sun Jesum Christum , für uns geboren und
gestorben und durch gotliche kraft widerumb auf-
erstanden , wie dan allezeit in der predigt an-
gezeigt sol werden, und sint mit namen dise:
Nativitas Christi mit zweien tagen2).
Neu jar, circumcisionis.
Epiphanie, wilchs heist drei könig.
Purificationis Christi et Marie.
Annunciacionis Christi.
Pascha mit zweien tagen, ostern.
Ascensionis, himmelfart Christi.
Pentecostes, pfingsten mit zwei tagen.
Corporis Christi, des heiligen warlichnames tag.
Johannis baptiste.
Visitacionis, conceptionis Marie.
Magdalene.

Marie.

Laurencii.
Assumpcionis
Nativitatis
Michaelis.
Omnium sanctorum.
Martini.
Aller apostel tage fur mittage.
Vigilia I paschce.

natalis.
Es wer auch nicht bose, das die christnacht
und ostern3) mit der wache gehalden wurden, wie
für alters. Man weis aber den grosen misbrauch
und zeuberei, leichtfertickeit, auch fleischlich woll-

1) Communicatio domestica.
3) Vigilia noctium.

2) Festa in anno.
 
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