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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0558

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544

Das Fürstenthum Anhalt.

110. Die von Justus Jonas verfasste Ordnung. 1538.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX. Vgl. oben S. 500.]

Titel des Umschlages:
Ungeverlich1) bedenken und vorschlag,
wasser gestalt die pfarren, predigstuel,
kirchensachen und gotts dienst alhier
zu Zerbst, christlich und ordentlich
muge bestellet werden2).
Anno domini M.D.XXXVIII.
Innerer Titel: 1538.
In nomine Jesu Christi.
Ungeverlich bedenken uf verbesserung3)
und vorschlag, wasser gestalt die pfar-
reien predigstuel, kirchen sachen und
gottsdienst alhier zu Zerbst christlich
und ordentlich muge bestellet werden.
Nachdem der hochste furnemste befel unsers
herrn Christi und des heiligen geistes an alle
geistlich hirten und seelsorger doruf stehet, das
den aposteln allen iren nachkomen befolen, das
evangelium und reich gottes zu predigen, wie
Matthei und Marci am letzten geschrieben stehet,
Gehet hin und leret alle volker und teufet sie etc.,
item Gehet hin in alle welt und prediget das
evangelium aller creatur, item so Paulus der
apostel in geschichten der aposteln am 20. und
Petrus 1. Petr. 5 so treulich vleissig und ernstlich
vermanen alle prediger und hirten, das sie die
scheflein und die herde Christi weiden sollen,
vleissig auf sie sehen, und dieselbigen treulich
bewachen und vorwaren, so ist vor allen dingen
hoch nötig, in sachen gotts ehre und rechten
gottesdinst belangend, doruf zusehen, domit fur-
nemlich dasselbige hirten, seelsorger und lerer
ampt mit vleis bestelt werde.
Darumb ist in diser kirchen bestellung Zerbst
erstlich doruf vleissig achtung zu geben, das der
furnemste pfarrer und seelsorger in der christ-
lichen lere wol bericht und gelert, an lere und
leben unstreflich sei, das er gut gerücht und
namen habe, das er furnemlich die bibel und
heilige schrift, auch die schriften bücher doct.
Martini und Philippi vleissig gelesen habe, nit be-
rüchtiget sei mit ungegrunten, röttischen leren der
widerteufer, Carldstads, des Zwinglii dergleichen,
das er auch mit dem herzen hange an der rechten
lere, und nit (wie itzund zuzeiten funden wird)
mit dem munde das evangelium und doct. Martini
1) „Ungeverlich“ von Jonas hinzugeschrieben.
2) Zusatz von Jonas’ Hand: „Doch uf weiter be-
ratschlahn and verbesserung wan das einkomen der
lehen zusamen bracht und entlich beschlus geschihn
soll.“ Dann ist dieser ganze Titel des Umschlages
durchstrichen.
3) Die Worte „Ungeverlich“ und „uf verbesserung“
sind von Jonas in den Text hineingeschrieben.

lere bekenne ader nenne, heimlich mit dem herzen
falschen leren vom sacrament anhange, ader die
geschwetz und lesterschrift Coclei und Witzels,
ader dergleichen, (do nit ein titel ader buchstab
rechter christlicher lere inne ist) gerne habe und
beliebe, in summa das er der reinen christlichen
lere, so in der confession und apologia korz be-
griffen, ein gewissen bericht habe, und das es ime
ein ernst sei, nit sein eigen ehre oder nutz, sonder
der seelen heil, so ime befolen, trost der gewissen,
gottes ehre und frucht des evangelii zu suchen.
Erstlich nun und vornemlich in diser kirchen
und gemeinde zu Zerbst soll hochster vleis vor-
gewendt werden, das die beide pfarren und ge-
meinde zu S. Niclas, und S. Bartholomei mit
seelsorgern und pastorn bestellet worden, wilche
die reinen christlichen leren darzugeben und gegen
die widersprecher zuvorfechten geschickt sein
mochten.
Der pfarrer und seelsorger zu Sanct Niclas
soll licentiat ader doctor sein, der theologiä ge-
lert und geubt in der heiligen schrift, der auch
ein ubung habe latinisch zu reden und zu schreiben,
domit das er den anderen diacon kirchenpersonen
unter zeiten die wochen etliche lection thuen muge.
Demselbigen pastor und oberpfarrer sollen
geben werden zu besoldung hundert und funfzig
gulden.
Diesem furnemsten pfarrer sollen zugeordent
werden 2 diacon, wilcher itzlichem sollt geben
werden 60 fl.
Zu Sanct Bartholomei sollt vorordet werden
auch ein magister, ader wolgelerter man in der
heiligen schrift, unstreflich an lere und leben, dem
solt salarium geben werden 80 fl.
In derselbigen kirchen zu S. Bartholomes
solten sein neben dem pfarrer zween diacon, auch
gelert in der heiligen schrift, geschickt zu pre-
digen, den solte geben werden zu solde itzlichem
50 fl.
Dor uber solten vorordet werden 2 diacon,
auch geschickt zu predigen, gevlissen latinisch zu
studiren, ad quotidianum perfectum, die solten mit
beicht hören, die kranken in hospitalen und sunst
in der stadt zu besuchen, teufen, catechismus
predigen, kindbetterin einleiten, begrebnis als be-
leitung der leichen den zweien diacon in S. Niclas
pfarren helfen, furnemlich auch dazu vorpflicht
sein, domit die ober diaconi des besser ires stu-
direns, predigens auch lesens warten mochten.
Item dor uber solten vorordent werden, noch
2 diaconi auch geschickt zu predigen wan es not,
gevlissen lateinisch zu studiern ad quotidianum
 
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