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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0573

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119. Vollmacht und Instruktion zur Visitation. Vom 23. September 1561.

559

sie die vornehmen, ihre ursachen horen und ferner
darzu vermahnen, mit verwarnung, do sie sich nit
bessern würden, das ihnen solches in keinen wege
kont geduldet, sondern musten dargegen bequeme
wege furgenommen werden.
Und damit das volk mit mehrer furcht zum
gebrauch des hochwirdigen sacraments des altars,
auch zue vleissiger anhörung gotliches wortes ge-
bracht und angehalten werden, sollen die pastores
das volk zum ofternmal treulich vermahnen, sich
zum sacrament und gotlichen worte zu halten, mit
ernstlicher angehefter bedrauunge, do solche ver-
echter sich nit bessern würden, darzu sie dan bis
auf ostern itzt kommend und lenger nicht frist
haben sollen, das sie zur gefatterschaft und gemein-
schaft der heiligen taufe nit sollen zugelassen,
auch ihnen das hochwirdige sacrament in ihren
todesnöten, welches sie in ihrem gesunden leben
mit rohem gewissen verachtet, ohne vorgehende,
rechtschaffene reue und busse mitzuteilen versagt
werden, dergleichen auch derselben verstorbenen
leib mit der kirchen und schuldienern gegen-
wertickeit und christlichen gesengen und cere-
monien zu dem begrebnus keins wegs zu beleiten.
Doch sollen die pastores mit derselben ex-
communicatio nichtes vor sich thun oder furnehmen,
sondern do der verechter einig sich in benanter
zeit nit gebessert, solches hieher gelangen und
sich darinnen ferners beschieds erholen, damit es
nicht dafür geachtet, das solches aus ihren eignen
affecten imande zu sonderlichen widerwillen fur-
genommen.
So wollen wir auch, das das offentlich schenken,
spielplez, quaserei, tenze, spaziren gehen und
stehen auf den kirchhofen, kremerei und alles,
was vom gottesdinst abziehen mocht, unter der
predigt, vor und nachmittage, durch unsere visi-
tatores ernstlich sollen abgeschaffet werden.
Von guetern, so zu den pfarren, schuelen
und andern geistlichen emptern ver-
ordent.
Darinnen sollen unsere visitatores fleissige er-
kundung haben, ob was darvon entzogen (bona
surrepticia), und wer solches in gebrauch hat und

uns dasselbige berichten, damit wir darinnen
ferner billige verordenung thun konnen.
Und sollen die visitatores aller pfarren dia-
conen und schulendiener einkommen in ein richtig
verzeichnus bringen.
Von kirchengebeuden.
Die visitatores sollen auch vleissig nach der
pfarren gebeude fragen, ob darane mangel und
etwas zu bauen notturftig , welches sie auch ver-
zeichnen und uns berichten sollen; welcher won-
heuser aber wolgebauet, bei denen sollen sie an-
halten, das sie dieselbigen in beulichem wesen,
wie guten hauswirten zustehet, erhalten.
Vom gemeinen kasten.
Die visitatores sollen auch in stedten und
dorfern von der kirchen und gemeinem kasten
einkommen und wie das angewandt wirt, erkun-
dung haben und bevehl thun, das solch einkommen
treulich einbracht und den kirchen zu gut an-
gewandt und nicht untergeschlagen oder zu etlicher
personen vorteil der kirchen entzogen werde.
Von hospitalien.
Sollen die visitatores sich derselben gelegen-
heit und einkommens auch erkunden und bei
denen, so der hospitalien vorsteher seint, die fur-
wendung thun, auf das den hospitalien getreulich
vorgestanden werde.
Von den schulen.
Die visitatores sollen sich erkunden, wie es
in den schulen gehalten und sollen den schul-
meister und schuldiener vermahnen, das sie bei
den knaben vleis thun und sie wol instituiren
wolten, damit sie in der grammatica nit verseumet
und sollen den pfarhern ides orts befelen, das
derselbige alle quartal einmal neben dem burge-
meister oder sonsten einem aus dem rathe in die
schulen gehen und die schueler examiniren und
verhören etc.
Die leute zum almosen zu geben vermahnen.

119. Vollmacht und Instruktion1) zur Visitation. Vom 28. September 1561.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 36 ff. Vgl. oben S. 507.]
Von gotts gnaden wir Joachim Ernst und grus und geneigten willen zuvor, bekennen dar-
Bernhart gebruder, fursten zu Anhalt, grafen zu neben mit disem unsern brife vor jedermennig-
Ascanien, hern zu Zerbst und Berneborg, ent- lich, nachdem wir uns mit den hochgebornen
bieten allen und jeden unsern underthanen und fursten, hern Wolfgangen und hern Joachim
vorwanten geistlichs und weltlichs standes unsern j fursten zu Anhalt etc. unsern freuntlichen lieben
1) Überschrift von der Hand des Fabricius: Furstliche instruction und" befehl der visitation halben
anno domini 1561 zu thun.
 
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