Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0577

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
120. Kirchen-Ordnung auf dem Lande. Vom 22. Juli 1562.

563

haben wir ihnen auch bevohlen, das sie ahn wissen
und willen ires pfarhers keinen kuster annehmen,
noch verurleiben sollen.
Zum neunten haben wir den burgern in flecken
und bauren in dorfern ernstlich und bei straf
unser gnedigen obrigkeit bevohlen, das sie ire alte
kirchen schulde auf angesetzte, und angenommene
termin bezahlen sollen, und wer der kirchen von
iren gutern oder sonst jerlich zinse gibt, wie dan
alles in visitation buch verleibt, das er die vor-
beschlossene jerliche rechnung erlegen soll, do
aber jemand so mit vorwilligung des pfarhern und
vorstender der kirchen1) geborget hette, das er
davor gnugsam vorsicherung thue, und vom gulden
des jars einen groschen der kirchen zu zins, vom
halben gulden sechs pfenning, und so fort geben
sollen, von diesem geld und vorrath der kirchen
sol man furnemblich die kirchen und kirchöfe in
beulicher werung halten, alle notturft der kirchen
bestellen, die heuser des pfarhern und kusters,
wie volget, bauen und bessern, hievon sol man
auch den fromen hausarmen derselbigen gemein
nach vermugen in iren nöten dienen und, da uber
diese notige ausgab etwas in der kirchen ane bar-
schaft ader frucht uberig bliebe, das mochten
pfarher und vorstender mit vorwilligung der ge-
mein, wie vorgesagt, under iren nachbauern auf
zinse thun.
Zum zehenden, haben wir auch mit wissen
und rath und2) furstlichen rethe zu Zerbst in
allen flecken und dorfern verordnet und bevohlen,
das man daselbst dem pfarhern und kuster gebur-
liche auch notige wonunge stelle, wende, zeune
und dergleichen, und dem pfarhern auch eine
scheune, zu seinen fruchten notig, bauen, und inen
solche gebeu einmal neu und wol bestendig uber-
antworten und in thun sol, wie auch in andern
furstenthumen geschihet. Wurden aber die-
selbigen gebeu gedachter kirchendiener etwa vom
ungewetter, fremden feuer und dergleichen vor-
letzet und wandelbarer gemachet, so soll man inen
billich die auch widerum ergenzen, denn es sind
nicht ire, sondern der kirchen und der gemein
heuser. Den unkosten aber, dorauf diese gebeu
und ergenzung gehet, sol man nach erkentnis des

1) Hinzugeschrieben: etwas ab-. 2) „und“
gestrichen.

superattendenten, zum theil aus obgedachtem
gottes kasten ader kirchen gutern nehmen, die
gemein aber sol auch etwas von den iren hirzu
thun, was aber sonsten an solchen heusern,
scheunen, stellen, wenden, zeunen, und dergleichen
des pfarhern und kusters mit der zeit und ge-
brauch, auch durch verwarlosung des pfarhers und
kösters oder ires gesindes wandelbar und bau-
felig wurde, sollen sie billich ahn beschwerung
der kirchen von den iren ergenzen und in beu-
licher werung halden, und in irem abzog uber-
antworten , domit sie und ir gesinde auch ire
wonung desto besser zuverwaren verursachet
werden, do sie aber hierin beschwerung trugen,
mugen sie solche dem superattendenten, ader irer
obrigkeit anzeigen, die hierin wol ein mittel
schaffen werden.
Also haben wir uns auch nach furstlicher in-
struction verglichen, dass wir die stipendiaten zu
Zerbst in gegenwertigkeit der lehnhern des jars
zwei mal examinirn wollen, damit sie des zu
vleissiger studiren und der kirchen almosen nicht
unnutzlich verzeren.
Was wir aber in einer iglichen kirchen nach
gelegenheit derselbigen in sonderheit verordnet
haben, ist im visitations buch nach einander
ordentlich verfasset und doselbst zufinden. Zu ur-
kund der warheit haben wir verordente visitatores
dem durchleuchtigen, hochgebornen fursten und
hern, hern Joachim Ernsten fursten zu Anhalt etc.
unsern gnedigen fursten und hern undertheniglich
ersuchet zu bestetigung dieser ding seiner f. g.
secret hieran zu drucken, wie dann wir von gotts
gnaden Joachim Emst furst zu Anhalt etc. vor
uns und abwesens unsers freuntlichen lieben brudern
furst Bernten also geschehen sein bekennen, und
bis zu weiterm unserm nachdenken und verordnen
dis also wollen gehalten haben, das wir visitatores
uns auch mit eigner hand underschrieben, ge-
schehen nach Christi geburt 1562 am tage Marie
Magdalenae.
(Siegel.)
Theodorus Fabricius d. subscripsit.
M. Abraham Ulrich Cranach pfarher zu Barthol-
mess manu sua subscripsit.
Georgius Stur magister subscripsit.
Benedictus Nawen mi.manu sua propria subscripsit.

71
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften