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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0580

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566

Das Fürstenthum Anhalt.

attendens die kirchenguter allein unter henden
gehapt und damit ihres gefallens ohn wissen und
willen ihres pfarherren gebehret haben , daruber
dan die kirche und kirchöfe, pfarheuser und
kustereien vorfallen und viel kirchenguter vor-
ruckt sein, wie droben weiter gesagt, haben wir
in allen kirchen bevohlen, das sie alle jar nach
ihrer rechnung neben einem oder zwen noch einen
neuen vorstender der kirchen erwehlen sollen,
welche die kirchenguter handhaben, die zinsen in-
mahnen , kirche und kirchenheuser bauen und
ihrem pfarherrn sampt der ganzen gemeine des
jars ein mal rechnung davon thun solten, und das
der pfarher hier der uberster vorstender der
kirchen sein, die schulde und zinse ufzeichnen,
das register halten, und dem superattendenten
jerlich ein abschrift von seiner kirchen rechnung
geben solte, auf das die vorstender ohn wissen und
willen ihres pfarhers nichtes theten oder ausgeben,
was die kirchen und ihre guter sonderlich be-
langet. Der pfarherr aber soll umb vordachtes
willen der kirchen gelt nicht unter henden haben,
sondern die vorstender. Es sollen auch pfarherrn
und vorstender sampt ihren schultheisen vom in-
komen der kirchen erstlich und vornemlich ire
kirchen und kirchöfe, darnach ihre pfarhaus und
kusterei in beulicher wehrung halten; do es aber
mit den kirchengutern nicht kont ausgericht
werden, soll die gemeine auch etwas von den ihren
zum bau ihrer kirchen und kirchenheuser legen,
domit die nicht vorfallen; bleibet aber was ubrig,
da sollen sie ihren kranken hausarmen in der
noth etwas von mitteilen und die nicht lassen bei
ihnen vorterben; da aber ubrige barschaft vor-
handen were, die man nicht notlich zum gebeu
bederf, die soll man bewerten leuten uf zinse
thun, geht fur ein gulden des jars einen groschen
zu geben, wie dis alles hernacher in furstlicher
kirchenordnung weiter zu sehen.
Ordnung dieses volgenden buchs.
Ich habe auch fur diesem meinen (wie ich
hoff) letzten kirchenbuche nach dieser vorrede
die alte kirchenordnung setzen und heften lassen,
welche seliger doctor Jonas dieser kirchen zu
S. Niclas zum besten gestellet und underschrieben
hat, und hirin ein sonderlich bedenken gehapt.
Desgleichen hab ich auch darnach etliche
furstliche vortrege, ordnung und bevehl fur diesem
visitationbuch setzen und heften lassen, domit
meine nachvolger und leser dieses buchs sich
desto besser hirin richten und wissen konten, wie
und warumb volgende stuck also ergangen seind.
Nachdem auch die vorstender beider kirchen
und des hospitals zu Zerbst die ligende grunde,
zinse und schulde ihrer kirche und des hospitals

in unser ersten und andern visitation schriftlich,
auch clerlich gnugsam entpfangen und nun viel
jar lang her im gebrauch gehapt, keine clage, noch
mangel darinne befunden, und itzo auf meine frage
dabei bleiben wollen und keine weitere enderung
noch hulf begeren, hab ich auch die guter und
zinse beider kirchen und des hospitals also wollen
bleiben und nicht weiter abschreiben lassen,
sondern die also, wie sie in vorgangenen visi-
tationibus gestelt und bewerlich erfunden, bleiben
lassen und in diesem buch nach der ordnung
bracht, desgleichen auch hab ich alle geistliche
lehn, de iure patronatus des erbarn raths, der
weisen herren scheppen, der burger, innungen und
bruderschaften, so bisanhero keiner enderung be-
derft, also aus der andern visitation hieran gesetzt,
alles nach der ordnung, wie es anfenglich er-
gangen ist.
Epilogus.
Ich kan auch meinen lieben successoribus
nicht vorhalten, das ich hie eine lange zeit her,
beide von wegen meiner pfarr zu S. Niclas und
meiner schweren superattendens, jerlich nicht viel
mehr dan zweihundert gulden wert zur belohnung
entpfangen habe, und mein lebenlang von keinem
pfarherren, kirchendienern oder leute, die schwere
sachen gehapt, keinen pfenning, noch pfenniges
wert zu geschenk oder strafe entpfangen, wie mir
des gott und alle ehrliche leute, so meines ampts
halben mit mir zu thune gehapt, wol bekennen
werden, sondern ich bin mit meiner geringen be-
soldung zufrieden gewesen, habe niemands be-
schweret, und die arbeit gethan, auch leibes gefahr
ausgestanden, welche vor mir in diesem amt
niemand gethan, und habe sorge, das einer nach
mir um solche geringen besoldung nicht balt und
so lange thun wirt.
Hiemit will ich dem christlichen leser dieses
visitation buchs, vornemlich aber meinen lieben
und gottseligen nachvolgern in diesem amt dem
lieben gott zum langen leben und sanfter regierung
bevohlen und in freundlich gebeten haben, das er
mir diese arbeit, welche ich mit grosser muhe,
wenich hulf, um geringe besoldung zu wege ge-
bracht habe, gunstiglich zu gute halten und darin
nicht balt ahn wissen und vorwilligung unserer
genedigen herrschaft etwas endern.
Gegeben zu Zerbst im jahre nach unsers
herren Christi geburt 1567 am tage Simonis et
Judae apostolorum (d. i. den 28. October).
(Eigen- Theodorus Fabricius von Anholt,
händige doctor, pfarherr und superadten-
Unter- dens zu Cervest, mit eigner hand
schrift.) underschrieben.
 
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