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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0584

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570

Das Fürstenthum Anhalt.

nissen bleibt es bei gewonlichen ceremonien und
gesengen.
Weil die elevation des hochwirdigen sacra-
ments des waren leibes und blutes Christi in einer
kirchen gefallen, in der andern aber nicht, so sollen
die hern kirchendiener in hohen festen eleviren,
ausserhalb denselben ist hochgedachter fürst Bern-
hart zu frieden, das es nach pleibe, desgleichen
soll des sontags zu allen dreien predigten der
chorrock gebraucht , die wochen uber auch nach-
gelassen werden.
Do aber in zukunftigen zeiten der almechtige
gott neben seinen claren und hellen gotlichen wort
und reiner lehre, wie die itzt gehet, darvor wir
seiner gotlichen almacht danken, in kirchencere-
monien ein general ader national vorgleichung
ufgericht ader gemacht wurde, und wir unser
125. Des fürstenthumes Anhalt
[Auszug nach dem Originaldruck
Von gottes gnaden wir, Joachim Ernst, fürst
zu Anhalt, graf zu Ascanien, herr zu Zerbst und
Berneburg etc., entpieten allen und itzlichen
unsern prelaten, ritterschaften, heupt und amt-
leuten, schössern, schultheissen, gleitzleuten, voigten,
richtern, rethen der stette, gemeinden und allen
anderen unsern unterthanen und vorwandten,
geistlichs und weltlichs standes, unsern grus und
gnade zuvorn. Wirdige, veste, liebe, andechtige
rethe und getreuen. Nach deme weiland die hoch-
geborne fürsten, herr Wolfgang, herr Joachim,
herr Carl und herr Bernhard, fürsten zu Anhalt,
grafen zu Ascanien, herrn zu Zerbst und Bern-
burg etc. unsere freundliche liebe vettern und
brüdern, christlicher milder gedechtnus, beneben
uns in vorschienem sechzigstem jahre notwendige
gebürende vorordenung etzlicher artikel gethan,
christliche disciplin und policei belangend, wie es
in ihrer liebden und unsern landen damit solte
gehalten werden, solche auch offentlich aus-
gekündiget und publiciret, und es aber gott der
almechtige sieder der zeit nach seinem göttlichen
willen und wolgefallen also gefügt, das ihre lieb-
den selige aus der sorgfeltigkeit, last und be-
schwerunge dieses zeitlichen vorgenglichen lebens
in das ewige gesetzet, das also nuemehr nach ihrer
tödtlichen abgang die bürde der regierunge dieses
ganzen fürstenthums uns alleine oblieget und
zu tragen, von gott vorsehen und auferleget,
so haben wir im eingange solcher unser
volligen regierunge befunden, das hin und wider
solche ordenung, zum teil in zerrüttunge kommen,
zum teil und nach gelegenheit itziger leufte und
erheischunge dieser unser volstendigen regierunge,
nicht allein obberürte artikel mehr erklerunge
bedürfen, sondern das auch in viel andern und

erben ader nachkommen uns derselbigen under-
werfen wurden, uf den fall sollen und wollen wir
mit dieser ordenunge unvorbunden sein.
Zu urkunde haben wir diese ordenung, mit
unserm fürstlichen secret vorsecretiret und mit
eigenen handen underschrieben, auch dieselbige
gemelte unsere underthanen, ein rath zue Zerbst,
vorsiegeln, desgleichen superattendenten, pfarhern
und caplene beider kirchen underschreiben lassen,
derer eine bei uns behalten, und eine dem rathe
zugestellt, auch in ide kirchen eine uberantworten
lassen. Welchs alles wir, die wir gesieglt und
uns underschrieben, also geschen sein, hirmit
wissentlich bekennen. Actum Zerbst montags den
eilften october anno tausend funfhundert acht und
sechzig. Bernhard fürst zu Anhalt cet.
manu propria subscripsi.
policei und landes ordenung. 1572.
1572. Vgl. oben S. 523.]
mehr puncten vorsehunge und ordenunge zuthuen
und zu machen, höchlich von nöthen, wie dann
auch an ime selbsten billich, auch im heiligen
römischen reich und desselbigen abschiede heil-
sam bedacht, erwogen und beschlossen, das ein
itzlicher stand christliche gute policei und ordnung
in seinen landen und gepieten anstellen und er-
halten solle, inmassen wir befunden, das unsere
vorfahren sich allezeit löblicher ordenunge, zu
beförderung der ehre gottes, fortpflanzunge war-
haftiger religion und zu erhaltunge erbarkeit
und guter sitten bevlissen,
dem allem nach wir uns unsers tragenden
fürstlichen, von gott vorlihenen ampts und, was
sich disfals gebüren wöllen, erinnert, und mit
zeitigem rathe, auf unterthenige beliebunge unser
landschaft, etzliche notwendige puncten, artikel
christlicher policei und ordenunge, zu wolfart und
bestem unser lande und unterthan begreifen und
vorfassen lassen, wie underschiedlich hernach
volget.
I.
Von gottes furcht.
Weil die furcht gottes ein ursprung ist aller
weisheit und reichen segens, hinwider die ver-
achtunge gottes und seines worts ein ursache
alles unglücks, zerrüttunge und unheils, in deme,
das die grosse verachtunge gegen gott und seinem
wort in diesen letzten, geschwinden, fehrlichen
zeiten grosse strafe drauen, so erinnern wir einen
iglichen in gemein, das er sein selbsten glück,
wolfart, heil und seligkeit wahrneme und für
augen habe, gottes wort liebe und gerne höre,
sich gegen dem ganzen ministerio ehrerbitig
 
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