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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0588

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574

Das Fürstenthum Anhalt.

Wo dann befunden, das in einigem gottes-
kasten so viel vorhanden und ubrig, das auf
wiederkauf, armen damit zu dienen und der
kirchen nutz zu schaffen, auszuleihen müglich,
sollen die vorsteher und gottesveter mit rath und
wissen derer, so die kirchenrechnunge anhören,
solches rechtmessiger weise zu thun macht haben,
Sie sollen auch die schulden und retardaten
vleissig und unangesehen einer jeden person ein-

mahnen, desgleichen gut achtung geben auf die
hypothecirte gründe, das dieselbigen nicht von den
schuldigern verkauft, zerteilet, oder andern vor
mehr summa eingesetzet, auch sich von den ein-
mal eingesatzten gründen auf andere geringe
güter oder ungewisse bürgen nicht vorweisen
oder sonsten ohne gebürliche solennitet und ur-
sachen die kirchengüter alieniren lassen.

126. Privilegium, belangende der verstorbenen pastorum vorlassene witwen. Vom 1. Januar 1580,
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, 454. Vgl. oben S. 527.]

Von gottes gnaden wir Joachim Ernst,
fürst zu Anhalt, grave zu Ascanien,
herr zu Cerbst und Berneburg, be-
kennen hirmit:
Nach deme alle unsere superintendenten unsers
fürstenthums und lande uns unterthenig fürbracht,
wie sich mit den inventarien nach der pfarher
tödtlichem abgang, so ofte sich solche felle be-
geben, allerlei irrung zwischen derer nachgelassenen
witwen und den neuen pfarhern des inventarii
und abtretung der pfarre halben zu trügen, und
dero wegen gesucht und gebeten, das wir hirin
ein gnediges einsehen und verordenung thuen wolten,
als haben wir uns mit ihrem underthenigen rath
und bedenken nachfolgender ordnung entschlossen,
welche hinfurt in unserm furstenthum solle bei
allen pfarren gehalten werden.
Es sollen alle und jede superintendenten ihre
widumsbücher, darin aller pfarher einkommen,
in ihre superintendens gehorig, richtig vorzeichent,

mit vleis fertigen und halten und in allen pfarren
ein inventarium ufrichten, dasselbe sol nicht ge-
ringert werden.
Do aber ein pfarher vorstirbet, sol die witwe
zeit haben, das ire aus der pfarre weg zu schaffen,
und das inventarium volstendig zu compliren.
Und domit sie dorin nicht ubereilens sich zu
beklagen, so soll ihr ein halb jar zeit darzu ge-
lassen, auch das einkommen desselbigen halben
jars nach des pfarhern tode ihr gevolgt werden.
Was dann die bestellung der kirchen und
predigten belanget, soll der superintendens den
vicinis pastoribus die curam ecclesiae befehlen, da
sie ohne belohnung laboriren, wie sie sich denn
alle erboten haben in unserm ganzen furstenthum,
und komt einem so wol als dem andern zum
besten. Treulich und ohne geverde. Zu ur-
kunt mit unserm furstlichem anhangenden secret
wissentlich besiegelt. Geschehen und geben zu
Dessau den ersten januarii anno etc. 1580.

127. Instruktion zur Visitation. Vom 26. April 1582.
[Aus Dessau, Superintendentur-Archiv, I. Hauptabtheilung, 3. Unterabtheilung, Nr. 1, Bl. 116 ff. Vgl. oben S. 525.]

Instruction unser von gottes gnaden
Joachim Ernsts, fürsten zu Anhalt, grafen
zu Ascanien, herrn zu Zerbst und Bern-
burg.
Was die ehrenvesten, wirdigen und erbarn,
unsere heubtleute, liebe getreuen und andechtige,
Job von Mücheln, Heinrich von Boro Kessel genant,
er magister Johann Brendel superintendens, er
Samuel Heinitz diacon alhier und unser seretarius
Jacob Müller als unser verordente visitatorn auf
der angestalten visitation vornehmen, vorrichten und
sich hierin allenthalben vorhalten sollen.
Erstlichen sollen unsere visitatores in stedten
und dörfern von der kirchen und gemeinen
castens einkommen und, wie das an-
gewandt wirdet, erkundigung haben und
desfals rechnung anhören, auch bevehl

thun, das solch einkommen an retardata einbracht
und der kirchen zum besten gewissen leuten aus-
geliehen, damit nicht etzliche personen ir vorteil
hierin suchen und der kirchen ufnahmen ge-
hindert.
Unsere visitatores sollen ferner fleissige er-
kundigung haben, ob was von pfar, schuln und
andern geistlichen guetern entzogen, wer
solches gebrauchen mochte und uns dasselbe be-
richten, damit wir ferner hierin bevehlen können,
und soll ein jeder pfarner, diacon und schul-
diener ihr einkommen, wo es albereit nicht be-
schehen, schriftlich ubergeben, und dabei ihre
gravamina oder mangel, do sie derer anzuziehen
hetten, setzen.
Die kirchengebeude und pfarlieuser sollen von
unsern visitatorn in augenschein genommen werden,
ob besserung daran zu thun vonnöten und das
 
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