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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0085

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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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billich diese wort, ums glaubens und der warheit
willen endern, da es not ist.
Vom anrufen der heiligen ist unter dem titel
vom gebet gnugsam angezeigt.
Die andern zusetz eusserlicher leiblicher ding,
als messgewand, altardeck, silbern und gülden
gefess, lichter etc. sein aller ding frei, geben und
nemen dem glauben und gewissen nichts. Darum
dieweil sie vorhin verhanden und gezeuget sein,
sol man sie behalten und brauchen, sonderlich die
kleider darum, das die diener der kirchen nicht
alweg in iren eigen kleidern also gestalt sein,
das sie darinnen tapfer und ehrlich der gemein
mochten dienen.
Es sind auch nicht weniger misbreuch bei
dem haubstück denn bei den zusetzen. Denn das
rechte haubtstück, nemlich die wort Christi,
werden von vielen unrecht verstanden und aus-
gelegt. Einer sagt, es sei nicht der leib, sondern
des leibs zeichen. Der ander sagt, es bedeute
den leib. Der dritt sagt, der leib sei dem brod
gleich. Der vierd sagt, der leib Christi sei fur
uns geben und das brod sol man zum gedechtnis
desselben essen. Der funft sagt, es sei der leib
Christi, wenn es ein glaubiger christ esse; wenn
es aber ein falscher christ esse, so sei es nicht
der leib Christi. Und sind der irthum und
falschen auslegung mehr worden, denn der wort
sind.
Wider solche irthum sollen sie fleissig handeln
in den predigen und die leut dahin weisen, das
sie dem wort gottes glauben, wenn es gleich wider
die vernunft ist, denn das ist doch der höchst und
nötigst streit und kampf aller Christen, das wir
mit den geistlichen waffen unser ritterschaft,
sonderlich mit dem schwerd des geistes, welches
ist das wort gottes, die vernunft gefangen nemen
unter den gehorsam Christi, wie Paulus leret,
2. Corinth. 10.
Dieweil denn Christus spricht, es sei sein
leib, so sollen wir im die ehre thun und seinen
worten glauben, denn sie sind allmechtig und er
rufet dem, das nicht ist, das es sei, Roma am 4.
Darum irren auch die, so da sagen, es sei
den unglaubigen nicht der leib Christi, sondern
allein den glaubigen. Denn wenn das war were,
so must das wort Christi war oder falsch sein,
nach dem wir glaubten oder nicht glaubten, das
würde ein seltzams spiel sein. Wie Paulus sagt
Roma 3.: solt ir unglauben, gottes glauben
aufheben. Es hilft sie auch nicht das sie sagen,
er habe es allein den jüngern geben und zu geben
vermeint. Darum wer kein warer jünger sei, der
empfahe es nicht, denn Judas ist auch unglaubig
und gottlos gewest, dennoch nennet in die schrift
ein jünger. Darum müssen wir auch auf diesen tag
seins gleichen noch lassen jünger sein und bekennen,
Sehling, Kirchenordnungen. III.

das sie mit uns empfahen eben das wir empfahen;
doch ist das wol war, das sie den leib und das blut
Christi nicht essen und trinken auf die geistlichen
weis, wie Johan 6. davon gered wird, da essen und
trinken, lernen und glauben heist. Sie essen und
trinken aber dennoch den leib und das blut
Christi warhaftig, wie Christus im abendmal davon
redet, da essen und trinken nicht heisst glauben,
sondern in den mund und den leib empfahen.
Etliche aber verstehen die wort Christi recht,
folgen in aber nicht, als die so da einerlei gestalt
empfahen; nu hat ja Christus mit ausgedruckten
worten zum kelch geredt: trinket alle daraus, und
hat dazumal nicht allein mit den aposteln, sondern
mit allen seinen jüngern geredt, das sein alle
christen. Also habens der heilig Paulus zun
Corinthern gedeutet und geleret, auch alle andere
heiligen apostel und die heiligen alten veter in
der ganzen gemeinen christenheit, in allen nationen
von alters verstanden und gebraucht, und der
christlich glaub ist auch mit solchem gebrauch
zweierlei gestalt in diesen deudschen landen an-
fenglich angenomen und lange geblieben. Da
auch etwa furwitzige leut haben in diesem heiligen
sacrament anderung wollen furnemen und sonder-
lich die trinkung des kelchs nachgelassen, das
haben die alten veter und bepst angefochten, als
Ciprianus, Leo, Julius und Gelasius; wie denn
folgend im spruch des bapst Leonis solchs wol
abzunemen ist, da er sagt, in Sermone Quadra-
gesimali quarto.
Cumque ad tegendam infidelitatem suam
nostris audeant interesse mysteriis. Ita in Sacra-
mentorum communione se temperant, ut inter-
dum tutius lateant, ore indigno Christi corpus
accipiunt, sanguinem autem redemptionis nostre
haurire omnino declinant, quod ideo vestram
volumus scire sanctitatem. Ut vobis huiuscemodi
hominis, et hiis manifestentur indiciis, et quorum
deprehensa fuerit sacrilega, simulatio notati et pro-
diti a societate, sacerdotali autoritate pelleantur.
De talibus enim Beatus Paulus Apostolus Eccle-
siam Dei provide monet dicens. Rogamus autem
vos fratres, ut observetis eos, qui dissensiones et
offendicula preter doctrinam quam audistis, faciunt,
et declinate ab hiis. Huiuscemodi enim Christo
domino non serviunt, sed suo ventri, et per dulces
sermones et benedictiones seducunt corda inno-
centium.
Und wiewol noch sonst allerlei nichtige un-
gegründte ursachen furgewand, dieser veranderung,
die doch kein mensch zu thun macht hat, so ist
gleichwol das erschrocklichste, das etliche fur-
geben, so den leien beide gestalt gereicht würde,
mochte der leien communion so wirdig geschatzt
werden als der priester; und darum sol beide
gestalt den leien nicht nachzugeben sein, denn
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