Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0087

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

67

alten kirchen in die vierhundert jar also gehalten,
nemlich, das keine privat messen gewesen, sondern
es ist ein communio gehalten, das der priester
allzeit etlich communiciret hat.
Dieweil man denn göttlich einsetzung nicht
verendern sol und nicht mit ungewissen ungeboten
werken gott versuchen und zu verhütung mancher-
lei misbreuch, ist unser gemüt, das es furhin in
unsern kirchen allenthalben auch also gehalten
werde nach der apostel schrift und gewissen ge-
brauch der heiligen apostolischen alten kirchen,
und sonderlich sollen die pfarherrn und prediger
in unsern stedten das volk zu der communion
fleissig ermanen und anhalten, damit man alle
tage communicanten haben moge und das also
teglich cena domini gehalten würde.
Aber in den kleinen flecken und dörfern, da
des volks wenig, sollen sie communionem auf die
sontage und sonst nach irer gelegenheit halten
und sollen hierbei gewönliche christliche gesengen
und ceremonien lateinisch und deudsch, wie her-
nach die ordnung der messen klerlich anzeigen
wird, gesungen und gehalten werden.
Es sollen auch verba consecrationis nach der
prefation offentlich gesungen oder gesprochen
werden, wie denn solchs von alters in der kirchen
auch ublich gewesen, wie Chrisostomus sagt, das
man nicht allein dis sacrament mit augen an-
schauen, sondern auch die wort wissen sol. Und
Leo bezeugt de consecratione dist. 2. cap. in
quibus, das auch solche wort die kinder in der
romischen kirchen gewust und darüber der bapst
Innocentius Tertius selber im concilio generali
verordnet, das man die hochwirdigen sacrament
und die göttlichen emter in eins idern volks ge-
wonlichen sprach halten sol, wie klar geschrieben
stehet de officio iudicis ordinarii cap. quoniam in
plerisque. Zu dem hat der keiser Justinianus
geboten, bei einer hohen straf, das die priester
solche wort laut in der kirchen, in handlung der
tauf und altars lesen sollen, damit sie von einem
jedern mochten verstanden werden, solchs er auch
beweret aus der schrift S. Pauli 1. Cor. 14.
Daraus abzunemen, mit was grunde solche
wort den leien mögen verboten werden. Allein
der ursach, das man sich vielleicht besorget, sie
mochten mit der zeit aus dem gewar und innen
werden, das inen das sacrament des kelchs sowol
zustünde als den priestern und villeicht daneben
erfaren die ungeschicklichkeit ires canons, darauf
sie fast alle seligkeit gestelt und doch denselben
heimlich gelesen, damit was es fur grosse geheim-
nis were, niemands wissen sol, die leut zu erinnern
des leidens unsers herrn Jesu Christi und das
solchs fur uns geschehen sei.
Es sol auch dieses amt in gewönlichen kirchen-
kleidern gehalten werden.

Und sollen die pfarherrn und prediger das
volk mit fleis zu der communio, als obstehet, ver-
manen mit anzeigung, wie ernstlich solchs unser
herr Jesus Christus befohlen, wie herzlich er be-
gert, dieses abendmal uns einzusetzen und zu ver-
ordnen. Item wie grösser und reicher trost uns
da gegeben werde, so wir das sacrament mit
glauben empfahen. Denn darum gibt uns unser
herr Jesus Christus sein leib und blut, das er
bezeug, das warhaftiglich sein leiden und sterben
uns geschenkt oder unser eigen sein sol, das er
uns fur seine gliedmas halten wolle, das er uns
mit seinem blut am creuz gereiniget habe. Wer
denn reu und leid hat fur seine sunde und trosts
begeret, der sol dieses heilig sacrament brauchen
und darbei des leidens und der verheissung unsers
herrn Jesu Christi gedenken, wie die wort leren,
und sol seinen glauben sterken, das er warhaftig-
lich vergebung der sunden erlangt, so er glaubt,
das im unser herr Jesus Christus dieselbigen also
durch sein leiden erworben und bezeuge, das er
uns gnedig sein wolle.
Vor solche hohe wohlthat sollen wir denn von
ganzem herzen gott und unserm herrn Jesu Christo
danken mit gebet, besserung unsers lebens, be-
kentnis, guten exempeln und allerlei guten werken
gegen dem negsten.
Diese ermanung sol dem volk oft furgehalten
werden, damit sie zur communio gereizt, im
glauben unterricht und zu besserung des lebens
vermanet werden, wie gott den predigern befohlen,
also anzuhalten und seinen befehl, seinen zorn und
sein gnad zu verkündigen.
Darum hiebei sol auch gemeldet werden, das
diejenigen, so gottes zorn verachten, ir leben nicht
bessern und also on reu und besserung das sacra-
ment gebrauchen, schwer sundigen, und das gott
solche sunden hart strafen wil in diesem leben
und hernach, wie Paulus gesprochen, wer es un-
wirdig, das ist on reu und glauben, neusset, den
wölle gott strafen.
So sollen auch derhalben, wie zuvor meldung
beschehen, keine personen zum sacrament un-
verhört zugelassen werden, und sol denjenigen, so
in offentlichen lastern ligen, als tegliche füllerei,
ehebruch, wucher, hass, ungehorsam gegen den
eltern, verechtern oder verfolgern des heiligen
evangelii, das heilig sacrament durch die pfarner
verboten werden, doch also, so solche laster offent-
lich sein und sie sich nicht bekeren und besserung
zusagen.
Folget die Ordnung der mess.
Ordnung der mess.
Erstlich sol der priester, so die mess helt,
samt seinen ministranten in iren gewönlichen
9 *
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften