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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0100

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

erstlich die Strassen alda ganz unwegsam, tief und
kotig sein, das man je zuweilen uber böse faule
Stege geben und uber zeune und gehecke steigen
mus, auch etliche pfarren, zugehörige dörfer oder
filial, darinnen nicht kirchen sein, haben, die ein
halb oder ganz meilwegs von einander gelegen,
so sind jedes orts die priester nicht gleicher vor-
sichtigkeit und vermügens zu gehen und zu tragen,
haben auch allwegen nicht leut bei der hand, die
mit in gingen, bevorabe wo es in der nacht vorfiel,
als oft in sterblicher zeit und sonst sich zutregt.
So wolt sichs auch viel weniger schicken,
das der priester in der nacht oder bei tage, mit
dem consecrirten sacrament von einem dorfe zum
andern reiten oder faren solt, denn viel zufellig
ferligkeit, ergernis und hindernis daraus folgen
mocht, so könd sich auch wol begeben, dieweil
der priester in der kirchen das sacrament con-
secriret, dem kranken solche zufelle begegneten,
das ers nicht geniessen kond.
Darum solch ungeschickligkeit und ferligkeit
zuverkomen, das auch einiger misbrauch nicht
einreiss, mag man auf den dörfern und in den
kleinen flecken das hochwirdig sacrament in den
heusern, da es gereicht, zugleich mit consecriren.
Und wenn der priester erfordert wird und
ein kranker zu communiciren bedacht, das er
solchs zur gelegensten zeit furneme und da es die
not nicht hindert, am morgen, do sie allerseits
am geschicksten, doch die not allzeit freigelassen
und das alsdenn der krank oder die im hause
sind, an einem bequemen ort ein tisch aufs rein-
lichst, lassen zurichten. Der priester aber sol ein
sonderlichen kilch, darzu verordent, an eim be-
quemen ort haben, sampt einem corporal, und in
einem futter die partes, darzu auch ein gefess zum
wein, auch ein sonderlich palla, damit er den tisch
ferner bedecken, item auch ein korrock und licht.
Und wenn er also, als obstehet erfordert, mit
seinem cüster in das haus gehet, sol er den grus
des fridens verkündigen.
Wo aber der kranke noch nicht gebeicht, sol
er im beicht hören und die absolution mitteilen.
Folgend auch in ermanen und trösten mit den
psalmen und text des evangelii oder episteln Pauli,
wie vor erzelet und vermeldet ist, verkürzt oder
ausgebreitet, soviel sich nach gelegenheit des
kranken leiden wölle und er lust oder andackt
darzu hette.
Indes sol der cüster den tisch vollend zu-
bereiten und folgend der priester die hostien und
kelch auf das corporal zurechte setzen, auch ob
gleich der kranke des vorigen tags albereit ge-
beicht hette, nichts weniger die gemeine beicht
mit der absolution widerum erholen und dem
kranken fursprechen, und denn darauf die hostia
ganz oder ein stücklin, soviel er dem kranken

davon geben oder villeicht einbringen mag, in die
hand nemen und die wort des testaments folgen
lassen und sprechen:
Unser herr Jesus Christ, in der
nacht, da er verraten ward, nam er das
brod , danket und brachs, und gabs
seinen jüngern und sprach: Nemet hin
und esset, das ist mein leib , der fur euch
gegeben wird, solchs thut zu meinem
gedechtnis.
Auf diese wort reiche man dem kranken
den leib des herrn, also sprechend:
Der leib unsers herrn Jesu Christi, fur dich
in tod gegeben, sterke und beware dich im glauben
zum ewigen leben, amen.
Der priester sol auch sonderlich die patena
seuberlich mit unterhalten.
Darnach neme er den kelch, darin
er auch nicht mehr weins sol gegossen
haben, denn der kranke geniessen möge,
so es auch gleich wenig tropfen weren,
und spreche:
Desselbigen gleichen nam er auch
den kelch nach dem abendmal und
sprach: Nemet hin und trinket alle
daraus, dieser kelch ist das neue testa-
ment in meinem blut, das fur euch
vergossen wird zur vergebung der Sün-
den, solchs thut, so oft irs trinkt, zu
meinem gedechtnis.
Und auf solche wort reiche man dem
kranken denn auch das blut des herrn,
also sprechend:
Das blut unsers lieben herrn Jesu Christi,
fur deine sunde vergossen, sterke und beware dich
in rechtem glauben zum ewigen leben, amen.
Nach gesehener communion sol der priester
die finger uber den kelch abluiren und die ablu-
tion dem kranken oder sonst jemands geben.
Darnach spreche man mit dem kran-
ken die psalmen und danksagung und
der priester thue die benediction und
segen, wie vorstehet etc., alles nach
gelegenheit des kranken, und befelch
den kranken gott, dem allmechtigen.
Es sol auch der priester den leuten, so um
den kranken sein, etliche sprüche anzeigen, die
sie dem kranken in der letzten not sollen vor-
halten und in allein zu Christo weisen, im fall,
do er selber nicht da sein kond, wie sie denn die
kranken, weil sie im leben oft besuchen und in
sonderheit, wo sie erfordert, keins wegs, so es
inen imer möglich, aussen bleiben sollen.
 
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