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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.
Aber das impediment der priesterehe, nach
dem anhere die tegliche erfarung geoffenbaret hat,
was ergernis daraus erwachsen, sehen wir vor
ferlich an, und wiewol wir dieser unnötigen con-
stitution relaxation verhoffet und christliche ande-
rung derselben gerne gesehen hetten, und solchs
dennoch anhere verblieben ist, wil uns als dem
landsfürsten weiter ergernis zu vermeiden, solchs
lenger zu verdulden nicht leidlich sein; derhalben
unser meinung, das füran hierin nach dem rath
Pauli, 1. Corinth. 7., gelebt werde und die frei-
heit, zu vorehlichen, einem jederman offen stehe
und zugelassen werde. Idoch, welche sich des
celibats halten können, sollen darzu nicht ge-
drungen werden; aber alle geistlichen in unserm
lande sollen sich vordechtiger personen in iren
heusern und wonungen zu haben oder örter, da
dieselben vorhanden, zu besuchen enthalten, bei
verlust und einsetzung irer geistlichen emter und
beneficien, und sollen die itzt habenden personen
ausser der ehe zum furderlichsten von sich thun
und derselben genzlich eussern und entschlahen,
wie denn solchs auch die geistlichen und welt-
lichen recht ordnen.
So sollen es auch mit den verbotenen graden
der sipschaft in heiraten gehalten werden, inhalt
beschriebener recht bis auf ferner vergleichung
und die ehepersonen nicht aus so geringen ur-
sachen, wie bisher von etlichen bescheen, von ein-
ander laufen, auch keiner andern ursachen, denn
in iure divino ausgedruckt gescheiden werden. Ob
auch etlich personen albereit ausserhalb solcher
ursachen sich von einander begeben und noch von
einander weren, wollen wir, das dieselben sich
widerum zusamen fugen, christlicher weis und
nach gebür und aussetzung des ehestands halten,
oder aber, wo sie solchs zu thun nicht bedacht
und in irem mutwillen und ungehorsam, dieser
unser ordnung ungeachtet, verharren, unsers chur-
fürstentums und landes eussern , die wir auch
darin nicht wissen, noch dulden wollen, sondern
nach ausgang dieser ordnung, welche solchs nicht
zu thun bedacht, innerhalb zweier monaten sich
an andere örter begeben mögen und so in ehe-
sachen irrung vorfielen, die sollen durch die pfar-
herrn fur die ordenlichen consistoria gewiesen,
und da ichts zweifelhaftigs verhanden, sol alda
mit rath gottforchtiger theologen und rechtsver-
stendigen entscheiden werden.
Wie man die eheleut abkundigen und
einleiten sol.
Zum ersten sol man die leut darzu vermanen
und darob halten, das die, so sich ehelich zu-
samen verpflicht haben, ein gute zeit darvor ehe
denn sie zu kirchen gehen, sich iren pfarherrn
anzeigen, auf das man sich müge erkündigen, ob
solche leut nach göttlichem und natürlichen rechten
on alle hindernis mügen ehelich bei einander
wonen und nicht heut aus unwissenheit zusamen
geben werden, die man darnach mit schand und
ergernis wieder von einander scheiden muste.
Darum sol man vorhin, nicht allein, wo es vorhin
der brauch ist, sondern auch an allen andern
ortern ein iglichs par ehvolk in den stedten,
flecken und dörfern dreimal zuvor offentlich in
der kirchen also verkündigen.
Forma der verkundigung.
Hans N. und Anna N. wollen nach göttlicher
ordnung zum heiligen stand der ehe greifen, be-
geren zu solchem ein gemein christlich gebet, auf
das sie diesen christlichen ehelichen stand in
gottes namen anfahen und seliglich zu gottes lobe
vollenden mogen. Und hat jemands darin etwas
zu sprechen, der thue es bei zeit und schweige
darnach und enthalte sich, etwas zu verhinderung
dawider furzunemen, gott gebe inen sein segen.
Das sol drei feirtage beschehen oder aufs wenigst
einen feirtage und sonst zween tage, daran ein
grosser teil der gemein zusamen komt.
Wenn sie denn zu der treu komen.
Sol der priester sie beide also fragen, wie
heist du etc. Darnach N. N. wilt du N. N. zu
einem ehelichen gemahel haben? Wenn sie ant-
worten : ja, sol er weiter sagen also: dieweil ir
denn zum heiligen stand der ehe greifen wolt,
auf das ir das nicht on verstand des göttlichen
worts thut, wie die ungleubigen, so höret zum
ersten das wort gottes, wie der ehelich stand von
gott ist eingesetzt worden.
Gott, der herr, sprach: Es ist nicht gut, das
der mensch allein sei, ich wil im ein gehülfin
machen, die um in sei. Da lies gott, der herr,
einen tiefen schlaf fallen auf den menschen, und
er entschlief, und nam seiner rippen eine und
schlos die stedt zu mit fleisch. Und gott, der
herr, bauet ein weib aus der rippen, die er von
dem menschen nam und bracht sie zu im. Da
sprach der mensch: das ist ein mal bein von
meinen beinen und fleisch von meinem fleisch,
man wird sie mennin heissen, darum das sie vom
manne genomen ist, darum wird ein man sein
vater und mutter lassen und an seinem weib
hangen und werden sein zwei ein fleisch.
Weiter spreche er:
Zum andern höret auch das heilig evange-
lium, wie ir einander verpflicht und verbunden
sein solt, Matthei am 19.: Die phariseer traten
zum herrn Jesu, versuchten in und sprachen zu
Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.
Aber das impediment der priesterehe, nach
dem anhere die tegliche erfarung geoffenbaret hat,
was ergernis daraus erwachsen, sehen wir vor
ferlich an, und wiewol wir dieser unnötigen con-
stitution relaxation verhoffet und christliche ande-
rung derselben gerne gesehen hetten, und solchs
dennoch anhere verblieben ist, wil uns als dem
landsfürsten weiter ergernis zu vermeiden, solchs
lenger zu verdulden nicht leidlich sein; derhalben
unser meinung, das füran hierin nach dem rath
Pauli, 1. Corinth. 7., gelebt werde und die frei-
heit, zu vorehlichen, einem jederman offen stehe
und zugelassen werde. Idoch, welche sich des
celibats halten können, sollen darzu nicht ge-
drungen werden; aber alle geistlichen in unserm
lande sollen sich vordechtiger personen in iren
heusern und wonungen zu haben oder örter, da
dieselben vorhanden, zu besuchen enthalten, bei
verlust und einsetzung irer geistlichen emter und
beneficien, und sollen die itzt habenden personen
ausser der ehe zum furderlichsten von sich thun
und derselben genzlich eussern und entschlahen,
wie denn solchs auch die geistlichen und welt-
lichen recht ordnen.
So sollen es auch mit den verbotenen graden
der sipschaft in heiraten gehalten werden, inhalt
beschriebener recht bis auf ferner vergleichung
und die ehepersonen nicht aus so geringen ur-
sachen, wie bisher von etlichen bescheen, von ein-
ander laufen, auch keiner andern ursachen, denn
in iure divino ausgedruckt gescheiden werden. Ob
auch etlich personen albereit ausserhalb solcher
ursachen sich von einander begeben und noch von
einander weren, wollen wir, das dieselben sich
widerum zusamen fugen, christlicher weis und
nach gebür und aussetzung des ehestands halten,
oder aber, wo sie solchs zu thun nicht bedacht
und in irem mutwillen und ungehorsam, dieser
unser ordnung ungeachtet, verharren, unsers chur-
fürstentums und landes eussern , die wir auch
darin nicht wissen, noch dulden wollen, sondern
nach ausgang dieser ordnung, welche solchs nicht
zu thun bedacht, innerhalb zweier monaten sich
an andere örter begeben mögen und so in ehe-
sachen irrung vorfielen, die sollen durch die pfar-
herrn fur die ordenlichen consistoria gewiesen,
und da ichts zweifelhaftigs verhanden, sol alda
mit rath gottforchtiger theologen und rechtsver-
stendigen entscheiden werden.
Wie man die eheleut abkundigen und
einleiten sol.
Zum ersten sol man die leut darzu vermanen
und darob halten, das die, so sich ehelich zu-
samen verpflicht haben, ein gute zeit darvor ehe
denn sie zu kirchen gehen, sich iren pfarherrn
anzeigen, auf das man sich müge erkündigen, ob
solche leut nach göttlichem und natürlichen rechten
on alle hindernis mügen ehelich bei einander
wonen und nicht heut aus unwissenheit zusamen
geben werden, die man darnach mit schand und
ergernis wieder von einander scheiden muste.
Darum sol man vorhin, nicht allein, wo es vorhin
der brauch ist, sondern auch an allen andern
ortern ein iglichs par ehvolk in den stedten,
flecken und dörfern dreimal zuvor offentlich in
der kirchen also verkündigen.
Forma der verkundigung.
Hans N. und Anna N. wollen nach göttlicher
ordnung zum heiligen stand der ehe greifen, be-
geren zu solchem ein gemein christlich gebet, auf
das sie diesen christlichen ehelichen stand in
gottes namen anfahen und seliglich zu gottes lobe
vollenden mogen. Und hat jemands darin etwas
zu sprechen, der thue es bei zeit und schweige
darnach und enthalte sich, etwas zu verhinderung
dawider furzunemen, gott gebe inen sein segen.
Das sol drei feirtage beschehen oder aufs wenigst
einen feirtage und sonst zween tage, daran ein
grosser teil der gemein zusamen komt.
Wenn sie denn zu der treu komen.
Sol der priester sie beide also fragen, wie
heist du etc. Darnach N. N. wilt du N. N. zu
einem ehelichen gemahel haben? Wenn sie ant-
worten : ja, sol er weiter sagen also: dieweil ir
denn zum heiligen stand der ehe greifen wolt,
auf das ir das nicht on verstand des göttlichen
worts thut, wie die ungleubigen, so höret zum
ersten das wort gottes, wie der ehelich stand von
gott ist eingesetzt worden.
Gott, der herr, sprach: Es ist nicht gut, das
der mensch allein sei, ich wil im ein gehülfin
machen, die um in sei. Da lies gott, der herr,
einen tiefen schlaf fallen auf den menschen, und
er entschlief, und nam seiner rippen eine und
schlos die stedt zu mit fleisch. Und gott, der
herr, bauet ein weib aus der rippen, die er von
dem menschen nam und bracht sie zu im. Da
sprach der mensch: das ist ein mal bein von
meinen beinen und fleisch von meinem fleisch,
man wird sie mennin heissen, darum das sie vom
manne genomen ist, darum wird ein man sein
vater und mutter lassen und an seinem weib
hangen und werden sein zwei ein fleisch.
Weiter spreche er:
Zum andern höret auch das heilig evange-
lium, wie ir einander verpflicht und verbunden
sein solt, Matthei am 19.: Die phariseer traten
zum herrn Jesu, versuchten in und sprachen zu