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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0174

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154

Die Mark Brandenburg.

Zum dreizehenden soll der pfarrer aldo
keinen pfarrdienst thun, noch davon einzukommen
haben, er habe dan des patronen der pfarren
präsentation und seines ordinarius oder aber itzo
der gemeinen superintendenten institution.
Zum vierzehenden, wo der pfargebäude
halben würden klagen oder mengel furfallen und
der pfarrherr könnte sich mit dem dorfherrn oder
bauern nicht darum vertragen, das er alsdan den
assessorn des geistlichen consistori zu Cölln an
der Spree soll angeben und ihren bericht und
bevelich bitten.
Zum fünfzehenden, wan ein festtag gefallet
uff den wochenmarkttag in der negsten stadt, da-
hin die leute alda pflegen zum wochenmarkt zu
fahren, das sie des tages fur dem amte nicht,
sondern erst auf den mittag ausfahren.
Zum sechzehenden soll der pfarherr alhie
kein paar eheleute vertrauen, sie seind den zuvor

zu seiner pfarkirchen dreimal uffgeboten oder
fremde leute dahin kämen und wollten sich ver-
trauen lassen, sie wären bekannt oder unbekannt,
so soll er derselbigen keine vertrauen, sie
brächten ihm dan schriftliche kuntschaft, das sie
an den orte, daher sie kommen, zuvor wären
dreimal uffgeboten, und das keine einrede ge-
schehen were, warum sie sich nicht solten nehmen,
oder ob solche einrede geschehen were.
Zum letzten soll der pfarrer auch beschaffen,
das zu seinen abziehen oder absterben, auch das
verordente inventarium in der pfarre gelassen
werde, und dan der schultze und fursteher da-
rauf, das solch inventarium, also wan zukünftig
pfarrer aldo bleiben, gute achtung geben; actum
Brandenburg unter der visitation wechschafften
(Schreibfehler für petschaften).
Freitags nach Trinitatis. Anno 1553.

Berlin.
Litteratur: Müller und Küster, Altes und Neues Berlin. 5 Theile. Berlin 1737;
Fidizin, Historisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin. Bd. 2. (1837);
Fidizin, Geschichte der Stadt Berlin. Berlin 1837; Lisko, Zur Kirchengeschichte Berlins.
Berlin 1857; Fr ege, Berlin unter dem Einflusse der Reformation. Berlin 1839; Lommatzsch,
Geschichte der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin. Berlin 1889; Rittershausen, Beiträge zur
Geschichte des Berliner Elementar-Schulwesens von der Reformation bis 1836 (Märkische For-
schungen 9, S. 178 ff.; Holtz, Geschichte der Stadt Berlin. Tübingen 1906; N. Müller in
Jahrb. für brandenburg. Kirchengeschichte 2, S. 68 ff., 3, S. 1 ff.; Voigt, Urkundenbuch zur
berlinischen Chronik. Berlin 1869; Die Kirchenbaulast nach märk. Provinzial- resp. Urkunden-
buch. Herausgegeben vom Magistrat. Berlin 1899.
Archive: Raths-Archiv Berlin, Consistorial-Archiv Berlin, St.-A. Berlin.
In Berlin und Cöln sind die ersten Wirkungen der Reformation schon früh zu bemerken
(Fidizin, Geschichte Berlins III, S. 160 ff.). Joachim I. trat ihnen streng entgegen. So befahl
er den Bürgern und Töchtern 1522 die Theilnahme an Prozessionen, die in Berlin und Cöln
stark nachgelassen hatte. Die Stadtordnung von 1525 enthielt auch eine Bestimmung über die
religiösen Pflichten der Bürger. 1539 hatte eine Bewegung unter den Bürgern die Einführung
des Abendmahls unter beiderlei Gestalt verlangt (Fidizin, Geschichte Berlins II, S. 336). Im
Domstift zu Berlin hielt Georg Buchholzer im Nachsommer 1539 die erste evangelische Predigt.
Über die Frage, ob die erste Abendmahlsfeier Joachim’s II. in Berlin oder in Spandau
stattfand, s. Steinmüller, a. a. O. S. 63 ff. und die dort citirte Litteratur, sowie oben S. 6.
In der Interimszeit bemühte sich die Berliner Geistlichkeit vergeblich um Dispens von
Einführung der katholischen Ceremonien.
Der erste Visitations-Abschied vom 15. August 1540 findet sich im St.-A. Berlin, R. 47.
B. 4; er ist abgedruckt bei Fidizin, Geschichte Berlins II, S. 340ff.; bei Voigt, Urkunden-
buch I, S. 492 ff.; in Die Kirchenbaulast u. s. w. Urkundenbuch. Herausgegeben vom Magistrat,
Berlin 1899. Nr. 17. (Nr. 12.)
 
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