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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0176

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Die Mark Brandenburg.

und ob sanct Peters kirche zu Coln an der Sprewe
vor alters auch in die probstei zu Berlin gehorig
gewesen und durch einen probst vorsorget, so
hat doch unser gnedigster herr, der churfurst zu
Brandenburg etc. aus beweglichen ursachen ver-
ordnet, das hinfuro dieselb Sanct Peterskirche ein
sonderliche pfarr sein, auch iren eigenen pfarrer
und caplan allzeit haben soll; wie dan hernach
in der registration uber die stadt Coln ferner zu
finden.
Damit dan gemelte beide kirchen mit kirchen-
dinern nach aller notturft vorsehen, sollen hin-
furo in Sanct Niclas kirchen zwene, desgleichen
in unser lieben frauen kirchen auch zween caplan
gehalten werden, welche neben einem probst beide
kirchen mit notturftigen predigten, sacrament-
reichung , taufen und andern kirchenceremonien
bestellen, doch also, das sich gemelte vier caplane
alweg eines probsts zu Berlin vorhalten und dem-
selbigen zimblichen gehorsam leisten sollen. Es
soll aber unter den beiden caplanen, welche zu
unser lieben frauen kirchen bestaldt sein werden,
einer den armen leuten in den beiden hospitalen,
zum heiligen geist und zu Sanct Georgen, ge-
meinlich alle feiertag, auch etliche tag in der
wochen, predigen, sie zu ider zeit besuchen,
tresten, auch in iren capellen oder da sie krank
ligen, zu erheischender notturft das heilige hoch-
wirdige sacrament reichen. Wan aber derselbig
caplan die kranken in gedachten beiden hospitaln
also vorsorget, soll er auch in unser lieben frauen
kirchen den andern caplan mit predigen oder
sacramentreichen helfen. Es mogen sich auch
alle vier caplan vergleichen, das einer um den
andern mochte die beide hospital, also wie ob-
gemelt, besuchen und fleiss zu haben, damit es
den armen kranken leuten an predigt, trost und
sacramentreichung nicht mangeln mochte. Und
sollen sich der probst samt den caplenen vor-
gleichen und ordnung machen, wieviel und wie
oft die woche in beiden kirchen solte gepredigt
werden, und daneben acht geben, das alzeit einer
oder zween weren, welche die kranken in der
stadt Berlin besuchen.
Es sollen sich aber der probst und caplan
im predigen und kirchenceremonien, auch sacra-
mentreichung allenthalb, unsres gnedigsten herrn,
des churfursten zu Brandenburg etc. ausgangnen
kirchenordenung halten und dawieder nichts neues
oder wiederwertigs einfuren, predigen oder ge-
brauchen.
Ferner sollen die gesenge in beiden capellen
zu St. Niclas und unser lieben frauen kirchen
von nun ganz und gar abgethan sein, und die,
so solche horas singen helfen und nicht hiezu
instituirte priester sein, vorurlaubt werden; doch
also, das die prister, so in gemelten capellen bis-

hero horas beate virginis helfen singen, und
canonice damit belehent sein, gleichwol so ferne
sie die jerlichen zins oder pacht, die sie zuvor von
den capellen gehabt, weiter gewarten wolten,
teglich sollen in Sanct Niclas kirchen kommen
und horas canonicas de tempore zu gewonlichen
zeiten singen helfen. Solchs sollen auch die
andern priester, welche sonst geistliche beneficia
in mergedachten beiden kirchen haben, thun, also
das alle prister, so, wie obgemelt, in disen zwein
kirchen beneficia oder capelln gehalten, bestimte
horas canonicas in Sanct Niclas kirchen teglich
singen sollen; dabei soll stets der caplan und
oberkuster daselbst einer sein; welcher prister
sich solchs weigert, soll seines lehens privirt
werden.
Wo aber an einem feier- oder werktage nicht
in Sanct Niclas, sondern in unser lieben frauen
kirchen gepredigt wurde, sollen die caplan da-
selbs mit dem oberkuster, vor und nach der
predigt, auch etliche gewonliche gesenge und
psalmen singen; es were den, das an einem fest-
oder werktage communicanten weren und messe
gehalten werden solte: alsdann soll der schul-
meister oder cantor samt den schulern solche
messen und andere gesenge daselbs singen. Sonst
soll die schule gemeinlich in Sanct Niclas kirchen
mit den gesengen bleiben. Mit den processionen,
gesengen und ceremonien bei den begrebnussen,
einleitung der breute, der sechswecherin und
dergleichen, sollen die caplane, prister, schulen,
wie in hochgedachts unsers gnedigsten hern ord-
nung ausgesatzt, halten; doch das auch dakegen
den caplenen, schule und pristern ihre geburliche
ausrichtung und accidents, wie ublich, gegeben
werden sollen.
Und nachdem bishero etliche, wiewol ganz
vorgesslich wider gotliche und beschriebne rechte,
auch wider den langvorwerten landsbrauch die
jerlichen opferpfennig zu geben unterlassen, soll
der rath zu Berlin solch opfergelt hinfuro jerlichen
dermassen erfordern, also, das sie irer staddiener
einen samt einem einnehmer sollen alle viertel
jare in der stad, in alle heuser, umschicken und
von ieder person, so zum sacrament gehet, einen
pfennig einfordern lassen, also, das iede person
des jars vier pfenning gewisslich für das opfer-
geld ausrichte. In gleichens auch sol man mit
einforderung eins pfennigs, so hievor dem kuster
alle vierteljars aus einem hause gegeben, ver-
faren und wo sich imands solchen opfer oder
kusterpfennig zu geben weigern wurde, soll der
rath alspalde durch den diener, so die einnahmung
thuet, pfenden lassen. Auch soll jedes viertel
jars einmal in beiden kirchen zur gelegenen
stunde den gemeinen manne und jungen volk der
catechismus uff etliche tag gepredigt und wol!
 
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