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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0193

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Berlin. Traubüchlein von 1561.

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schaffen, den menschen, ein menlin und ein
freulin hat er sie geschaffen, wie im ersten buch
Mosi, am ersten capittel geschrieben stehet; aus
diesen worten ist klar, das der ehestand ein ge-
schaffen werk gottes ist, also, das mann und weib
zusammen müssen und ist inen eingepflanzet von
gott in irer natur, das eins des andern begerdt
und ehelich zusammen wollen.
Es hat auch gott den ehelichen stand gelobet
und gepreiset, ehe er Evam schuf, da er sagte:
es ist nicht gut, das der mensche alleine sei, ich
will im ein gehülfen machen, die um in sei. Mit
diesen worten stosset gott darnider und zu boden,
das sich unterstehet, alleine zu sein und was
nicht hat die hohe gabe gottes der keuschheit
oder reinigkeit; denn ist es nicht gut gewesen,
allein zu sein, da der mensch im paradies in der
unschuldt gelebt hat, viel mehr ists nu nicht gut,
nach dem der mensch gefallen und aller bösen
lust vol ist.
Da nu gott der herr mann und weib zu-
sammen geschaffen hat, segnete er sie und sprach
zu inen: seid fruchtbar und mehret euch und
füllet die erden und machet sie euch unterthan.
Hie drucket gott aus die ursach, worüm er mann
und weib zusammen geschaffen hat, nemlich
darüm, das sie wachsen und fruchtbar sein sollen
und die welt helfen mehren. Diese ursach
alleine, nicht sonderliche fleischlige unzucht und
wollust, sollen den menschen bewegen, in die ehe
zu treten. Uber das zeiget der heilige Paulus
noch eine ursach an und spricht: das ein jeglicher,
zuvormeiden hurerei, habe sein eigen weib und
ein jeglich weib habe iren eigen mann. Denn
hurerei und ehebrecherei ist eine sulche grausame
sünde, die gott allzeit sonderlich gestraft hat, wie
denn anzeigen die historien des alten testaments,
als die sindtfludt, da gott von wegen der sünde
menschen, vögel und thier auf erden liess ver-
sinken und vorsaufen bis auf acht personen, und
darnach das schreckliche verderben und under-
gehen der stedte Sodoma und Gomorra.
Diesem ehestand hat gott auch auferleget
ein kreuze, auf das sie ursach haben zu ubung
des glaubens und der liebe und anrufung gottes.
Das kreuze des weibes ist , wie gott selber zu
Evam spricht: ich wil dir viel schmerzen schaffen,
wenn du schwanger wirst, du solt mit schmerzen
kinder geberen und dein wille soll deinem mann
unterworfen sein und er sol dein herr sein. Das
kreuze des mannes ist, wie gott zu Adam spricht,
im schweis deines angesichts soltu dein brod
essen, bis das du wieder zur erden werdest, davon
du genommen bist, denn du bist erden und solt
wieder zu erden werden. Das kreuze sollen
eheliche leute warten und willig tragen.

Darnach rede der priester den breutgam
an mit solchen worten:
N. Mein son in Christo Jesu, dieweil du hie
stehest und wilt N. zum ehelichen weibe nemen,
so hastu gehöret, was dir gott auferleget, als
nemlich, das du im schweiss deines angesichts
solt dein brod essen, das ist, deines berufs treu-
lich warten, dich mit gott und ehren deiner hende
arbeit neren, one betrug deines nechsten, damit
du dein weib ernerest.
Zum andern sagt S. Paulus: der mann sol
lieben sein weib als seinen eigenen leib. Nu
liebestu deinen leib also, ist er krank und
schwach, so gehest du gemach mit im um und
thust dem das beste. Und ob schon ein ander
ein schönen und starken leib hat, den dein leib
ist, noch ist dir dein schwacher kranker leib viel
lieber, den des andern. Also soltu mit deinem
weibe thun, ist sie schwach, gebrechlich und in
krankheit, soltu freundlich mit ir umgehen und
in der höchsten noth und elend die groste treue
an ir beweisen und nicht ehe von ir scheiden,
gott scheide euch denn durch den tod. Wiltu
das thun, so bekenne das hie offentlich vor dem
angesichte der ganzen heiligen dreifaltigkeit, als
vor gott vater, son und heiligen geist und in
gegenwertigkeit der lieben engel gottes, die bei
uns sein, und in beiwesen dieser fromen christen-
leut, die es mit anhören, und sage in gottes
namen: ja.
Darnach rede er die braut an auch also:
N. Meine liebe tochter in Christo Jesu, du
hast gehöret, was dir N. vor grosse treue und
liebe zugesagt hat, gott gebe im seinen heiligen
geist, dass ers also halten mag. Auch hast du
gehoret, was dir gott zu thun auferleget hat, als
nemlich, das dein wille deinem manne sol unter-
worfen sein, und er sol dein herr sein, das ist,
alles, was er heisset, das soltu von herzen gerne
thun, und alles, was er dir vorbeut, soltu gerne
lassen und nichtes anfahen oder thun, es sol mit
seinem vorwissen und willen geschehen und im
in allen göttlichen dingen gehorsam sein, den du
solt nu von allen menschen abgesondert sein, von
vater und mutter, von aller deiner freundschaft und
allein deinem manne mit gehorsam zugethan sein,
darnach soltu auch solche treue an im beweisen,
das du in keiner noth oder jammer von im
scheiden solt und in der allerhochsten noth die
grosste treu an im beweisen und nimmer-
mehr von im scheiden, gott scheide euch denn
durch den todt. Wiltu das thun, so bekenne das
itzt offentlich vor dem angesichte der heiligen
dreifaltigkeit als für gott vater, son, heiligem
 
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