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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0198

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Die Mark Brandenburg.

abgedruckt bei Grupp, a. a. O. Nr. VIII. Die definitive Form des Vertrages, welche von dem
hier abgedruckten Entwürfe des Pfarrers Lybius nur unwesentlich abweicht, findet sich im
Simon Rother’schen Copialbuche (Raths-Archiv Brandenburg, Nr. 215). Und 1561 ist dieser
Lybius noch im Amte (vgl. Jahresbericht des histor. Vereins zu Brandenburg a. d. H. 1884,
S. 107 ff.). Lybius hatte schon in den Vorschlägen für seine Anstellung allerlei Anträge über
das Kirchenwesen gestellt, so z. B. dass der Rath in Zukunft die Kirchen- und Schuldiener mit
seinem Rath und Wissen anstellen möge. Im Jahre 1561 macht er interessante Vorschläge zur
besseren Gestaltung des Gottesdienstes. Abgedruckt bei Grupp, a. a. O. Nr. IX.
Zum Schulwesen s. auch noch Tschirch und Mann, Beiträge zur Geschichte der
Saldria in Brandenburg a. d. H. Brandenburg 1889.

16. Visitations-Rezess in der Altstadt Brandenburg. Vom 22. März 1541.
[Aus dem Raths-Archiv Brandenburg.]

Verordnung und bestellung der pfarr-k
stadt zur Brandenburg, dabei auch der
gnädigen herrn des kurfürsten und d
visitatores da
Nachdem das erwürdige capittel des stifts der
thum kirchen alhier die collation oder presenta-
tion dieser pfarren gehabt, und aber dieselbige
vermög eins aufgerichten vortrages dem erbaren
rath dieser stadt cedirt und vorreicht. Und soll
sich der rath hinfüro solche gerechtigkeit der
presentation eines pfarrer alleweg gebrauchen, und
weil itzo kein pfarrer alhier, forderlich uff einen
vordacht sein, denselben bestellen und annehmen,
und unserem gnädigen herrn, dem bischof zu
Brandenburg, presentieren und die gebürliche
Institution nehmen lassen und hernach nach abgang
oder resignation eines pfarrers alweg also halten.
Und soll eins iden pfarrers unterhaltung und be-
soldung sein, nemlich das pfarrhaus zu seiner
freien wohnung und weil dasselbige itzt etwas
verfallen, soll der rath daran sein, das es wider
erpauet.
Ein hundert und sechzig gulden an gelde,
fünf wispel korns, halb rocken und halb gersten,
freie beholzung, drei ohmen weins; diese besoldung
und unterhaltung soll dem pfarrer jährlich durch
den rath und vorsteher des gemeinen kastens |
beschafft werden und dakegen der rath und vor-
steher die zugehörigen einkommen der pfarre ein-
nehmen und erfordern, nemlich: 10 wispel korns,
als vier wispel an rocken, drei wispel an gersten
und drei wispel an habern von deme thumb
capittel alhie jehrlich auf Martini, laut des auf-
gerichten vortrages, 1 ohm weins jehrlich und
einen halben prame holzes gibt auch gemelt
capittel inhalts benumbts vortrags. Item den
dreissigsten in etlichen weinbergen alhie vor Alt-
stadt gelegen, nemlich in Wolff Trebbau, Relicta
Hensen Schumanns, Achen Boldiken, Relicta Hans
Terbis Lippen und Hans Trebbau, Er Urban

irchen , schulen und hospital in der alten
abschied durch unsern gnädigsten und
es bischof s zu Brandenburg verordnete
i e 1 b s t gemacht.
Rosten und Relicta Jeris Lyers. Item es haben
auch etliche bürger hievor dem pfarrer etlich
wachs, auch zins von etlichem lande in den Wein-
bergen geben, werden nochmals ungeverlich mit
zweien gulden bezalet.
Item den pacht von den zweien pfarhufen,
item die zwei pfarwiesen zu Saring, item vier
gulden von dem Werder und soll numals die haltung
der schweine nachpleiben, item die zwei garten
vor thor mogen sie dem pfarrer nach irem ge-
fallen einem oder beide zu seiner notdurft oder
lust lassen. Item den dreissigsten mandel korns
uf den neuen und Luckenbergischen hufen, auch
von etlichen morgen lendem alle vor dieser Alten-
stadt gelegen. Item den zehend uff den Neu-
dorffischen hufen. Item den opfer als von idem
menschen, so zum hochwürdigen sacrament gehet,
jehrlich vier pfenning, welche in den hausern
sollen ermahnt werden. Es soll aber der opfer
uff des pfarrers vorwilligung den caplanen zu-
gestalt werden. Würde aber ein pfarrer mit alter
oder krankheit dermassen befallen, das er ferner
nicht zu predigen oder das pfaramt zu treiben
vermöchte, sollen ime jerlich gleichwol die zeit
seines lebens funfzig gulden zu seiner unterhaltung
gegeben werden.
Und soll ein pfarrer seins pfaramts treulichen
warten und furnemlich an den hohen festen das
amt selb halten, auch daran, und sunst an suntag
und anderen feirtagen, selb predigen, auch ge-
meinlich alle wochen, eine oder zwo lateinische
lectiones in theologia im grauen kloster thun und
lesen, darein sollen die caplan und alle andere
priester, so geistliche beneficia alhie haben, auch
die ordenspersonen aus den klöstern in beiden
stedten, auch andere gehen und zuhören.
 
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