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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0203

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Abschiede für die Altstadt und die Neustadt Brandenburg von 1575.

183

tragen , und dasselbe kegen e. e. rathe und dem
ganzen ministerio in gunstiglichen gnedigen willen
und gnaden erkennen.
Von der pfarrer collation und gebeute.
Weil die visitatores aus der vorigen visitation
abschiede und einem vortrage, durch weilandt den
hochwirdigen in gott herrn Matthiasen, bischoffen
zu Brandenburg, und den damals verordente visi-
tatorn zwischen dem erbarn rathe und ehrwirdigen
capittel alhie, sonnabends nach Reminiscere des
vorschienen 41. jhars aufgerichtet, befunden, das
das capittel das jus patronatus dem erbarn rathe
übergeben und abgetreten, und also der erbar
rath, wan die pfarrer alhie durch resignation oder
abgang eines pfarrers vorledigt, sich nach einem
andern gelarten, gottfurchtigen und geschickten
pfarrer umzuthun und denselben zu vociren, auch
auf ihre presentation von dem generalsuperinten-
denten instituiren zu lassen befuget und bishero
im brauche hergebracht; so lassen es die visita-
tores auch dabei und thun solchen vortrag kraft
ihres tragenden amts hiermit confirmiren und be-
stetigen, das es inhalts desselben hinfuro mennig-
lichs ungehindert gehalten werden solle1), und
seindt die visitatores der ungezweifelten zuvorsicht,
ein erbar rath werde die pfarre, wie sie allewege
gethan, inhalts unsers gnedigsten herrn visitation-
ordnung, zu jeder zeit bessern und in beulichen
wirden erhalten lassen.
Da auch hochgedachter unser gnedigster herr
den visitatorn auferleget, den kirchendienern ihre
besoldungen, soviel muglich, jedes orts zu
bessern, als haben die visitatores hierinne nach
itziger gelegenheit des kastens2 ) volgende vor-
ordnung gethan,
3) Das hinfuro diesem pfarrer die vorige be-
soldung, weil er sich mit einen erbarn rathe in
seinem anziehen darauf vortragen und ihme in

1) Der Abschied für die Neustadt (N.) hat hier
noch folgendes: Immassen dan der itzige pfarrer ehr
George Bomiche, vom erbarn rathe ordentlich vocirt
und presentirt, auch in itziger gehaltener visitation von
dem herrn superintendenten confirmirt und solemniter
investiert worden.
2) N. hat noch: mit vorwilligung eines erbarn
raths.
b N. lautet von hier ab bis zum Schluss folgender-
massen: Das hinfuro einem pfarrer alhie zur besoldung
aus dem gemeinen kasten jherlich gegeben werden
solle, 200 gulden an gelde, darein das holzgeld und
mahlzinse gerechend, darzu soll dem pfarrer aus dem
kasten volgen,
5 winspel korns, halb rogken und halb gersten,
und 2 aheim wein.
So geben ihme auch das capittel allhie alle jhar
ein aheim wein und ein halben pram holzes.

andere wege beforderung beschehen, aus dem ge-
meinen kasten jherlich gegeben werden solle,
nemlich:
172 gulden 7 gr. an gelde, darein das holz-
geld und malzinse gerechnet, darzu soll dem
pfarrer jherlich aus dem kasten folgen,
5 wispel korns, halb rogken und halb gersten
und zwei ohme wein. So geben ihme auch das
capittel alhie alle jhar ein aheim1) wein und
1/2 pram holzes. Einem kunftigen pfarrer aber
sollen 27 gulden 25 groschen zu der obgesatzten
besoldung zugelegt und also 200 gulden an gelde,
samt dem korne, wein und holze, wie obstehet,
jherlich vorreicht werden.
Von den cap lenen.
Die caplene sollen hinfuro, vormuge unsers
gnedigsten hern des churfursten von Brandenburg
visitationordnung, vom pfarrer und erbarn rathe
alhie angenommen und so ofte die notturft er-
fordert, mit einhelligen rathe wieder vorurlaubet
werden,
Und soll2) den beiden caplenen einem jeden
jherlich hinfuro 100 gulden, als 8 gulden einem
1) aheim = ahm = ohm.
2) N. lautet von hier bis zu dem Absatz „So haben
auch die pfarrer u. s. w.“ folgendermassen: Und nach-
deme dieser pfarren zwei dorfer incoporirt und alhie
zimlich viel volks ist, das es nicht voll muglich, die
vier kirchen durch den pfarrer und zwei caplene not-
turftig bestellen und curirn zu lassen, so soll der-
halben ein ander prediger, in ehrn Bohmichen stadt,
von erbarn rathe alhie zu S. Pauel forderlich, da es
albereit nicht geschehen, vocirt werden, derselbe soll
sein amt in predigen und sonst daselbst zu S. Pauel
mit fleisse warten und gleichwol in der heuptpfarren
alhie, die divina, neben den andern caplenen, wie der
pfarrer vor gut ansehen, und sich mit ihnen vorgleichen
wirdet, bestellen helfen.
Und soll demselben zur jherlichen besoldung
volgen und vorreicht werden 130 gulden 27 groschen.
Als nemlich 45 gulden aus des gemeinen kastens und
elende gulde einkommen.
10 gulden soll ihme von den kirchvetern der
pfarrkirchen zu S. Catharinen vorreicht werden.
75 gulden 27 groschen werden ihme die vorsteher
der kirchen zu S. Pauell jherlich entrichten, darunter
holzgeld und mahlzinse geschlagen.
So thut auch ein erbar rath christlich und wol
daran, das sie demselben predicanten jherlich 44 scheffel
malz aus ihren mollen und ein winspel 12 scheffel
rogken von ihrem boden geben, und also das gottliche
wort als christen fordern helfen.
Es soll auch der moller auf der neuen mollen
diesem pfarrer die 8 scheffel rogken, welche er hievor
dem pfarrer zu Malentzin, im lande zu Jerichow ge-
geben, nun hinfuro entrichten, und dagegen allhie samt
den seinen mit gottes wort und dem hochwirdigen
sacrament vorsehen werden.
 
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