Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
220

Die Mark Brandenburg.

begrebnussen und einleitungen der
breute oder sechswocherin.
Wan der pfarrer mit dem prediger und caplan,
desgleichen der schulmeister und beide gesellen
mit der ganzen schule eine leiche zu grabe zu
beleiten erfordert werden, sollen dem pfarrer
allewege 4 groschen, dem prediger 3 groschen
und jedem caplan 2 groschen, dem schulmeister
3 groschen und jedem schulgesellen 2 groschen
gegeben werden. Wurden aber alleine der pre-
diger oder einer oder auch beide caplans mit dem
cantor und eins teils der schule zu beleitung der
leiche gefordert, soll der prediger davon haben
2 groschen, jeder caplan 2 groschen und der
cantor 1 schilling stendalisch. Wo dann der
kuster alleine mit 1 caplan vor der leiche gehen,
soll jedem 6 pfg. davon gegeben werden.
Der kuster aber soll, wan einer leiche die
gross glocken geleutet wird, davon haben 2 groschen,
vor der anderen 1 groschen, aber von allen gleich
1 ort und 1/2 floren in gemeinen kasten. Und
wan also eine leiche zu grabe beleitet wirdet,
sollen die, so der leiche volgen, gewohnlich in die
kirche zu dem gemeinen kasten gehen und was
um gottes willen dorein geben. Von einleitung
und trauung einer braut soll dem caplan allewege
gegeben werden 1 groschen und dem kuster
1 groschen. Also von einleitung einer sechswocherin
1 gr. dem caplan und 1 gr. dem kuster.
Von dem gemeinen kasten.
Nachdeme albereit ein gemeiner kasten in
unser liben frauenkirche alhie angericht worden,
sollen die pfarrer, prediger und caplan das volk
in predigen, auch die kranken fleissiglich vor-
mahnen, das sie um gottes willen zu unterhaltung
der cristlichen kirche, amte und schuln, auch zu
behuf der armen sollen dorein geben und testa-
menta machen, und sollen jerlich zu dem kasten
vorordnet werden 2 vorsteher des raths und 4 von
der gemeine. Unter denselbigen sollen etliche
des sontags, auch an anderen feiertag in der
kirche ummegehen und in den kasten zu geben
bitten, dergleichen soll man in Sanct Niclaskirche
auch einen kasten setzen, dorein um gottes willen
gegeben mag werden; sollen auch etwan ein sonder-
licher orth, do sie ihre vorwahrung zu iren re-
gister und rechenschaften haben mogen, aufsehen,
und des kastens einkommen in guter registratur
halten und irer einnahme und ausgabe halbjerlich
dem rath und 10 personen von der gilden und
gemeine rechen schaff, und bei jedem vorsteher, so
dem kasten dinstlich ist, soll fleiss gethan werden,
das er bei solchem amte, so lang er zu vormogen,
bleiben moge, aber an des stadt, so nicht zu vor-

mogen, sollen andere gesatzt werden. Weil dan,
wie obgesatzt, aus diesem kasten etliche kirchen-
diener und schuln sollen vorsoldet werden, haben
die visitatorn dorein etliche einkommen an pachten
und zinsen von etlichen vicareien, commenden,
ofliciantengelde unter anderen mehr einkommen,
alles lauts beivorwarter schriftlicher registratur
gewandt und geschlagen, die sollen die vorsteher
des kastens treulich und mit fleisse einmahnen,
auch alle brief, haubtvorschreibungen und brief-
liche urkunden dazu gehörig an sich erfordern,
und von diesem einkommen die besoldungen, davon
oben gemeldet, jerlich unterhalten; und nachdeme
unter der vicarei und commende, so in diesen
kasten gewandt, etliche seind, welche den geist-
lichen, so die halten uf ir leben bleiben und eins
teils durch die, so sich gen Frankfurdt ad studia
sollen begeben, uf etliche jarlang aldo sollen ge-
braucht werden und hernach in diesen kasten
kommen, sollen die vorsteher gute acht geben, das
sie zur zeit, wan die geistlichen vorfieln oder die
jarsfristen derer, welche die vicarei oder commende
zum studio halten, umme sein, ehe absturben oder
nicht in studio zu Frankfurdt sein wurden, die
nutzungen und einkommen solcher commenden
und vicareien forderlich zu gemelten brauche und
besoldungen einnehmen und nichts zugehorigs an
pachten oder zinsen vorkommen lassen. Als dan
die visitatorn itzo die einkommen der geistlichen,
vicareien und commenden nicht anders dan wie
die besitzer derselbigen bericht gethan, inventirt
und registrirt, davon sie doch alle fundation und
reg. nicht zuhanden bekommen konnen, sollen
die räthe und vorsteher je zu zeiten nach der
alten register und fundation forschung haben, ob
villeichte mehr dozu gehorig oder gestiftet, und
dasselbige den lehen zu gute erfordern lassen.
Dergleichen sollen die einkommen aller vicareien
und commenden derer, so in kasten geschlagen,
und der anderer in der anzal, wie die visitatorn
itzo befunden und registrirt, unvormindert bleiben,
also das hochgedacht unserm gnedigsten herrn, auch
den visitatorn, zu jeder zeit moge gebuhrlichen be-
scheid und rechenschaft davon gegeben werden.
Es soll aber auch hinfuro kein patron einich
vacirendt geistliche lehen, vicarei oder commen-
den ane hochgedacht unsers gnedigsten herrn oder
der visitatorn vorwissen oder vorwilligung jemand
vorleihen, und wo das geschehe, soll die leihung
unangesehen bleiben. Ob dan darüber hievor
jemand durch die patronen weren primarien vor-
schreiben worden, welche doch alle den be-
schriebenen geistlichen rechten zuwider und un-
kreftig sein, sollen auch dieselbigen nicht angesehen
werden, sie wurden dann durch hochgedacht unsern
gnedigsten herrn oder die visitatorn bekreftigt und
bestetigt. Weil dan eins teils vicareien, commenden
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften