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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0258

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238

Die Mark Brandenburg.

35. Abschied der kirchenvisitatoren für das kloster Lehnin. Vom 25. Mai 1541.
[Nach Riedel I, 10, S. 399 ff.]

Nachdem die visitatores dem erwirdigen herrn
apt und ganzen convent alhir hochgedachts unsers
genedigsten herrn christliche kirchenordnung an-
gekündiget und publicirt und ire predigten, ge-
senge und kirchenceremonien darnach zu refor-
miren vorordent, dagegen aber der herr apt und
convent diser sachen bis uff hochgedachtes unsers
genedigsten herrn widerkunft vom reichstage
anstand zu geben gebeten, ist den visitatorn nicht
entkegen, das der herr apt und convent disz
halb an unsern genedigsten herrn gelangen mugen.
Weil aber die visitatores befelich haben, die
kirchenordnung, wie obgemelt, allen und jden
klostern und geistlichen in hochgedachtes unsers
genedigsten herrn churfurstenthums und landen
zu publiciren, wollen sie diselben bevelichs halben
es alhir bis sein churfürstliche gnaden aendrung
thun würden, auch also gehalten haben und
bleiben lassen, soll demnach die kirchenordnung
alhir im closter vleissig von jeden ordenspersonen
gelesen, die kirchenceremonien, sacramentreichung,
gesenge und gebete darnach reformirt und ein-
gezogen werden, desgleichen auch die predigten
also im chor geschehen.
Es sollen auch die fratres dem herrn abt,
priori, subpriori debitam obedientiam leisten, sich
in gebürlicher zucht und disciplin halten, und
vorsehen sich die visitatores, der herr apt und
priores werden von den brüdern das, so gott,
dem allemechtigen, oder der kirchenordnung zu-
wider ist, nicht fordern.
Die messe soll in diesem closter anders nicht,
dan wie in der kirchenordnung gesatzt, gehalten
werden, doch das die fratres alle tage, wann
etliche aus inen oder andere nicht zum sacrament
gehen wollten, sollen der tage amt, wie die ord-
nung gibt, singen und halten. Wann aber com-
municantenseind, soll die messe ganz, jedoch
nicht anders, dan nach gestalt der ordnung, ge-
halten werden. Es soll auch das hochwirdige
sacrament des leibs und bluts unsers lieben herrn
Jesu Christi keinem bruder anders, dann nach
der aussetzung Christi, wie in der ordnung zu
finden, wie es auch ire alte regel ausweist, in
beider gestalt gegeben und under einer gestalt
versagt werden. Sunst sollen die fratres gemein-
lich horas de tempore und von hoen festen, wie
bishero geschehen, halten. Desgleichen, wenn
ein fest de sanctis komt, sollen sie das convivium
sanctorum halten und die neuen historien nach-
lassen, die collecten de sanctis sollen wie im
neuen stift zu Coln an der Sprew reformirt
werden, doch sollen die fratres alle sontage,
montage, mitwoch und freitag die lettanei, wie im

dritten theil der ordnung zu finden, mit der an-
dacht des morgens nach der prima singen und
alle darzu kommen.
Die gastung alhir, ausserhalb der herrschaft
zu Brandenburg und des hofgesindes ablager, soll
auch abgethan werden.
Alsdann diese orden hievor allein schulen,
darin die jugend wol aufgezogen und in guten
künsten und gotteswort und dinste instituirt
worden, gewesen und es nun allein zu vielen
langen kirchengesengen gerathen, dardurch die
fratres in studiis fast vorseumt, also auch, das
etliche alhier den catechismum nicht wissen;
ordnen die visitatores darauf, das die kirchen-
gesenge alhir sovil muglich sollen eingezogen und
dogegen den fratribus, in sonderheit den jungen,
mit vleis des tages ungevehrlich drei stunden
solle vorgelesen und mit inen repetirt werden
und sollen ire preceptores und resumptores lesen
in grammatica, dialectica, rethorica, doraus die
jungen brudere praecepta dicendi lernen sollen,
damit sie dann dieselben auch ad exercitium
dicendi et scribendi bringen mugen, soll dabei
gelesen werden in colloquiis Erasmi, in Terentio,
in Plauto und dergleichen, und sollen sie ge-
wehnen ad lectionem orationum, Poetarum et
Historiarum, damit sie cognitionem antiquitatis
und bessere zurichtung ad lectionem sacrarum
literarum fassen mugen. Weil dann den brudern
in sacra theologia nichts vorgelesen wirt, soll der
preceptor für sich nemen locos communes theo-
logicos Philippi Melanchthonis und die den fratri-
bus wol deuten und interpretiren, damit sie dar-
durch einen eingang ad lectionem sacrarum lite-
rarum haben mugen und soll den fratribus nicht
gewehret werden, allerlei gebreuchliche bücher in
der heiligen schrift zu lesen.
Es soll auch der preceptor die fratres an-
halten, das sie teglich mit vleis im catechismo,
aus der kirchenordnung lesen und sie doraus
examiniren, darzu sollen sie lesen den lateinischen
catechismum Philippi und Sarceri.
Und do die visitatores befunden, das es nicht
alles durch einen preceptorn kann furgelesen
und ausgericht werden, soll der herr apt noch
einen ex fratribus, wo er darzu geschickt, oder
um einen andern anders woher vleis haben, damit
die jugend, wie bisher geschehen, nicht also ver-
seumet.
Es sehen auch die visitatores nicht fur un-
bequem an, das, nachdem etliche fratres alhier,
wie in servitio befunden, geschickte ingenia und
zum studiren lust haben, das etliche aus inen ad
 
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