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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0278

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258

Die Mark Brandenburg.

alhie predigen und sunderlich am suntag nach der
vesper in catechismo aus hochgedachts unsers
gnedigsten herrn christlichen kirchenordnung vor-
lesen. Und soll sich derselben allenthalb im
predigen, ceremonien und sacramentreichung ver-
halten. Auch soll er die leute in den zugehörigen
filiale der dorfer Bornsted, Stolp und Nedelitz
mit predigen und sacramenten versorgen.
Von einem caplan.
Wiewol ein caplan hiervor allhie gehalten
worden, so befinden doch die visitatores, das noch
zur zeit allhie nicht vorhanden, davon einer zu
versohlen. Nachdem dan er Mertten Linde-
mann das lehn corporis Christi allhie heldet und
dabei residirt, soll er solch lehn ferner uf sein
leben halten und dem pfarrer in der kirchen
helfen. Wan sich aber dasselbige lehn corporis
Christi zusamt dem lehn Gerdrudis in Sanct Ger-
drud capeln alhie verledigen, soll alsdan von den
zinsen und pächten derselbigen beiden lehen ein
sunderlichen caplan unterhalten und versoldet
werden; den soll ein pfarrer annehmen. Und
soll des caplans wohnung sein das heuslein des
lehns Gerdrudis, darin itzo obgemelter er Mertten
Lindemann wohnet.
Von dem schulmeister und kuster.
Alsdan dis stedlein noch zur zeit nicht in
vermugen einen sunderlichen schulmeister und
kuster zu unterhalten, sunder solchs amt zusamt
der stadtschreiberei durch ein person vorweset
werden , lassen es die visitatores nochmals also
bleiben; doch das der schulmeister die kinder in
der schule mit fleis im lesen und sunderlich beten
lernen, und die stadtschreiberei samt der kusterei
dabei auch bestellen soll. Davor soll er zu seiner
unterhaltung und jerlicher besoldung haben:
das schulhaus zur wohnung; aus jedem
hause des vierteljahrs 2 pf. custodialia; aus
jedem hause uffm Kitz, Neundorf und Glinicke
des vierteljahrs 1 pf.; 30 groschen vom seiger-
stellen, wirdt uffm rathhause gegeben; die
schulrenthe von 21 schock hauptsumma;
8 groschen von dem vierzeitenpfenning;
45 groschen vom rathe alhie von der stadt-
schreiberei, alle quartal; 3 floren von Wentzel
Heinssdorff zu Jutterbock von 50 floren haupt-
summe, so hievor zur memorien doctor Mauritz
Schonow gezinset werden, samt den retardaten
von 2 jahren; 20 groschen jerlichs zins von
der memorien Gregorii quartl. von 5 schock
hauptsumma, welche Michel Schwitzke alhie
hat und jerlich dem schulmeister verzinsen soll;
15 groschen jerlichs zins von der memorien

der Andres Bosnitzin, von 3 schock haupt-
summa, so Andres Hederer zu Stolp hat und
dem schulmeister verzinsen soll; 30 groschen
jerlichs zins von der memorien Mathesen;
6 schffl. rogken jerlichs widerkauflichen pachts
aus dem dorf Birckholz, hats hievor der kuster
zu St. Gerdruden gehabt; Withuns von 6 schock
hauptsumma, welche der rath alhie zu Potstam
an sich hat und dem schulmeister verzinsen
soll; 1 schock von den vorstehern des hospitals
Gerdrudis; 8 groschen trankgelt alle viertel-
jahrs vom biergelde vom rathhaus; das ein-
kommen aller zinse vom lehn crucis, so er
bishero gehabt; 1 groschen des vierteljahrs von
jedem knaben, so in die schule gehet, doch
dass die armen, die es nicht vermogen, sollen
frei sein.
Nachdem dan die zinse davon abgesatzt, die
dem pfarrer und schulmeister gegeben werden,
sollen von den widerkauflichen hauptsummen ge-
fallen, soll der rath alhie wahrnemen, ob davon
was abgelegt wurde und die abgelegten haupt-
summen widerum uff zins austhun, damit die
summe allewege unvormindert bleiben mogen.
Do auch von gemelten hauptsummen etliche
alhie in dem stedlein Potzstam angelegt und aus-
stehen , und davon seit dem nehesten brande die
zins des mehrentheils, in schein der churfurst-
lichen befreiung, bishero geweigert, und sich
hochgedachter unser gnediger herr in einem
schreiben in verschiener fasten an den hauptmann
und rath alhie ausgangen, erklärt, dass sein churf.
gnaden das stedlein nicht anders denn allein von
der herrschaft pflichten und verpflichten, aber
nicht von solchen zinsen befreit, sollen auch solche
zinse, ungeachtet solchs behelfs, aus dem stedlein
samt den retardaten unweigerlich gegeben und
bezalet werden, und der rath uber die, so sich
des weigern, lassen schleunige pfendung gehen.
Es soll der rath auch die gebeude der pfarre
und schul in gewonlichem wesen erhalten.
Auch soll der pfarrer und die so geistliche
lehen alhie haben, unserm gnedigen herrn, dem
bischoff zu Brandenburg, die bischofliche gerechtig-
keit nicht weigern.
Von den accidentalien des pfarrers und
schulmeisters von begrebnussen, ein-
leutung und teufen.
Von einer leiche soll dem pfarrer gegeben
werden anderthalb groschen, dem schulmeister
sechs pfenning; vor einleutung einer braut oder
sechswecherin dem pfarrer 6 pf., dem kuster
4 pf.; were hiervor dem kuster vom teufen
was geben, mochts noch also bleiben.
 
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