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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0349

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Visitations-Abschied für Stendal von 1578.

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wegen des hospitals Gertrudis diese volgende |
artikel und vorordenunge befunden, also lautende: |
Und wiewol das hospital Gertrudis ein zeit-
lang aus bewenden versuchen ledig gestanden und
sonderlich von kranken und fromden, dazu es
gestiftet, nicht darinne gewesen, so haben sich
doch die visitatores mit dem Bismarcken zu Borg-
stall, als patronen desselben, vorgleichet, das
solch hospital hinfuro den armen fromdelingen,
so in diese stadt kommen , etwen krank wurden,
oder den gemeinen dienstboten der stadt, so in
krankheit fielen, und in der burgern, den sie
dieneten, heusern nicht welten geduldet werden,
oder auch in sterbenden leuften, dem gemeinen
gesinde dieser stadt allezeit soll offen stehen.
Wo dan von fromden handwerksgesellen oder
andern dienstleute oder auch in sterbenden leuften
derselben alhie wurden sein, mugen in gemeldt
hospital gefuert und gebracht, sollen auch von
dem einkommen desselben nodturftiglichen unter-
halt werden.
Es soll auch gemeldt hospital bei seinen her-
gebrachten befreihunge pleiben und der vorsteher
desselben jerlichen dem hauptmann oder castner
zu Tangermunde oder denen, so sie dazu ordenen
wurden, samt gedachten Bismarcken gebuerliche
rechnunge davon thuen.
Und weil ein erbar rath alhie itzo den visi-
tatorn bericht gethan, dass demselben abschiede
und verordenunge keine folge geschehen, und das
alleine zweine arme leute im selben hospital
weren, das jerliche einkommen aber desselben
hospitals, etwen zu der Bismarcken ableger oder
sonst missbraucht wurde, haben die visitatores die
Bismarcken und rat am freitage nach Vincula
Petri zuvorher vor sich bescheiden und die ob-
gesatzte der vorigen visitatornverordnunge den
parten vorlesen.
Darauf die Bismarcken denselben abschied,
das sie oder ire bruder denselben bewilligt oder
domals dabei gewesen sein solte, nicht gestanden,
sondern angezeigt, das ire voreitern dasselbe
hospital aus ihrem einkommen gestiftet, und inen
mit allen gnaden und gerechtigkeiten zustendig
were, auch je und allewege menniglichs unge-
hindert vor ire arme leute gebraucht und besessen
hetten ; das sie sich uf die fundation auch die
kaiserliche und churfurstliche confirmation ge-
zogen und im fell der not furzulegen erboten,
auch sich beschwert, als hette der rath inen da-
wider eingriffe gethan, in deme, dass sie den
vorweser desselben darein gepfendet, auch einen
irer burger, so dahin gewichen, daraus gefenglich
holen lassen, mit bitte, ein erbarn rath davon
abzuweisen. Dogegen der rath zu Stendal fur-
gewendet, das sie von solcher ire fundation nichts
Sehling, Kirchenordnungen. III.

westen, vielweiniger den Bismarcken einige ge-
richte auf irer feldmarken gestunden, dan obwol
der von Bismarck voreltern das hospital erbauet,
so hetten sie doch domals als andere ire burger
bei inen gewonet. Derwegen sie auch an solchen
hospital, weil es hart an irem thore uf irem grund
und boden gelegen, einige gerichte oder gerechtig-
keit mehr als andern ire burger in iren gerten
und heusern vor den thoren erlangen konnen und
sich auf gemelter visitatorn abschied, sie dabei
zu schutzen gebeten.
Do aber die visitatores den Bismarcken hoch-
gedachts ires gnedigsten herrn bevelh vormeldet,
das sie unter andern alle hospital visitirn und
der armen notdurft in acht haben sollten, und
man fuglicher und richtiger dan durch die funda-
tion dazu nicht kommen konte, haben sie inen
derwegen die fundation zu producirn oder s.
churf. g. glaubhafte abschrift davon zuzuschicken
auferlegt, damit s. churf. g. oder derselben con-
sistorium daraus der armen unterhaltunge gebuer-
lich regulirn machten, als haben die Bismarcken
darauf zur antwort geben, das inen die fundation
und andere dazu gehorige briefe verbrandt weren,
und sich uf iren gebrauch und possession, auch
permutation schrift, die sie mit s. churf. g. voln-
zogen, referirt und dawider nicht zu beschweren
gebeten, sich aber letzlich erbeten, das einkommen
des hospitals zu überschlahen und s. churf. g.
eine vorzeichnuss, wieviel irer armen underthanen
in bemelten hospital Gertrudis hinfuro gehalten
werden konnen, zuzuschicken, davon der rat zu
Stendal, das ire arme leute ausgeschlossen sein
sollten, protestirt und sie bei der visitatorn ab-
schiede zu schutzen gebeten. Und weil die visi-
tatorn bei den parten keine folge gehabt, haben
sie diese sache uf s. churf. g. gnedigste er-
klerunge gestalt und die part disfals vor s. churf.
g. oder derselben consistorium austrage remittirt
und gewiesen.
Von den beiden junfer clostern alhier
zu Stendal.
Weil die visitatores befunden, das die prediger,
so zu diesen beiden clostern vorordent, die jungfern
darein mit predigen, sacramentreichung, unsers
gnedigsten herrn christlichen kirchordnunge gemess
vorsehen, haben sie inen und den jungfern auf-
erlegt, sich desselben also hinfuro zu verhalten.
Es haben aber die domina und ganze convent
S. Catharinen closters den visitatorn folgende be-
schwer artikel ubergeben, als das inen von den
altmerkischen stedten 16 gulden von irem geist-
lichen lehen der confessorei in irer kirchen ge-
legen, entzogen und dem phisico zugewandt
worden, für eins.

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