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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0373

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Visitations-Abschied für Wusterhausen von 1558.

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von den leuten fleissig einfordern und den pfarrer
überantworten lassen. Soviel aber den kornzehendt
belangt, soll der pfarrer macht haben, an welchem
ende des stuckes es ime gelegen, anzufangen, um
die dreissigste mandel zu zelen und ine an den
orth, do ime die dreissigste mandel fallen wirdet,
unvorhut folgen, wie dann die visitatores mennig-
lichen hiemit aufs treulichste wollen vormant
haben, irem sehelsorger disfals nichts zu entziehen
noch zu betrugen. Dann, do es hieruber geschehe,
wurden sie den greulichen sunden und strafen,
davon Malachias weissaget, nicht entfliehen, auch
hochgedachten unsern gnedigsten herrn zu sonder-
lichen einsehen ursach geben.
Weil auch löblich herbracht, das in hoch-
zeiten die breute, neben den junckfrauen und
frauen, dessgleichen wenn die weiber ihren kirch-
gang halten, fein ordentlichen in die kirchen zum
altar gehen und aldar opfern, soll nochmals also
gehalten werden.
Als dann hochgedachter unser gnedigster
herr und s. churf. g. assessoren des geistlichen
consistorii wegen der pfargebeute mannigfaltige
clagen furkommen und ob woll vom rathe alhie
nicht gestanden werden wollen, das die pfar-
gebeute dermassen vorfallen, so haben doch die
visitatores dieselbe pfarren itzo alhie selbst be-
sichtiget und befunden, dass hochnotig, dieselbe
einsteils alsdan wonhaus neue zu erbauen und
einsteils nemlich die scheune und andere gebeute
zu bessern. Derhalben thun demnach die visita-
tores und rathe und gemeine alhie, kraft
ihres empfangenen bevehls hiemit auflegen, das
sie neben dem pfarrer vormuge der consistorial-
ordnung, die pfargebeute zwischen ditz und
Michaelis schirsten dermassen bauen und zurichten
sollen, das ein pfarrer fuglich darinne wonen
konne und wan solchs geschehen, soll der pfarrer
dieselben in baulichen weren halten, darauf der
rath dann, das solchs geschehe, gut achtung geben
sollen und dem pfarrern des vorwarnen, wo er
solchs nicht thun und die pfarren verfallen lassen
wurde, das er oder seine erben die alleine
wider erbauen und vorigen stand wider bringen
sollen.
Es soll auch das inventarium auf des pfarrers
abziehen oder absterben, wie er das empfangen,
bei der pfarren pleiben und gelassen werden.
Welchs dann der rath, das solchs geschehe, vor-
muge der vorigen visitatoren vorordnung jeder

zeit also beschaffen sollen, oder do sie es nicht
theten, dasselbe zu erfullen schuldig sein.
Von den caplenen.
Der caplan soll hinfuro die besoldung haben,
welche in prima visitatione einem prediger vor-
ordnet worden, nemlichen freie wonunge in dem
heuslein, zu dem lehen Trium regum gehorig,
Zehen schock sollen ime die scheppen alhie hin-
furo, wie bishero geschehen, jerlich von dem
gelde und zinsen der privathoren geben. Item
zehen gulden soll ime der pfarrer jerlichen vor-
reichen. Darzu soll der caplan haben das ein-
kommen und pechte des lehens der cappellen
Georgii samt andern vorördenten accidentalien.
Und dieser caplan soll alleine die kirchen
alhie treulich warten und sein amt neben dem
pfarrer mit predigen, beichtsitzen, sacrament-
reichung, kranken besuchen und anders fleissig
bestellen.
Und nicht das dorf Gartow mit curiren,
sondern der pfarrer alhie soll sich alhie mit einem
sonderlichen caplan vorsehen, der diss dorf Gartow
bestellt und der pfarrer soll ime von desselbigen
einkommen oder sonst von dem seineme vormuge
des abscheidts, in jungster visitation alhie uber-
geben, unterhalten.
Und wenn der pfarrer und caplan zum be-
grebnis gefordert werden, sollen sie vor des ver-
storbenen tuere kommen und nicht der leiche auf
halben wege begegenen, sondern fur den todten
bis zum grabe und bis derselbige zur erden be-
stettigt, singen.
So soll auch der pfarrer und die caplene
des sontags nach der predigte die feiertage, so
die woche uber gefallen werden, den leuten sich
darnach zu richten, vorkundigen. Dessgleichen
alle feiertage und sonst etzliche tage, wie bishero
geschehen, in der wochen predigen und sonder-
lich soll der pfarrer oder caplan, des sontags
nach der vesper oder die woche eins tages alle-
wege im catechismo predigen und denselben dem
gemeinen volcke mit fleisse einbilden. So sollen
sie auch die armen kranken in den hospitalen
und sonsten destomehr besuchen, sie mit gottes
worte trosten und unterrichten und sonst ires
amts treulich abwarten.
[Folgt: Besoldung des Küsters. Von der
Schule. Vom gemeinen Kasten.]

Sehling, Kirchenordnungen. III.

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