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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0424

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404

Schlesien.

Damit wir aber unsers ersten und einigen
orden gottes, des heiligen ehestandes, nicht ver-
gessen (denn er unser getreuen furbit seer nötig
bedarf), so rufen wir an den stifter dieses
ordens, den himmlischen vater, und bitten in,
das er den geist der lieb und einigkeit seinem
orden nicht benemen wölle, sondern gnediglich
mitteilen, das mit zucht und ehren, nach seinem
befelh, in der furcht gottes darinnen gelebt, die
kindlein, seine gaben und geschenk, zur ehre
gottes erzogen werden in unsern heusern, schulen,
kinderspital, hie oder anderswo.
Auch allen stiefvätern und stiefmüttern gegen
iren kindern verleihe ein recht wares, veterliches
und müterliches hertz.
Gott der herr, der sich nennet ein vater der

waisen und ein richter der widwen, der behüte
alle rechte waisen und ware widwen, amen.
Beschlus.
Der herr segne euch und behüte euch. Der
herr lasse sein angesicht leuchten uber euch und
sei euch gnedig. Der herr hebe sein angesicht
uber euch und gebe euch friede, amen.
Darnach lieset der diacon dem volk die
epistel und evangelion fur.
Jesus Christus, unser lieber herr, eroffne
uns unsere hertzen, sein heiliges wort zu fassen,
und mit besserung zu seinem lob behalten.
Hört nu die wort der episteln und evangelii
des heutigen sontags.
Gedruckt zu Witteberg durch Hans Lufft.

84. Ehestatut.
[Aus dem St.-A. Breslau, Stadt II, 23a, Fol. 187. Vgl. oben S. 394.]

Diese nachfolgende vorgenommen ehegelübnis
pflegt man bei unsern kirchen mit der treuung
nicht zu bestetigen, als nemlichen:
Zum ersten, die von fremdes herkommen, als
handwerker, gesellen, jung ledige, auch unbedachte
leute, diener, dienerin, taglöhner, wittiber oder
wittibin, derer kundschaft man nicht hat, ob sie
nicht anderswo auch sich versprochen oder ehelich
sind, und die den willen und zulassung ihrer
eltern, vormünder oder der nächsten zugethanen
freundschaft nicht zu beweisen haben.
2. [wörtlich gleich der Gottesdienstordnung
von 1550: Vom ehestand, Nr. 2, oben S. 401,
Spalte 2, Zeile 20 von unten.]
3. [wörtlich gleich der Gottesdienstordnung
von 1550: Vom ehestand, Nr. 3, oben S. 401.]
4. [wörtlich gleich der Gottesdienstordnung
von 1550: Vom ehestand, Nr. 4, oben S. 401.]

5. Die sich mit bösen gewissen einlassen
in die grad der nahen freundschaft, gesippschaft
und schwägerschaft von göttlichen, kaiserlichen
und natürlichen rechten verboten, beschweren also
das land mit blutschanden, mehren hiermit den
zorn gottes, so vorhin über uns schwebt.
6. Endlich wird man nicht andere treuen,
denen die nicht um ehebruchs willen durch
ordentliche gerichte gescheiden sind, sondern
von einander mutwillig, oft wegen eines todes-
schlages, dieberei, kupplerei oder auch aus bos-
haftigen sinn und sauferei sich trennen, das sich
eines mit dem andern nicht nehern will und was
ander ursachen sein mögen, welche mit recht nicht
können und vermugen, die eheleut zu scheiden.
Nach solchem habe sich jedermann wol zu
richten.
April. 12. Script. A° 86.

85. Bericht über die in Breslau bestehende Ordnung. 1557.
Ordnung der kirchen zu Breslawe.
[Aus dem St.-A. Danzig XXXV. B., Nr. 2. Vgl. oben S. 393.]

Am sontag ganz frue wird eine predigt ge-
halten vor das hausgesinde, darnach eine messe
samt der communion, matura genand, do com-
municanten vorhanden.
Darnach fehet man an matutinas zu singen
und dieselbige concludiret man cum Te deum
laudamus; wen dis volbracht, singen die chora-
listen horas de passione domini.
Nach diesem fehet der chor an den Introitum
de tempore und herren caplan einer in seinem
habitu, wie vor alters allewege die hohen messen

zu singen und wan dieselben zum evangelio ge-
bracht und volgend das patrem darauf zu singen.
Alsdann stehet der herr pfarherr oder predicant
auf, in seinem chorrocke und thut ein sermon;
finita concione singet der caplan die praefation;
post concionem elevirt er das sacrament. Darnach
helt man abermals communionem. Alsdan singt
man das Sanctus agnus dei communionem Jhesu
Christus. Nachmals list man die complende und
und mit dem benedicamus oder Ite missa est be-
schlist man die messen.
 
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