Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0455

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausschreiben des Herzogs von Liegnitz von 1527.

435

haltens dorfuer, wie dennoch die geistlikeit in
Schlesien bis her in etlichen vergangenen jaren
in unserm lande ire zins und zustand also wol
und mehr, dan an viel andern stellen bekomen,
ja auch villeicht mit meher beschwerung des ar-
muts und unserer underthonen, welchs wir deste
lieber zuthuen und zuvorhelfen geneigt, auf das
sie zu uns nicht ursach gewonnen, als wurde inen
allein zu nochteil das heilig evangelium geprediget
und das sie uns also an der seelen heil und unserm
christlichen glauben ungehindert liessen, welchs
wir uns denn nochmols zuthuen allewege erpietten.
Worauf man ist gesonnen zu beharren.
Domit aber nicht jemandes weiter ursach
habe, uns in anderer weis zuvordenken oder dor-
fur zu achten, als sollten wir nicht wissen, was
in unserem lande mit lehren, predigen und anderen,
das den waren gottis dienst belanget, furgenohmen
worde, wollen wir hiemit abermols unsern be-
schlues und gemuedt menniglich am besten un-
verhalten haben, also, das wir bei dem worte
gottis als bei der einigen speise unser seelen und
regirung unsers gewissens, desgleichen bei dem
heiligen evangelio unsers hern Jesu Christi, doran
all unser trost und selikeit leit bestendiglich, so
ferr uns got gnad gibt, vormeinen zuvorharren
und bleiben, dasselbe klar und unvormischt, nicht
anders, dan nach auslegung der h. biblischen
schriften lehren, vorkundigen und predigen lossen,
do durch also mit allem vleis in gotlichen sachen
noch aussatzung des herrn Jesu Christi und seiner
apposteln nochgehandelt werden moge.
Welchem wir, bei unsern höchsten gewissen
auch keines weges anders thuen konnen, so ferr
wir aber dem gotlichen urtel nicht wellen raum
geben, do der herr Christus spricht, wer inen und
seine rede verleuken worde vor den menschen,
den wil er vorleuken vor seinem vater, der im
himel ist, nach deme er auch anderswo sagt: der
knecht, der seines herrn willen weiss und nicht
thuet, wird viel schlege leiden.
Und ob wir woll vor unser person dem-
selbigen noch zur zeit aller gebur nicht noch-
leben, so wollen wir dennoch nichts deste weniger
zu gote vortrauen, das er uns solchs gnediglich
zuvorleihen geruche, und in mitler weil unserer
underthonen, den wir auch zum besten das wort
und den weg der warheit furdern und predigen
lossen, und sonst aller fromen christen furbitte
fruchtbarlich gewarten, auf das wir do durch (wie
wir denn hierin keinen eigen nutz zusuchen vor-
meinen) der seelen selikeit erlangen mögen.
Wir wollen auch allen vleis furwenden und
geburlich einsehen haben, auf das bei den unsern
ein besserlich christlich leben immer von tage zu

tage angefangen und aufgericht, desgleichen ni-
mands keins frevels, mutwillens, noch offentlichen
lasters vorstattet werde, den so wir fur gotte christ-
lich und erbarlich leben und handeln sollen, mussen
wir zuvor an der reinen götlichen lehre anfahen,
dieselbe hören und gott weiter umb gnad bitten.
Also vormeinen wir uns, vormittels gottlicher
hulfe in den sachen des glaubens und sonst
allenthalb zu halten, wie einem christlichen
fuersten geziemet, und wie wir solchs kegen gott,
von welchs gnaden wir leib, seel, ehr und guet
entpfangen, und nochmals kegen unser, durch gott
verordenten obrikeit, der wir zugehorsamer under-
thenikeit mit leib und leben, nach alle unserm
vormogen vorpflicht sein, zuvorantworten hoffen
und getrauen.
Tragen keinen zweifel, es werde der guetig
gott sein warheit dermossen an den tag bringen,
das dodurch die fiensternis des irsals under-
druckt und ausgetilget werden, domit man sich
konftig in allen dingen christlich und noch willen
gottis wisse zurichten.
Doneben sein wir abermals hie bei erpötig,
wo imandes mit grunde der heiligen schrieft be-
weisen und ausfuren möchte, das einicherlei irrung,
ketzerei oder unchristliche lehre wider gottis wort
und die gemeine heilige christliche kierche in
unserm lande gelesen, gepredigt und fuergenomen
wurde (wie dan allein das schwert gottliches worts
gegen verfuerlicher ketzerischer lehre ist zu-
gebrauchen) so wollen wir uns dorin beweisen
und halten, das es uns, ob gott wil, gegen mennig-
lich unverkerlich und loblich sein soll.
Der hoffnung, gott der allmechtige als ein
einiger erkenner der herzen, werde uns ferner
fur allem irthumb behueten, hierin gnad vorleihen
und zu christlicher besserung auch bei seinem
göttlichen wort gnediglich sterken und erhalten.
Dorumb bietten und begeren wir mit ganzen
vleis von menniglich, er sei hohes oder nieders
standes, ob wir in anderer weis zuvorkleinung
unseres christlichen namens und fuerstlichen
standes wider die warheit angegeben und in einen
vordacht komen weren, man wolt demselbigen
wider oben von uns angezeigten grund und ur-
sach keinen glauben geben und sich bei uns
nichts, dan das christlich, fuerstlich, erlich ist, in
allewege versehen, welchs wir uns auf diese unsere
notturftige ursach und anzeigung bei allen ehr
liebhabenden und christen menschen wollen in
ganzer zuversicht vortrost haben, mit erbittung,
uns kegen menniglich noch jedes wirden und stande
widerumb aller gebuer zuerzeigen, domit erhalte
uns gott alle in seiner göttlicher gnade und barm-
herzigkeit. Amen.
Gedruckt in der koniglichen stadt Breslau
durch Adam Dyon MDXXVII. Jar.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften