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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0501

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Kirchenordnungen für Freudenthal und Goldstein von 1584, 1591, 1592.

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groschen, von der bestattung eines eltern sechs
groschen, dies wird mit der schulen geteilt. Dem
pfarrer komt ein theil, dem caplan der ander
theil, und dem schulmeister der dritte theil (ein
collect wird im kirchlein gelesen).
Von einer insonderheit begerten danksagung
beim begrebnuss, einen groschen dem predigamt.
Wann die leute sonderlich und mehr psalmen
begeren zu singen, geben sie von einem jeden
sonderen psalmen oder gesang einen groschen,
das wird mit der schulen geteilt.
Von einem begerten leichsermon aufm be-
grebnuss draussen, giebt man deme, der sie thuet,
zwelf groschen, gen pulsen ausgeleutet und die
bestattung geschicht um den mittag, dessen das
volk mit einem puls der grossen glocken erinnert
wird.
Entlich im vortgehen leitet man wider zu-
sammen, mit so viel glocken, als die leute das
ganze begrebnuss zu bestellen gebeten haben.
Vom kleinern geleite wird gegeben dem can-
tori drei groschen, als nemlich dergestalt: Vom
kleinsten glöcklein einen kreuzer. Vom neuen
mittelglöcklein zween kreuzer. Von der grossen
mittelglock drei kreuzer, und dem glöckner, so
zur grossen glock bestellt ist, gebürt von einer
leichen, wenn er die grosse glock allewege mit
einzuleiten begert wird, vier kreuzer.
Wenn ein funus generale ist in der stadt,
und herein gelegt und solenniter alles gehalden,
und ein leichpredigt begeret wird, giebt man
einen thaler. Dis accidens desgleichen, wenn
etwa eine extraordinari oder sonderliche leich,
hochzeit, gast, oder tauf predigt wird, bleibt
deme, welcher dieselbe zu thun und zu ver-
richten erfordert worden ist.
Was sonsten die alten gewöhnlichen acciden-
tien von opfern, beicht, communion an hohen
festen, neu jar, grün donnerstag, tischgroschen
oder sonsten anreichet, werden sich frome pfar-
kinder der gebür, desgleichen auch die seelsorger
sich gegen den gar armen, so die geordnete gaben
nicht allwege zuerlegen vermögen, wol christlich
zu erzeigen wissen.
Alle pfarrer sollen ganz treuliche und vleissige
aufacht geben, wie mit dem kirchengelde ein-
kommend und kirchenrechnungen umgangen wird,
damit alles richtig verzeichnet und der kirchen
nichts geferliclx verwendet abgehe, verloren oder
veruntreut werde.
Zu mehrer bekreftigung haben ihre gnaden
der herr herr Hinek der eltere, herr v. Wirben,
herr auf Freudenthal und Guldenstein, landes-
hauptmann des marggrafthums Märhern diese
ordnung mit ihren eigenen handen unterzeichnet,
und mit irer g. innsigil becreftiget. Actum
Sehling, Kirchenordnungen. III.

Freudenthal den fünften martii anno fünfzehen
hundert ain und neunzig.
Ih. v. Würben, landeshaubtmann.
Volget der dritte Brief.
Ich Hinek der elter herr v. Wirben, herr
auf Freudenthal und Guldenstein, röm. kais.
maytt. rath und landeshauptman marggrafthums
Märhern usw. Bekenne mit diesem meinem brief
und sigel für jedermenniglichen, für mich, meine
erben, erbnehmer, oder ordentliche nachkommende
herrn und innenhaber meiner herrschaften
Freudenthal und Guldenstein, so wol auch derer
darein verleibten kirchspiel und aller meiner
güter, die ich an jezo aus dem segen gottes hab
oder kunftige zeit bekommen möchte. Nachdem
christlicher obrigkeit befohlen wird, zustehet und
gebüret, kirchen und schulen höchster treu und
gebür zu fördern und furnemlich darauf zu ge-
dencken, wie ihre unterthanen mit dem reinen,
lauteren, unverfälschten wort gottes versehen sein
möchten, und aber leider in den letzten betrübten
läuften allerlei gefärliche veränderungen in der
religion, sonderlich bei der herrschaft tödtlichen
abgang oder abwechslung für zufallen pflegen,
und der grimmige seelenfeind der teufel sein un-
kraut seeen und schwermerei überall einzusezen
und vort zu pflanzen mit aller gewald sich unter-
fangt, als habe ich aus pflicht, damit ich meinen
lieben gott verbunden, und den auch als väter-
licher treuherziger vorsorge für meine arme leute
und unterthanen, so mir gott vertrauet, in meinen
herrschaften Freudenthal und Guldenstein und in
allen denen darzu gehörenden Stätten, flecken und
dörfern, so wol auch in denen gütern, so ich
kunftiger zeit bekommen möchte, keine aus-
genomben, mich gänzlichen dahin entschlossen,
meine jugend und kunftig habende unterthanen
der religion, kirchenordnung, pfarherrn oder seel-
sorger halben, mit einer christl. ordnung und pri-
vilegio zu versehen, und thue solches nicht alein
für meine person, sondern auch für alle meine
erben und nachkommende besitzer oder innehaber
obgemelter meiner güter zu ewigen zeiten wissent-
lich und in kraft dieses meines briefs und siegels,
mit welchem ich negst götlichen wort und bundigem
Befel unsers höchsten himlischen haupts der all-
gemeinen christl. kirchen, mich hiemit wil referirt,
gezogen und gegründet haben, auf gemeinen
christl. religionsfrieden in freiheit des heil. Röm.
Reichs deutscher nation, darzu das königreich
Behemen, und diese incoporirte länder ohn alles
mittel gehörig sein. Nämlich folgender gestald
und also: Das in beeden meinen herrschafften
Freudenthal und Guldenstein, so auch in allen
denen herrscliaften und gütern, so ich künftig
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