Kirchenordnung 1542
Volgt die antiphe.
Der Herr sprach zu mir: Du bist mein ge-
liebter Sun. Ich habe dich heut geboren [Ps 2,
7]
Auf solche antiphen sol man singen drey psal-
men, nhemlich den ersten: Wol dem, der nicht
wandelt im rath der gottlosen; den andern:
Warumb toben die heiden; den dritten: Ach
Herr, wie ist meiner feinde so viel.
Nach gemelten psalmen singe man die antiphen
vollend, oder so man auf einen iden psalm eine
sondere antiphen singen wil, mag man auch
thun.
Volgt die erste lection aus dem neun-
den capitel Esaie [Jes 8, 23; 9, 1 ff.]66b.
In der ersten zeit ist erlindert das land Zebu-
lon und Nepthalim, durch welche die meerwagen
uber den Jordan gehen im galileischen lande,
aber hernach schwerlich angefochten. Das volk,
das in der finsternis gewonet hat, wird ein gros
liecht sehen. Die im lande des tödlichen scha-
tens wonen, denen wird das liecht scheinen. Du
hast des volks viel gemacht, die freude aber
hastu nicht [!] gros gemacht. Sie werden sich
frauen fur dir, gleich wie man sich in der ernte
frauet und wie sich die sighaftigen frauen, wenn
sie die beute teilen. Deim du wirst das joch des
volks bürden, den stab seiner achseln und die
rhute seins treibers zubrechen wie in dem tage
Madian. Es wird auch aller frevel und aufrüri-
sche gewalt und alles kleid, mit blut vermischet,
angezündet, ein speis des feurs werden. Denn
uns wird ein kind geboren und ein Suhn ge-
66a Vgl. die Antiphon auch im Brev. Rom. In
Nativ. Domini. Ad Matutinum. Noct. I (P.
Hiem. 387).
6ßb Ebenfalls als erste Lektion im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390). Schon ein altröm. Lektionssystem um
800 sah diese Lesung als erste für die Weih-
nachtsmette vor; vgl. S. Bäumer, Geschichte
des Breviers. 1895, 620. — Die Lesungen sind
jedoch überall verschieden lang.
geben, auf des achselen wird das reich leigen,
und wird mit seinem namen genennet der wun-
derbarlicher rathgeber, der starker Gott, der
ewiger Vater, der fürst des frieds. Sein reich
wird sich mehren, und des friedes sol kein ende
sein. Der wird sitzen auf dem stul David in
seinem reich, dasselbe zu bereiten und zu grund-
festen mit billigkeit und gerechtigkeit von itzund
bis in ewigkeit. So spricht der Herr, unser Gott.
Responsorium66c.
Heut ist der köning der hymel mensch wor-
den, auf das er den verdampten menschen er-
lösete, des denn sich alle engele freuen.
Verß.
Ehre sey Gott in der höhe und auf erden fried
den menschen eines guten willens.
Die ander lection [Jes 40, 1 ff.]66d.
Sey getrost, sey getrost, mein volk, spricht der
Herr, tröstet Hierusalem und sprecht ihr zu;
denn ihre bosheit ist verloschen, und ihre misse-
that ist begnadet; denn sie hat von der hand des
Herrn volkommene straff empfangen umb alle
ihrer sunde willen. Es ruffet ein stimme: Be-
reitet dem Herrn den weg in der wüste! Machet
eben den fussteig dem Herrn, unserm Gott. Alle
talen erfülle man, und alle höhe und berge er-
nidrige man! Was krum ist, mache man schlecht,
und was straube67 ist, mache man gleich!
Denn die herrligkeit des Herrn wird erscheinen,
und alles fleisch wirt sie sehen; denn der mund
des Herrn hat es gesprochen. Dieselbe stim
66c Responsorium m. Vers auch im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390).
66d Ebenfalls als zweite Lektion im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390 f.). Auch diese Lesung war schon im
altröm. Lektionssystem um 800 (vgl. Anm.
66b) in derselben Weise wie hier vorgesehen;
vgl. S. Bäumer, a. a. O. 620. — Die Lektionen
sind auch hier verschieden lang.
67 = rauh, uneben.
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Volgt die antiphe.
Der Herr sprach zu mir: Du bist mein ge-
liebter Sun. Ich habe dich heut geboren [Ps 2,
7]
Auf solche antiphen sol man singen drey psal-
men, nhemlich den ersten: Wol dem, der nicht
wandelt im rath der gottlosen; den andern:
Warumb toben die heiden; den dritten: Ach
Herr, wie ist meiner feinde so viel.
Nach gemelten psalmen singe man die antiphen
vollend, oder so man auf einen iden psalm eine
sondere antiphen singen wil, mag man auch
thun.
Volgt die erste lection aus dem neun-
den capitel Esaie [Jes 8, 23; 9, 1 ff.]66b.
In der ersten zeit ist erlindert das land Zebu-
lon und Nepthalim, durch welche die meerwagen
uber den Jordan gehen im galileischen lande,
aber hernach schwerlich angefochten. Das volk,
das in der finsternis gewonet hat, wird ein gros
liecht sehen. Die im lande des tödlichen scha-
tens wonen, denen wird das liecht scheinen. Du
hast des volks viel gemacht, die freude aber
hastu nicht [!] gros gemacht. Sie werden sich
frauen fur dir, gleich wie man sich in der ernte
frauet und wie sich die sighaftigen frauen, wenn
sie die beute teilen. Deim du wirst das joch des
volks bürden, den stab seiner achseln und die
rhute seins treibers zubrechen wie in dem tage
Madian. Es wird auch aller frevel und aufrüri-
sche gewalt und alles kleid, mit blut vermischet,
angezündet, ein speis des feurs werden. Denn
uns wird ein kind geboren und ein Suhn ge-
66a Vgl. die Antiphon auch im Brev. Rom. In
Nativ. Domini. Ad Matutinum. Noct. I (P.
Hiem. 387).
6ßb Ebenfalls als erste Lektion im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390). Schon ein altröm. Lektionssystem um
800 sah diese Lesung als erste für die Weih-
nachtsmette vor; vgl. S. Bäumer, Geschichte
des Breviers. 1895, 620. — Die Lesungen sind
jedoch überall verschieden lang.
geben, auf des achselen wird das reich leigen,
und wird mit seinem namen genennet der wun-
derbarlicher rathgeber, der starker Gott, der
ewiger Vater, der fürst des frieds. Sein reich
wird sich mehren, und des friedes sol kein ende
sein. Der wird sitzen auf dem stul David in
seinem reich, dasselbe zu bereiten und zu grund-
festen mit billigkeit und gerechtigkeit von itzund
bis in ewigkeit. So spricht der Herr, unser Gott.
Responsorium66c.
Heut ist der köning der hymel mensch wor-
den, auf das er den verdampten menschen er-
lösete, des denn sich alle engele freuen.
Verß.
Ehre sey Gott in der höhe und auf erden fried
den menschen eines guten willens.
Die ander lection [Jes 40, 1 ff.]66d.
Sey getrost, sey getrost, mein volk, spricht der
Herr, tröstet Hierusalem und sprecht ihr zu;
denn ihre bosheit ist verloschen, und ihre misse-
that ist begnadet; denn sie hat von der hand des
Herrn volkommene straff empfangen umb alle
ihrer sunde willen. Es ruffet ein stimme: Be-
reitet dem Herrn den weg in der wüste! Machet
eben den fussteig dem Herrn, unserm Gott. Alle
talen erfülle man, und alle höhe und berge er-
nidrige man! Was krum ist, mache man schlecht,
und was straube67 ist, mache man gleich!
Denn die herrligkeit des Herrn wird erscheinen,
und alles fleisch wirt sie sehen; denn der mund
des Herrn hat es gesprochen. Dieselbe stim
66c Responsorium m. Vers auch im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390).
66d Ebenfalls als zweite Lektion im Brev. Rom.
In Nativ. Domini. Ad Matutinum (P. Hiem.
390 f.). Auch diese Lesung war schon im
altröm. Lektionssystem um 800 (vgl. Anm.
66b) in derselben Weise wie hier vorgesehen;
vgl. S. Bäumer, a. a. O. 620. — Die Lektionen
sind auch hier verschieden lang.
67 = rauh, uneben.
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