Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0158
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Calenberg-Göttingen

pitel81 offentlich; denn daselbs wird eins ge-
dacht, der heisset Pantaenus, das derselbige nach
der apostelen zeit zu Alexandria der erste cate-
chista und unterweiser solcher neulingen ge-
wesen sey, der ander Clemens82, der dritte
Origenes83. Und wird auch daselbs im 4. ca-
pitel84 eins catechumeni Sereni gedacht, der
umb sein leben durch die feinde christlichs na-
mens, ehe denn er getauft, gebracht worden sey
etc. Wer sihet hiraus nicht, das der catechismus
bey den alten sere vleissig getrieben ist?
Cyrillus im andern buch, das er in Joannem
geschrieben hat, gedenkt auch im 36. cap. 85 sol-
cher catechumenorum und neuling und verbeut
daselbs, das man sie zur communion des altars
und der tauf nicht so eilend solle komen lassen,
sonder treulich vorhin unterweisen, damit sie
einen guten grund des glaubens legen mögen.
So sehen wir auch im Cypriano, libro 3, epistola
2286, das er einen gelerten man, Optatum ge-
nant, anzeucht und meldung vom selbigen thut,
das er ihn mit zuthun der eltesten und priester
zum catechisten erwelet und auch bestetiget
habe.
Was wollen wir sagen vom heiligen Augustino,
der ein sonderlich buch von solcher unterweisung
der neuling und catechumenorum zu einem cate-
chisten, Deogratias genant, geschrieben hat87?
Denn warlich, er ist im selbigen buch vleissig,
also das er auch ein sonderlich capitel, wie man
gelerten leuten, wenn die den glauben annemen
wollen, als retores und oratores sein etc., unter
augen gehen sölle. Und gefellet uns im selbigen
buch sonderiich das wol, das er sagt88: In cate-
chizandis rudibus via tritissima tenenda est, das
ist, in unterweisung der neuling sol man die
strasse gehen, so am gemeinsten ist. Wie hat er

81 Euseb, Hist. eccl. V, 10; MSG 20, 453 ff.
Schwartz, 193.
82 Euseb, Hist. eccl. VI, 6; MSG 20, 533 ff.
Schwartz, 227.
83 Euseb, Hist. eccl. VI, 3, 3; MSG 20, 527 f.
Schwartz, 223 f.
84 Euseb, Hist. eccl. VI, 4, 2 f.; MSG 20, 531 f.
Schwartz, 226.
83 In Joann. ev. II, 1 (Joh 2, 24); MSG 73, 239 f.

aber solchs gemeint? Eben also, das man in
kurzen summarien der ganzen schrift inhalt sol-
chen leuten fur die augen stellen und alles, was
einem jeden Christen zu wissen von nöten, wol
einbilden sol, wie wir dan sehen, das zu dieser
zeit D. Martin Luther in seinem kleinen und
grossen catechismo dis alles aufs artigest und
kürzlichest begriffen hat. So haben wir auch in
unser ordnung88a eine solche auslegung gemelts
catechismi, das wir nicht wusten, wie man der
jugent besser dienen künte.
Denn begreifet nicht solche kinderlahr die aus-
legung der zehen gebot? Die zwelf artikel89
unsers christlichen glaubens? Das heilige Vater
unser? Und alles, was zu den hochwirdigen sa-
cramenten gehört? Weil dan die heilige schrift
auch nichts anders dan solche artikel, wiewol
weitleuftiger, lehret, tractirt und handelt, so
thun wir weislich, christlich und wol, das wir
solchen catechismum oder kinderlahr widerumb
in die kirchen bringen. Denn obwol itzo alte
ungetaufte catechumeni (weil wir alle jung ge-
tauft werden) nicht sein, so ist dennoch diese
lahr, beide, zu unterweisung der alten und jun-
gen, nötig, sonderlich, weil der brauch solches
catechismi in der kirchen lange zeit verschwigen
gewest ist.
Weil dan zu verhütung alles irthumbs, aller
ketzereien und aller zwispaltung kein besser
ding ist dan in den artikelen unsers waren,
alten christlichen glaubens wol unterweiset und
gerüstet sein, so bitte und ermane ich euch
hausveter, und wo die elteren gestorben, euch
paten, die ihr die kinder aus der tauf gehaben
habt, ihr wöllet gemelte euer kinder zu solcher
lahr und unterweisung vleissig zihen und halten,
auch keinen vleis sparen, bis sie solche lahr wol

86 Ep. 24 (Erasm. IV, 22); MSL 4, 287. CSEL 3,
2, 548 (dort Ep. 28).
87 De catechizandis rudibus; MSL 40, 309 ff.
88 Ibid. cap. 11, 16; MSL 40, 322.
88a Vgl. oben S. 788.
89 Einer Legende zufolge soll jeder der 12 Apo-
stel einen Teil des Apostolikums verfaßt
haben; vgl. G. L. Hahn, Bibl. d. Symbole u.
Glaubensregeln3. 1897, 50 ff.

840
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften