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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0169
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Klosterordnung 1542

den es mus christliche freiheit in solchen fellen
sein und pleiben. So sollen auch alle gelubde
die gestalt haben, das sie zu halten moglich und
nicht wider Gott sein.
Wie es hinfurth in den klostern, unserm
frundlichen, lieben sohn und unser leibzucht
unterworfen, gehalten werden soll.
Weil keinem mißbrauch gerathen oder gehol-
fen werden kan, es werde dan Gottes wort treu-
lich getrieben, gelerth und gepredigt, so sollen
in allen klostern, beide, der manspersonen und
jungfrauen, alle wochen vier predig gescheen,
nemblich zwo auf den Sontagh, eine fur mittag,
die ander nach mittage. Darnach eine auf den
Mitwochen, die andern auf den Freitagh. In die
festage werden sie sich an zweigen predigten
lauth unser ausgangen ordenungh28a auch zu
schicken wissen.
Seind in den moncheklostern personen zu sol-
chem ampte tuchtigh, soll man dieselbigen dar-
zu brauchen und fur andern mit der teglichen
arbeit des singens verschonen, were auch guth,
das er die wochen zweimaln prelectionem in
teologia hette, wen er sonst geschickt darzu
where.
Wo aber tuchtige personen nicht sein, da sol
man ihnen ahn allen verzogk predicanten ver-
orden. Dieselbigen sollen sie annemen, horen und
zur notturft besolden. Solchs soll auch gescheen
in den jungfrauenklostern.
Wie sie ihre horas halten sollen.
Wiewoll das gebeth der Christen an keine son-
derliche zeit oder stunde gepunden sein, sonder
alzeit und in ewigen seufzen gescheen soll, wie
Christus Luc. 18 [1. 7] sagt, so lesset man aber
dennoch, weil sie von rechten gebete durch die
predicanten unterweissen werden konnen, ge-
scheen, das sie in singen und lesen ihre ubungh
haben, doch also, das es fein ordenlich zur

28a Vgl. oben S. 792 ff.
29 Vgl. oben S. 789, Anm. 68, u. S. 791, Anm. 73.
30 Vgl. oben S. 792, Anm. 74.
31 Vgl. oben S. 792, Anm. 75.

besserungh geschee und nicht ein neu papisterei
draus gemachet werde. Und sollen auch dero-
halben alle horae de domina, de sancta cruce
samt allen gesengen de sanctis, so invocationem
sanctorum und intecessionem [!] mitbringen, abe
sein und alles de tempore gesungen und gelesen
werden.
Wenß halb zu funfe ist, sall man zur metten
leuten, das sie zu funfen angefangen werde, und
alsdan soll man singen: Deus in adiutorium
etc.29, das Venite30, drey psalm mit ihren
anthiffen [!], drey lectiones mit dreien respon-
soriis, und darnach soll das Te Deum31 mit dem
Benedictus32 und mit einer befleißlichen collec-
ten gesungen werden. De [!] laudes sall man
auf die werktage stehen lassen. Aber auf die
Sontage und festage sollen sie solche laudes mit
den gewonlichen antiphen, Benedictus, collecten
hinzuthun und die metten also beschlossen sein
lassen.
De prima, tertia, sexta, nona sollen sie auch
zu gelegener zeit, die sie mit hulfe des predi-
canten woll treffen werden, mit den gewonlichen
psalmen, anthipen und collecten singen. Des-
gleichen sollen sie die vesper und completorium
zu gelegener zeit mit den gewonlichen psalmen,
anthipen, himnis und collecten halten.
Das Salve regina33, weil es ein gotlos gesenge
ist, das Gott seine ehre aufs schentlichste rau-
bet und wider das erste gepot der creatur zu-
eigenet, soll gar abe sein. Wollen sie aber an-
stadt solches gesanges singen Salve, rex Christe
etc. 34, ist man wol zufriden.
Es mussen aber nhun die klosterleuth solch
ihr singen oder lesen mit radt des predicanten
dermassen verordenen, das die predigt zu rech-
ter zeit gescheen und dardurch nicht verhindert
werden.
Uber das, weil sie itzo von vielen unchrist-
lichen singen dennoch gefreiet werden, so ist
pillich, das sie die verordenten horas mit an-
32 Vgl. oben S. 792, Anm. 76.
33 Vgl. oben S. 804, Anm. 6.
34 Vgl. oben S. 804 u. Anm. 7.

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