Visitationsinstruktion 1542
solche register mit des superintendentis und
aller visitatorn hand underschrieben sein. So
auch etwas beweislichs von den pharhen ge-
rissen were, sollen sie widerumb darzu leghen,
und damit ja nichts hirin verseumet werde, so
soll in allen gerichten allen amptleuten von un-
ser wegen in ihre eide bevolen werden, uber den
pfarguter zu halten, und nicht gestatten, das
etwas davon entfrembt oder gerisset werde, des-
glichen soll ihnen, mit andere geistlichen lehnen
solchs aufssehen an unser stadt zu halten, da-
mit nichts davon gerissen werde, auch bevolhen
sein.
Zum vierden: Wo die pharhern klagen wurden
der besoldung halben und sich solchs ihr klagen
in der warheit befunden, dan sall man sich er-
kunden, ob nicht vicarien oder sunst andere
beneficia in derselbiegen phar oder sunst hart
dabei furhanden, und wo den dieselbige fur-
handen, soll ihnen ein zulage gescheen, doch mit
gedinge, das allezeit in solicher steigerung die-
ses furstenthumbs gelegenheit betrachtet werde,
unnotiege beschwerunge zu vormeiden. Kan man
auch mit glimpf bey burgern und bauren, das
sie den pfarhern anstad der vilfeltiegen acciden-
talien, so itzo fall-en, eine ergetzung7a von dem
ihren thun, erhalten, sol man auch mit vleis
versuchen. Die desolatpfarre, da kein pharher
ist, auch der geringen besolding halben keiner
sein kan, sol man in die nechst phar weisen
und demselbigen pastor solcher desolatkirchen
einskomens zulegen; wo sich aber dye pharleute
hierin beschwert funden, lesset man gescheen,
das sie von dem ihren sovil zulegen, das sich
einer bei ihnen erhalten kunde. Doch sal man
auch allen pastoren, schulmeister und kustern,
das sie durch geizt der gemein nicht beschwer-
lich sein, anhalten.
Zum funftena sollen in allen klostem und
thumstiften7b, dorin phar gehoren, item in allen
anderen pharkirchen von stund an gemeine ka-
sten aufgerichtet, erliche, gotfurchtiege, frome
menner zu diaken erwelet und so bald durch
den superintendenten Corvinum durch auflegung
der hende bestetigt und confirmiert werden.
Es sal auch gemelter Corvinus bei allen pa-
storen eine ordenung lassen, wie sie sichb jer-
lich in solche election und confirmation der
diaken schicken sollen. Nhu, soliche diaken sol-
len alle Suntage und festtage mit einer tafelen
umbhergehen in der kirchen unter der predigt
und armen Leuten die almußen einsamelen und
darnach solch gelt offentlich, das iderman sehe,
in den kasten legen, auch volgends und ider
quatertemper solche eingesamlete almußen in
beiwesen des pharhern in der kirchen austeilen,
nicht nach gunst, sunder nach notturft.
Zum sechstenc sollen in einem sonderlichen
kasten im gerbehaus8 alle siegel, brif und ge-
rechtigkeiten, zu der kirchen gehorigk, sampt
einem register und inventario, so die verorden-
ten werden stellen lassen, bewarlich hingelegt
und den furstehern in allen stedten und flecken,
als pfarhern, diaken sampt den obersten doselbst,
in ihre eide bevolhen werden, trulich hiebei zu
faren, dasd sie davon, so oft des von noten,
guten bericht geben konnen, und zu solchem
kasten sollen unser amptleut, oder so die nicht
a Mit diesem Abschnitt setzt die in den visitierten Ortschaften und Klöstern hinterlassene Kasten-
ordnung (vgl. Einleitung, S. 703) ein, s. Text Nr. 4. Der Anfang lautet abweichend von Ab-
schnitt 5 der Visitationsinstruktion: Erstlich sollen in allen stedten und derselbigen pharhen
von stund an ... — Im folgenden sind nur wesentliche Abweichungen der Kastenordnung (K)
gegenüber der Visitationsinstruktion (V) angeführt.
b sie sich] K: sich der pharher.
c Zum sechsten] K: Zum anderen.
d das] K: auf das.
7a Vgl. oben S. 853 u. Anm. 40
7b = Domstiften.
8 Gerbehaus, eigentlich = Gerberhaus, über-
tragen auch Sakristei; vgl. Schiller u. Lüb-
ben II, 68.
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solche register mit des superintendentis und
aller visitatorn hand underschrieben sein. So
auch etwas beweislichs von den pharhen ge-
rissen were, sollen sie widerumb darzu leghen,
und damit ja nichts hirin verseumet werde, so
soll in allen gerichten allen amptleuten von un-
ser wegen in ihre eide bevolen werden, uber den
pfarguter zu halten, und nicht gestatten, das
etwas davon entfrembt oder gerisset werde, des-
glichen soll ihnen, mit andere geistlichen lehnen
solchs aufssehen an unser stadt zu halten, da-
mit nichts davon gerissen werde, auch bevolhen
sein.
Zum vierden: Wo die pharhern klagen wurden
der besoldung halben und sich solchs ihr klagen
in der warheit befunden, dan sall man sich er-
kunden, ob nicht vicarien oder sunst andere
beneficia in derselbiegen phar oder sunst hart
dabei furhanden, und wo den dieselbige fur-
handen, soll ihnen ein zulage gescheen, doch mit
gedinge, das allezeit in solicher steigerung die-
ses furstenthumbs gelegenheit betrachtet werde,
unnotiege beschwerunge zu vormeiden. Kan man
auch mit glimpf bey burgern und bauren, das
sie den pfarhern anstad der vilfeltiegen acciden-
talien, so itzo fall-en, eine ergetzung7a von dem
ihren thun, erhalten, sol man auch mit vleis
versuchen. Die desolatpfarre, da kein pharher
ist, auch der geringen besolding halben keiner
sein kan, sol man in die nechst phar weisen
und demselbigen pastor solcher desolatkirchen
einskomens zulegen; wo sich aber dye pharleute
hierin beschwert funden, lesset man gescheen,
das sie von dem ihren sovil zulegen, das sich
einer bei ihnen erhalten kunde. Doch sal man
auch allen pastoren, schulmeister und kustern,
das sie durch geizt der gemein nicht beschwer-
lich sein, anhalten.
Zum funftena sollen in allen klostem und
thumstiften7b, dorin phar gehoren, item in allen
anderen pharkirchen von stund an gemeine ka-
sten aufgerichtet, erliche, gotfurchtiege, frome
menner zu diaken erwelet und so bald durch
den superintendenten Corvinum durch auflegung
der hende bestetigt und confirmiert werden.
Es sal auch gemelter Corvinus bei allen pa-
storen eine ordenung lassen, wie sie sichb jer-
lich in solche election und confirmation der
diaken schicken sollen. Nhu, soliche diaken sol-
len alle Suntage und festtage mit einer tafelen
umbhergehen in der kirchen unter der predigt
und armen Leuten die almußen einsamelen und
darnach solch gelt offentlich, das iderman sehe,
in den kasten legen, auch volgends und ider
quatertemper solche eingesamlete almußen in
beiwesen des pharhern in der kirchen austeilen,
nicht nach gunst, sunder nach notturft.
Zum sechstenc sollen in einem sonderlichen
kasten im gerbehaus8 alle siegel, brif und ge-
rechtigkeiten, zu der kirchen gehorigk, sampt
einem register und inventario, so die verorden-
ten werden stellen lassen, bewarlich hingelegt
und den furstehern in allen stedten und flecken,
als pfarhern, diaken sampt den obersten doselbst,
in ihre eide bevolhen werden, trulich hiebei zu
faren, dasd sie davon, so oft des von noten,
guten bericht geben konnen, und zu solchem
kasten sollen unser amptleut, oder so die nicht
a Mit diesem Abschnitt setzt die in den visitierten Ortschaften und Klöstern hinterlassene Kasten-
ordnung (vgl. Einleitung, S. 703) ein, s. Text Nr. 4. Der Anfang lautet abweichend von Ab-
schnitt 5 der Visitationsinstruktion: Erstlich sollen in allen stedten und derselbigen pharhen
von stund an ... — Im folgenden sind nur wesentliche Abweichungen der Kastenordnung (K)
gegenüber der Visitationsinstruktion (V) angeführt.
b sie sich] K: sich der pharher.
c Zum sechsten] K: Zum anderen.
d das] K: auf das.
7a Vgl. oben S. 853 u. Anm. 40
7b = Domstiften.
8 Gerbehaus, eigentlich = Gerberhaus, über-
tragen auch Sakristei; vgl. Schiller u. Lüb-
ben II, 68.
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