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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0184
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Calenberg-Göttingen

6. Constitutiones aliquot synodales, das ist, etliche satzunge, so in zweien
geistlichen versamlungen, deren eine zu Pattensen im 44. jar am 16. Julii
und die andere zu Münden im 45. jare am Dönnerstage nach Epiphaniae
in herzogen Erichs fürstenthume gehalten und durch die hohe oberkeit
zu erhaltung reiner lahr und gleicheit der ceremonien adprobirt und
unterschrieben worden sein.
Item ein kurzer bericht vom christlichen banne.
Durch Anto. Corvinum.
Gedruckt zu Hannober durch Henningk Rüdem anno 1545.1
Der erste synodus, im 44. jar am 16. Julii zu Pattensen gehalten.

Anbonius Corvinus2, in dem löblichen fürsten-
thum herzogen Erichs uber die geistlichen ver-
ordneter superintendens, wünschet dem christ-
lichen leser gnad und fried durch Christum.
Freundlicher, lieber leser! Mir ist nicht un-
bewust, das die liebe kirche, nachdem sie alleine
die schefflin begreift, so des einigen hirtes [!]
Christi und keins miedlinges stimme pflegt zu
hören, keine ander lahr dann alleine die reine
lahr des evangelii hören und haben sol, wie auch
Christus Joannis 10 [27] selbs sagt: Meine schaff
hören meine stimme. Wollte auch ungerne dabey
sein, wo man etwas anders in solche heilige,
christliche kirche als eben das gemelte evan-
gelium bringen oder füren solte, weil ich weis,
was fur unrath aus menschlicher lahr, da sie
Gotts wort nicht gleichförmig ist, biss daher ent-
standen und weiter entstehen künte, wo sie bey
uns widderumb zugelassen werden solte.
Weil aber2a dennoch eine sonderliche zucht,
ehrbarkeit und ordnunge, soviel die ecclesiasti-
cam politicam, das ist das kirchenregiment, be-
langt, sein mus, so kan man in diesem falle
menschliche constitutiones oder satzunge (die
aber in alle wege dahin gerichtet sein sollen,

1 Druckvorlage: 20 Bll. des Bändchens C 1628
der Nieders. Landesbibl. Hannover, Oktav.
Den „Constitutiones“ gehen 3 Leere Bll. voran,
auf der Rückseite des 20. Bl.s beginnt der
Bericht vom Bann. 2 weitere Schriften Cor-
vins sind angebunden.

das sie dem worte gleichförmig und ja nicht
zuwidder sein) nicht verwerfen, nicht, das in
denselbigen die rechte gottsdienste stehen, son-
der das allein gute ordnung und gleicheit in
den ceremonien dardurch, soviel müglich, erhal-
ten wirt. Und eben von solchen satzungen ist
zu verstehen, das der heilige Paulus 1. Corin. 11
[34] sagt: Das ander wil ich orden, wenn ich
kome. Solche ursach hat mich, als den super-
intendenten dieses fürstenthumbs, bewagen, nach-
dem ich viel ungereimpts dinges und vielfeltige
ungleicheit in den ceremonien der kirchen hin
und wider gespürt, einen synodum zu verschrei-
ben und mit meinen herrn und brüdern, so
zwischen Deister und Leine wonen, zu halten.
Und haben dennoch solchen synodum nicht alleine
zu erhaltung der gleicheit in den ceremonien,
so an sich selbs frey sein, wie Aug. li. 1, cap. 2
ad Januarii inquisitiones3 sagt, sonder fürnem-
lich dahin gerichtet, das man in der kirchen
gleicheit der lahr, welche ein nötig ding ist,
haben und bey den predicanten einen christ-
lichen, ehrbarlichen wandel allenthalben spüren
und erhalten möchte. Es haben auch die brü-
der, da sie solch mein christlich fümemen ge-
2 Vgl. oben S. 855, Anm. 2.
2a Die Druckvorlage fügt hier ein überflüssiges
„ich“ ein.
3 Augustin, Ep. 54, 2, 2; MSL 33, 200. CSEL 34,
2, 160.

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