Calenberg-Göttingen
desselben ambts großvogten, haupt-, ober- und
ambtmann und wer derens die gerichte haben,
anfenglichs ihnen anzeigen, daß wir uns zu
berichten wusten, wie eine jede gebührliche13a,
ordentliche obrigkeit nicht allein von Gott dem
allmächtigen dazu verordnet, daß sie die unter-
thanen bei guttem regiment, nützlichen, fried-
samen ordnungen, gleichen rechten, friede, ruhe
und einigkeit erhalten und also nicht allein, was
in der andern taffel des gesetzes Gottes be-
vöhlen, im acht habe, sondern auch und für-
nemlich, daß er dahin trachte, wie Gottes allein
seligmachendes wort rein und lauter geprediget,
gelehret, ausgebreitet, alle abgotterei, irthümben
und falsche lehre ausgerottet und abgeschaffet
und also Gottes ehre in allen dingen befürderet
und fortgesetzt werde. Zu dero behuff wir dann
bald anfangs, als nach dem willen Gottes uns
obberürt fürstenthumb durch absterben weiland
herzogen Erichs hochlobseliger gedächtnus er-
lediget und heimgefallen14, ein christlich man-
dat publiciren und ausgehen lassen15, in wel-
chen wie alle gebührliche15a obrigkeit und die,
so damahls zum bevehl gehabt, wie auch die pre-
diger eines jeden orts ihres gepührenden ambts
erinnert und vermahnet werden, nach Gottes
bevehl gutte und fleißige aufachtung zu haben,
daß die reine lehre erhalten und, was deme zu-
wiedern, abgeschaffet würde. Wie wir dann auch
hernacher uff gehaltenen landtage zu Ganders-
heim16 uns gnediglich erkleret und erpotten,
daß wir erstes tages eine christliche und geist-
liche visitation anordnen wolten. Zu dero behuf
dann, und keinesweges einige unnöttige dis-
putation zu erregen oder ergerliche verenderun-
gen fürzunehmen, hetten wir sie mit einer christ-
lichen instruction abgefertigt und bevehlicht, das-
jenig, was in solcher visitation nöttig, zu erkun-
digen und der gebühr zu verrichten. Derowegen
begehren, daß sie ihnen uf die furgehaltene frag-
stücke und punkten, welche aller christlichen
13a Hs: geführliche.
14 Vgl. Einleitung, oben S. 706.
15 Erlaß v. 1. Febr. 1585; vgl. Einleitung, oben
S. 706.
pilligkeit gemeß und sich derer niemands mit
guten christlichen gewissen zu beschweren, rich-
tigen und wahrhaftigen, beständigen bericht thun,
und was sie fur mengel in ihren pfarren und
gemeinden hetten, ohne scheu anzeigen und ver-
melden wollten.
Nach diesem sollen unsere räthe die semtliche
pastores, kaplane, schuldiener, auch andere er-
forderte abtretten und hernacher einen jeden
allein für sich fordem lassen und ihnen folgende
fragstück fürhalten und darauf examiniren:
1. Wie er mit seinem tauf- und zunahmen heiße.
2. Wann und wo er gebohrn.
3. Wo er studiret, wie lang, und was er für
testimonia vitae ante actae et studiorum
suorum habe.
4. Ob er ordiniret und wie lang es sei, daß es
geschehen, von wem und an welchem ort
und ob er dessen ein documentum habe.
5. Wie und durch was beforderung er zu dieser
pfarren, kaplanei oder schuldinst kommen.
6. Ob er etwas dafür, daß er hinführo lang
dabei pleiben müchte, gegeben oder zu geben
zugesagt und weme.
7. Ob er verus oder mercenarius, auch gepühr-
lich vocirt und immittiret seie und von wem
und aus was bevehl.
8. Vom weme die pfarr zu lehn rühre.
9. Ob er darauf eigene, auch seiner antecessorn
lehnbriefe habe oder wo die vorhanden.
10. Ob die pfarr andere filial habe, wie die
heißen, auch wo sie gelegen.
11. Ob er an einem oder mehr ortern und wie
oft er wochentlich predige.
12. Ob er auch den catechismum mit der lieben
jugend fleißig treibe.
13. Ob und was er für eine kirchenordnung habe
und was er für ceremonien halte.
14. Ob er oder seine collegae oder benachbarte
pfarhern sich auch neben dem ministerio
ohn zwey[fel] advocirens, procurirens, schrei-
15a Hs: geführliche.
16 Gandersheimer Landtagsabschied v. 2. Nov.
1585; vgl. Einleitung, oben S. 706; K. Kayser,
a. a. O. 102, Anm. 3.
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desselben ambts großvogten, haupt-, ober- und
ambtmann und wer derens die gerichte haben,
anfenglichs ihnen anzeigen, daß wir uns zu
berichten wusten, wie eine jede gebührliche13a,
ordentliche obrigkeit nicht allein von Gott dem
allmächtigen dazu verordnet, daß sie die unter-
thanen bei guttem regiment, nützlichen, fried-
samen ordnungen, gleichen rechten, friede, ruhe
und einigkeit erhalten und also nicht allein, was
in der andern taffel des gesetzes Gottes be-
vöhlen, im acht habe, sondern auch und für-
nemlich, daß er dahin trachte, wie Gottes allein
seligmachendes wort rein und lauter geprediget,
gelehret, ausgebreitet, alle abgotterei, irthümben
und falsche lehre ausgerottet und abgeschaffet
und also Gottes ehre in allen dingen befürderet
und fortgesetzt werde. Zu dero behuff wir dann
bald anfangs, als nach dem willen Gottes uns
obberürt fürstenthumb durch absterben weiland
herzogen Erichs hochlobseliger gedächtnus er-
lediget und heimgefallen14, ein christlich man-
dat publiciren und ausgehen lassen15, in wel-
chen wie alle gebührliche15a obrigkeit und die,
so damahls zum bevehl gehabt, wie auch die pre-
diger eines jeden orts ihres gepührenden ambts
erinnert und vermahnet werden, nach Gottes
bevehl gutte und fleißige aufachtung zu haben,
daß die reine lehre erhalten und, was deme zu-
wiedern, abgeschaffet würde. Wie wir dann auch
hernacher uff gehaltenen landtage zu Ganders-
heim16 uns gnediglich erkleret und erpotten,
daß wir erstes tages eine christliche und geist-
liche visitation anordnen wolten. Zu dero behuf
dann, und keinesweges einige unnöttige dis-
putation zu erregen oder ergerliche verenderun-
gen fürzunehmen, hetten wir sie mit einer christ-
lichen instruction abgefertigt und bevehlicht, das-
jenig, was in solcher visitation nöttig, zu erkun-
digen und der gebühr zu verrichten. Derowegen
begehren, daß sie ihnen uf die furgehaltene frag-
stücke und punkten, welche aller christlichen
13a Hs: geführliche.
14 Vgl. Einleitung, oben S. 706.
15 Erlaß v. 1. Febr. 1585; vgl. Einleitung, oben
S. 706.
pilligkeit gemeß und sich derer niemands mit
guten christlichen gewissen zu beschweren, rich-
tigen und wahrhaftigen, beständigen bericht thun,
und was sie fur mengel in ihren pfarren und
gemeinden hetten, ohne scheu anzeigen und ver-
melden wollten.
Nach diesem sollen unsere räthe die semtliche
pastores, kaplane, schuldiener, auch andere er-
forderte abtretten und hernacher einen jeden
allein für sich fordem lassen und ihnen folgende
fragstück fürhalten und darauf examiniren:
1. Wie er mit seinem tauf- und zunahmen heiße.
2. Wann und wo er gebohrn.
3. Wo er studiret, wie lang, und was er für
testimonia vitae ante actae et studiorum
suorum habe.
4. Ob er ordiniret und wie lang es sei, daß es
geschehen, von wem und an welchem ort
und ob er dessen ein documentum habe.
5. Wie und durch was beforderung er zu dieser
pfarren, kaplanei oder schuldinst kommen.
6. Ob er etwas dafür, daß er hinführo lang
dabei pleiben müchte, gegeben oder zu geben
zugesagt und weme.
7. Ob er verus oder mercenarius, auch gepühr-
lich vocirt und immittiret seie und von wem
und aus was bevehl.
8. Vom weme die pfarr zu lehn rühre.
9. Ob er darauf eigene, auch seiner antecessorn
lehnbriefe habe oder wo die vorhanden.
10. Ob die pfarr andere filial habe, wie die
heißen, auch wo sie gelegen.
11. Ob er an einem oder mehr ortern und wie
oft er wochentlich predige.
12. Ob er auch den catechismum mit der lieben
jugend fleißig treibe.
13. Ob und was er für eine kirchenordnung habe
und was er für ceremonien halte.
14. Ob er oder seine collegae oder benachbarte
pfarhern sich auch neben dem ministerio
ohn zwey[fel] advocirens, procurirens, schrei-
15a Hs: geführliche.
16 Gandersheimer Landtagsabschied v. 2. Nov.
1585; vgl. Einleitung, oben S. 706; K. Kayser,
a. a. O. 102, Anm. 3.
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